Sonntag, Juni 28, 2009

Das Haus der Dämonen - Wie man Stillstand verfilmt


USA 2009

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„Based on a True Story“. Mit diesem Schriftzug eröffnet Das Haus der Dämonen seine Pforten, wobei sofort klar sein sollte, dass die angeblich wahre Geschichte auch nur dann wirklich funktioniert, wenn man nicht von vornherein eine Aversion gegen alles Übernatürliche und Übersinnliche hegt. Ansonsten dürfte man sich schnell langweilen und den Plot in die Schublade „spirituellen Hokuspokus“ abspeichern (was er vermutlich auch ist). Sind die Fronten zwischen Film und Zuschauer erst einmal geklärt und wurde die bereits im Titel angelegte Prämisse akzeptiert, kann die Geisterfahrt im Geisterhaus endlich losgehen.

Dass die Handlung im Jahr 1986 einsetzt, sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Immerhin orientiert sich die Geschichte an einem realen Fall, über den bereits eine Dokumentation für den Sparten-Sender Discovery abgedreht wurde. Alles beginnt mit einem Umzug, der die Campbells - eine amerikanische Durchschnittsfamilie - ins beschauliche Connecticut führt. Matt (Kyle Gallner), der älteste Sohn, ist an Krebs erkrankt und soll in einer nahe gelegenen Klinik behandelt werden. Da die Familie über nur ein geringes Budget verfügt, erscheint es zunächst wie ein glücklicher Zufall, dass Mutter Sara (Virginia Madsen) ein günstiges und noch dazu überaus großzügiges Haus im viktorianischen Stil entdeckt, welches ihre finanziellen Mittel nicht übersteigt. Bei ihrem Einzug ahnen die Campbells selbstverständlich noch nicht, dass ihr neues Zuhause ein dunkles Geheimnis birgt.

Das Haus der Dämonen beginnt wie jede Geschichte über ein Geisterhaus. Eine ahnungslose Familie stolpert auf eine unheimliche Bedrohung zu, die sie als solche nicht erkennt. Matts Visionen werden nicht ernst genommen und von den Ärzten mit der Einnahme der Medikamente erklärt. Wir wissen es besser, wobei uns bereits die schaurig-schön gefilmte Einleitung, in der die geheimnisvolle Vergangenheit des Dämonenhauses angeschnitten wird, einen nicht unerheblichen Informationsvorsprung verschafft. Als die Campbells irgendwann nicht mehr weiter wissen und die Vorfälle immer bedrohlicher werden, bittet die Familie schließlich einen katholischen Priester (Elias Koteas) um Rat. Auch dessen Rolle gehört praktisch zum Inventar einer solchen Geschichte, die mit übersinnlichen und parapsychologischen Elementen arbeitet.

Es darf bezweifelt werden, ob sich tatsächlich auch nur etwas so zugetragen hat, wie uns der Film das gerne weiß machen möchte. Lässt man den etwas skurrilen Authentizitätsanspruch jedoch einmal außer Acht, so kann Das Haus der Dämonen trotz seiner allesamt bekannten Bauteile doch recht passabel unterhalten. Das liegt vor allem an den glaubwürdigen Darstellern - allen voran Newcomer Kyle Gallner schlägt sich tapfer - und der durchgängig stimmungsvollen Optik. Regisseur Peter Cornwell hat für sein Spielfilmdebüt augenscheinlich nicht nur die bekannten Vorbilder wie Amityville Horror oder The Others sondern auch so manches Musikvideo (Nine Inch Nails, Marylin Manson) genauestens studiert. Und so sieht sein Film dann auch aus. Wie ein Mix aus heimeligem Oldschool-Grusler und einem auf visuelle Spielereien ausgelegtem Mystery-Schocker.

Der ruhige, geheimnisvolle Erzählton wird dabei immer wieder von Matts zunehmend verstörenden Visionen unterbrochen, während denen die Sound-Designer ordentlich Krawall auf der Tonspur veranstalten und der Film in hübsch durchgestylten Bildern die seelischen Qualen seines Protagonisten heraufbeschwört. Wie zu erwarten greift Cornwell bei der Umsetzung der zahlreichen Geister-Attacken beständig auf altbewährte Schockeffekte zurück, die sich oftmals schon lange vorher ankündigen und daher nicht immer die gewünschte Wirkung erzielen. Dennoch reicht es, um immer mal wieder wie auf Knopfdruck zusammenzuzucken. Als kalkuliertes Date-Movie, von dem man sich in erster Linie erhofft, dass die (weibliche) Begleitung eine starke Schulter zum Anlehnen sucht, hält Das Haus der Dämonen zumindest eine interessante Alternative zu den gängigen romantischen Komödien bereit. Auch muss hier niemand befürchten, dass die Geschichte womöglich einen allzu hässlichen Verlauf nehmen könnte. Verglichen mit dem Remake zu Wes Cravens Last House on the Left oder dem erfolgreichen Saw-Franchise mutet Cornwells Dämonenhaus vielmehr wie ein harmloser Kindergeburtstag an.

Bis zum Ende, das uns in mehreren schlichten Texttafeln über den Fortgang der Ereignisse und das weitere „Schicksal“ des vermeintlichen Geisterhauses informiert, bleibt der Film seinem geradlinigen Strickmuster treu. Cornwells Debüt ist verfilmter Stillstand, cineastischer Konservatismus. Das klingt jetzt negativer, als es gemeint ist. Schließlich spielt der Film von Beginn an mit offenen Karten. Das Haus der Dämonen liefert exakt das, was sein Titel verspricht: Ein Haus und einige Dämonen.

Für BlairWitch.de.