Donnerstag, Mai 03, 2007

Unsichtbar - Teenager in Angst


USA 2007

+1/2

Nick Powell (Justin Chatwin) scheint ein Leben zu leben, um das ihn viele beneiden. Aufgewachsen in einem reichen Elternhaus, kann sich der hochbegabte Schüler seine Zukunft eigentlich selbst aussuchen. Jedenfalls glauben das seine Freunde und Klassenkameraden von ihm. Dass er mit dem frühen Tod seines Vaters und den Kontrollneurosen seiner Mutter (Marcia Gay Harden) tagtäglich fertig werden muss, interessiert niemanden. Eines Abends hält das Schicksal für Nick eine folgenschwere Verwechslung bereit. Annie (Margarita Levieva) – die Anführerin einer gewalttätigen und kriminellen Schüler-Gang – glaubt, dass Nick sie bei der Polizei nach einem Einbruch in ein Juweliergeschäft verraten hat. Er wird von der Bande brutal zusammengeschlagen und im nahe gelegenen Wald zurückgelassen.

Am anderen Tag betritt Nick wie gewohnt die Schule, doch recht schnell stellt er fest, dass etwas anders ist. Er ist anders. Niemand nimmt von ihm mehr Notiz, ganz so, als sei er plötzlich für alle unsichtbar. Anfänglich entsetzt und verstört versucht Nick die Hintergründe für seine Verwandlung zu erforschen. Dabei entdeckt er, dass er sich auf der Schwelle zwischen Leben und Tod befindet. Und mit jeder Minute droht die Waage, sich in Richtung eines endgültigen Abschieds von dieser Welt zu neigen.

Hollywood hat es wieder einmal getan. Die Amerikanisierung erfolgreicher, ausländischer Genre-Produktionen hat eine lange Tradition, doch – wie zahllose Beispiele belegen – unter filmischen Aspekten nur eine sehr bescheidene Erfolgsquote vorzuweisen. Zuletzt erwischte den asiatischen Geister-Schocker die volle Breitseite der gefürchteten Weichspülmaschinerie. Der im Fantasy- und Action-Fach erprobte Regisseur David S. Goyer (Blade: Trinity) nahm sich des schwedischen Überraschungshits gleichen Namens an, um ihn mit Jungstars wie Justin Chatwin (Krieg der Welten) und Chris Marquette (The Girl next Door) zielgruppengerecht neu zu verfilmen. Unsichtbar will augenscheinlich dem derzeit von blassen, langhaarigen Mädchen bevölkerten Genre des Geisterfilms etwas weniger Verstörendes entgegensetzen.

Dabei präsentiert sich Goyers Remake als reichlich süßer Mix aus Teenager-Love Story und übersinnlichem Mystery-Thriller. Etwas Schmalz wie in Ghost – Nachricht von Sam erprobt, eine Prise Butterfly Effect und The Sixth Sense. Das ist schon sein ganzes Rezept. Abseits der durchaus überzeugenden Jung-Darsteller passt hier nicht viel zusammen. Horror-Fans dürften um Unsichtbar ohnehin einen großen Bogen machen, nachdem sie gelesen haben, dass dessen Thrillerpotential erschreckend ungenutzt und auf einige obligatorische angeblich „Scary Moments“ beschränkt bleibt. Dafür wechselt das Skript nach Nicks Eintritt in die Twilight Zone in einen verkitscht-platten Duktus, den der Film bis in die allerletzte Szene hinein nicht mehr ablegen wird.

Der Plot kulminiert in einer religiös eingefärbten Beschwörung der einzigen echten Liebe, einer vermeintlichen Seelenverwandtschaft zwischen Nick und Annie, für die Goyer nur eine dröge Bebilderung bereit hält. In der an eine typische Fast Food-Produktion erinnernden Kulisse will keine Atmosphäre aufkommen, geschweige dass man sich als Zuschauer wirklich mit den Protagonisten identifizieren könnte. Zu schlampig hakt die Einführung wie an einer Checkliste die Standards eines unverstandenen Teenager-Lebens ab. Nick ist ein Junge aus reichem Haus, doch seine Mutter überhört, was er sich für seine Zukunft wünscht. Annie gerät auf die schiefe Bahn, weil sich sonst niemand für sie interessiert. Das reicht vielleicht noch für das Nachmittagsprogramm von RTL & Co., als die tragende Säule eines sich ungemein ernst nehmenden Teenager-Dramas hält es keiner Belastung stand. Das Gefühl bleibt synthetisch, falsch.

Es liegt der Verdacht nahe, dass Goyer mit allen Mitteln einen Kontrapunkt zu seine früheren Projekten wie dem action-vernarrten Blade: Trinity setzen wollte. „Seht her! Ich kann auch anders!“ scheint er mit jeder Einstellung auszudrücken. Doch eine Abkehr von blutgetränkten Vampir-Schlachfesten bedeutet für sich genommen noch keine kreative Weiterentwicklung – im Gegenteil. Unsichtbar liefert den Beweis.

Für BlairWitch.