Sonntag, April 15, 2007

Born to be Wild - Saumässig unterwegs


USA 2007

++1/2

„Wann ist der Mann ein Mann?“ sang bereits vor über zwanzig Jahren ein gewisser Herbert Grönemeyer. Seitdem hat sich in der Welt so manches verändert. Gerade das Fernsehen und die Werbeindustrie haben ein Männerbild kreiert, bei dem der Einzelne auf reine Leistungsparameter reduziert wird. Das bekommen auch die vier Freunde Bobby (Martin Lawrence), Doug (Tim Allen), Woody (John Travolta) und Dudley (William H. Macy) zu spüren. Sie haben es satt, von jedem wie ein kleines Kind fortwährend gegängelt zu werden. Das eigene Ego leidet dabei wahlweise unter der eigenen Erfolglosigkeit beim anderen Geschlecht (Dudley), einer dominanten Ehefrau (Bobby), einer beruflichen Bruchlandung (Woody) oder einer zu Hause grassierenden „Dad-bringt-es-nicht-mehr“-Mentalität (Doug).

In dieser Situation scheint die Idee verlockend, allen Ärger und Stress einfach den Rücken zuzukehren, um noch einmal den Geschmack der Freiheit und den für Amerika so typischen Entdeckergeist nachzujagen. Statt die eigenen Motorräder weiter für gesetzte Kaffeefahrten durch beschauliche Vororte zu „missbrauchen“, starten die vier von der Midlife Crisis befallenen Mitglieder der Biker-Gang „Wild Hogs“ (zu deutsch: Wildschweine) zu einer Reise in Richtung Westen – ohne Ziel aber mit dem festen Entschluss, endlich einmal das zu machen, was ihren Bedürfnissen entspricht.

Im Jahr 2000 schickte die geriatrische Komödie Space Cowboys einen Haufen altgedienter Hollywood-Recken – darunter Clint Eastwood und James Garner – in die Erdumlaufbahn. Für die „Wild Hogs“ geht es immerhin nach New Mexico in ein kleines, verschlafenes Nest. Angelehnt an den New Hollywood-Klassiker Easy Rider, mit dem Walt Beckers doppelte Buddy-Komödie in Motiven und Zitaten spielt, entwickelt sich Born to be Wild zu einem größtenteils unterhaltsamen, zwangslosen Road Trip, der in erster Linie davon lebt, dass er Stars wie John Travolta genügend Raum für pubertäre Späßchen jeglicher Art lässt. William H. Macy – seit Fargo auf charmante Loser-Rollen abonniert – übernimmt wieder einmal den Part des verkopften aber hoch sympathischen Underdogs, der sogar der Liebe seines Lebens begegnen darf.

Das Niveau der Pointen wird dem gerecht, was auch vergleichbare US-Produktionen liefern, im positivem wie im negativem. So verlässt sich das Drehbuch während des ersten Filmdrittels zu sehr auf homophobe Schenkelklopfer, die aufgrund ihrer Redundanz schnell langweilen. Irgendwann sollte zudem das Klischee vom schwulen Motorrad-Cop in der Mottenkiste verschwinden, wobei man weniger den Drehbuchautoren als den Village People dafür „danken“ darf, dass sich manche Stereotypen scheinbar ewig halten. Nach einem etwas zähen Start nimmt der Film nach rund einer halben Stunde deutlich an Fahrt auf, als unsere vier Helden auf ihrer anrührend erfolglosen Demonstration gegen Anpassung und Spießertum einer feindseligen Biker-Gang begegnen. Deren Anführer will der weichgespülten Konkurrenz der „Wild Hogs“ eine Lektion erteilen, schließlich kratzen solche Möchtegern-Rebellen schwer am Image des abgebrühten Easy Rider.

Allein das Wiedersehen mit Ray Liotta in der Rolle des notorisch schlecht gelaunten Gang-Chefs entschädigt für diverse Albernheiten, die sich Born to be Wild ansonsten im Lauf seiner 100 Minuten leistet. Dabei gelingt dem Film mit Liotta noch nicht einmal der größte Besetzungscoup. Der Kurzauftritt einer anderen Hollywood-Legende bringt einen dazu, endgültig an die Verheißung einer kompromisslosen Freiheit auf zwei Rädern zu glauben.