The Hills have Eyes II - Wüsten-Koller
USA 2007
+1/2
Wes Craven ist einer der Urväter des modernen Horrorkinos. Mit den Nightmare- und Scream-Filmen gehen gleich zwei der längst zum Kult avancierten Genre-Serien auf sein Konto. Und auch seine älteren Werke aus den 70ern erfreuen sich nach wie vor einer großen Beliebtheit unter Horror-Freunden. Weil manches von dem, was damals mit geringem Budget produziert wurde, aber durchaus eine Frischzellenkur vertragen konnte, lag die Entscheidung für ein Remake recht nahe. Der junge französische Filmemacher Alexander Aja schnappte sich Cravens The Hills have Eyes und verwandelte den eher etwas geruhsamen Wüsten-Mutanten-Mix in einen ultraharten, actionreichen Horror-Schocker mit subversivem Untertönen.
Der Erfolg an den Kinokassen deutete bereits an, dass eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten lassen wird. Wenn nicht im Horror-Genre, wo dann? Und so kam es, wie es kommen musste. Altmeister Craven tüftelte mit seinem Sohn Jonathan an einem Skript für das Sequel, in dem eine Gruppe unerfahrener Nationalgardisten als Frischfleischreservoir herhalten muss. Die Soldaten sollen eigentlich nur technisches Equipment bei einer von Wissenschaftlern betriebenen Forschungsstation in der Wüste New Mexicos abliefern, doch der angebliche Routineeinsatz wird alsbald zu einem blutigen Survival-Trip. Regie bei The Hills have Eyes II führte der Deutsche Martin Weisz, der zuletzt mit der Kannibalen-Story Rohtenburg auch international für Aufsehen sorgte. Hierzulande durfte der auf einer wahren Begebenheit basierende Film aufgrund eines richterlichen Beschlusses bekanntlich nicht gezeigt werden.
Kennt man Ajas unbarmherziges und raffiniert inszeniertes Remake, so kann einem dieser jüngste Wüsten-Ausflug die Zornesröte ins Gesicht treiben. Die von Aja und anderen Filmemachern wie Roth vorangetriebene Revitalisierung des Horror-Genres scheint an Weisz spurlos vorbeigegangen zu sein. Sein Werk folgt brav ohne jedwede Überraschung dem starren und ausgelutschten „Zehn kleine Negerlein“-Prinzip. Konnte sich bei Aja niemand sicher fühlen, schien dort zu jeder Zeit einfach alles Denkbare und Undenkbare möglich zu sein, so arbeitet sich das Drehbuch der Familie Craven Punkt für Punkt an der Standard-Dramaturgie der meisten viel zu schlechten Horrorfilme ab. Hier kommen die Schocks mit Ansage und die Opfer können mit der Gründlichkeit eines Steuerbeamten durchnummeriert werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass Weisz dem Schauplatz nichts Interessantes abgewinnen kann. Nach einer faden und unspektakulären Einleitung verkrümelt sich der Plot recht schnell in das dunkle und undurchsichtige Stollen-Labyrinth. Die Monotonie des Settings fällt vor dem Hintergrund des abwechslungsreichen Vorgängers besonders negativ auf. Immerhin bietet The Hills have Eyes II zumindest aus handwerklicher Sicht solide Durchschnittskost, was den Film letztlich davor rettet, in die Trash-Ecke abgeschoben zu werden, dort, wo ein gewisser Uwe Boll schon seit Jahren in den eigenen Innereien herumpult. Die Spezial-Effekte der Routiniers Howard Berger und Gregory Nicotero schauen wieder einmal wunderbar gory aus, die Kamera von Sam McCurdy kann zumindest in Ansätzen die Klaustrophobie des Ortes erfahrbar machen. Das war es dann aber auch schon.
Wes und Jonathan Craven versuchen ihren Charakteren zu Beginn zwar einige hintersinnige Statements zur aktuellen US-Politik in den Mund zu legen, diese Seitenhiebe verpuffen aber zwischen den ganzen verbalen Kraftausdrücken weitgehend ungehört. Letztlich freut man sich, dass die Sonne wieder scheint und der Film damit endlich ein Ende gefunden hat. Na ja, die Erleichterung darüber fällt eher gebremst aus. Denn das Schlußbild macht unmissverständlich klar, dass Craven seine Mutanten-Truppe noch nicht in Rente schicken will.
Für BlairWitch.
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