Montag, November 09, 2009

Love Happens - Die Einfältigkeit der Dinge


USA 2009

+1/2

Regie-Debütant Brandon Camp scheint auf Erwartungen keine Rücksicht nehmen zu wollen. Titel, Plakat und Besetzung seines Erstlings Love Happens künden von einer vorhersehbaren, romantischen Komödie. Dabei handelt sein Film in Wahrheit von schmerzhafter Trauerarbeit und der schwierigen Rückkehr ins Leben. Soviel Mut der Regisseur mit der Wahl seines Themas auch beweist, am Ende ordnet sich die Geschichte brav dem Mechanismus eines manipulativen Mainstream-Melodrams unter.

Filmkritik:

Dieser Film ist paradox. Auf der einen Seite sieht es ganz danach aus, als wäre es Regisseur Brandon Camp herzlich egal, mit welchen Erwartungen sich das Publikum sein Debüt ansieht, auf der anderen Seite beugt sich die Geschichte in vorauseilendem Gehorsam den Vorgaben eines von sämtlichen Ecken und Kanten befreiten Hollywood-Melodrams. Das Filmplakat zu Love Happens zeigt ein scheinbar glückliches Paar, das sich liebevoll umarmt. Dieser Umstand zusammen mit dem Titel und dem Namen Jennifer Aniston lässt vermuten, dass wir es hier mit einer dieser locker-leichten romantischen Komödien zu tun haben, wie sie Hollywood praktisch am Fließband produziert. Doch weit gefehlt: Tatsächlich dient die Romanze nur als Köder. Einmal angebissen serviert uns Camp schließlich ein tränenreiches Trauerbewältigungs(rühr)stück.

Für den erfolgreichen Selbsthilfe-Guru Burke Ryan (Aaron Eckhart) gibt es für jedes Problem eine Lösung und auf jede Frage eine Antwort. Auf seinen Seminaren verkauft er eine pseudowissenschaftliche Populär-Therapie, die es den Teilnehmern ermöglichen soll, mit ihren Ängsten und ihrer Trauer besser umzugehen. Er selber kann und will sich hingegen nicht helfen lassen. Seitdem vor drei Jahren seine Frau bei einem Autounfall verstarb, wird er immer mehr zu einem verschlossenen Einzelgänger. Sogar sein Manager und bester Freund Lane (Dan Fogler) kann Burke aus seiner inneren Immigration nicht zurückholen. Das vermag erst die schöne Floristin Eloise (Aniston), in die er sich Hals über Kopf verliebt.

Für Burke ist die zarte Romanze mit der von den Männern enttäuschten Blumenladenbesitzerin der ausschlaggebende Grund, über sich und seine Trauer ehrlich nachzudenken. Die Selbstreflexion gipfelt in einem aus zahlreichen Hollywoood-Filmen bekannten Finale, bei dem sich die Hauptfigur vor großem Publikum erklären, Buße tun und Besserung geloben darf. Dass dabei kein Auge trocknen bleibt und Camp mit aller Gewalt auf die ganz großen Emotionen zielt, weist nur auf einen von vielen Missgriffen des Drehbuchs hin. So wirkt bereits die gesamte Rollenanlage arg konstruiert. Die Schizophrenie von Eckharts Charakter, der öffentlich als Motivations-Trainer und Seelentherapeut auftritt, privat aber an der eigenen Ansprüchen scheitert, dient allein der späteren vorhersehbaren Katharsis.

Camps schematisches Verständnis von Trauer zeigt sich auch am Subplot um einen verzweifelten Vater (John Carroll Lynch), der sich den Unfalltod seines Sohnes nicht verzeihen mag. Der Film macht es sich hier zu leicht, wenn er uns vorgaukelt, man könne tiefe seelische Narben mit einigen geschickten Handgriffen und einer Shopping-Tour (!) im örtlichen Baumarkt „kurieren“. Glatt und durchweg unglaubwürdig erscheint das, was Love Happens zu erzählen hat. Wie eingangs erwähnt dürften selbst treue Jennifer-Aniston-Fans nur wenig Gefallen an einer Geschichte finden, die ihr romantisches Potenzial zu keiner Zeit überzeugend ausspielt. Eckhart und Aniston entwickeln zusammen keinerlei Esprit und ihren Dialogen merkt man viel zu oft an, dass sie Wort für Wort einstudiert sind. Zu allem Überfluss meint Love Happens, altkluge Weisheiten über das Leben und den Tod verkünden zu müssen. „When life gives you lemons, you can either make a sour face or lemonade!“ ist da bereits eine der besseren.

Für Programmkino.de.