Montag, Oktober 05, 2009

Lippels Traum - Märchen aus 1001er-Nacht


D 2009

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Nachdem die bisherigen Verfilmungen von Paul Maars Kinderbüchern („Das Sams“, „Herr Bello“) vom jungen Publikum mit großer Begeisterung angenommen wurden, lag die Entscheidung, eine weitere Geschichte aus dessen Feder zu adaptieren, eigentlich recht nahe. Die Wahl fiel auf Lippels Traum, einem fantasiereichen Abenteuer, in dem sich ein elfjähriger Junge aus Verdruss über die neue, kontrollsüchtige Haushälterin in ein Märchen aus 1001 Nacht hineinträumt. Die durch die Bank überzeugenden Jungdarsteller werden dabei von einer Riege prominenter deutscher Schauspieler (u.a. Moritz Bleibtreu und Anke Engelke) unterstützt.

Filmkritik:

Der elfjährige Philipp (Karl Alexander Seidel), der von allen nur „Lippel“ genannt wird, wächst bei seinem Vater Otto Mattenheim (Moritz Bleibtreu) im malerischen Passau auf. Der erfolgreiche Sternekoch hat sich längst auch im Ausland einen Namen gemacht und so kommt es, dass Lippel für eine Woche ganz auf ihn verzichten muss. Eine Geschäftsreise in die USA lässt sich nicht weiter verschieben. In dieser Zeit soll die neue Haushälterin Frau Jakob (Anke Engelke) auf Lippel aufpassen. So sieht zumindest der Plan von Vater Mattenheim aus. Was dieser nicht ahnt: Mit immer neuen Vorschriften und Verboten treibt die strenge Hausdame Lippel zur Verzweiflung. Sogar das Buch mit Geschichten aus 1001 Nacht, das ihm sein Vater geschenkt hat, will sie ihm abnehmen. Doch der clevere Lippel findet einen Ausweg. Er träumt sich Nacht für Nacht in ein orientalisches Märchen, in dem seltsamerweise nicht nur sein Vater sondern auch Frau Jakob und zwei seiner Klassenkameraden auftauchen.

Mit dem fantasievollen Lippels Traum findet nach Das Sams und Herr Bello ein weiterer Kinderbuchklassiker aus der Feder von Paul Maar den Weg ins Kino. Maar, der abermals das Drehbuch zusammen mit Produzent und Autor Ulrich Limmer verfasste, besitzt ein sicheres Gespür für das, was Kinder in Lippels Alter bewegt, wovor sie sich fürchten und wie ihr Blick auf die Welt und uns Erwachsene ausfällt. Letzterer mag zugeben nicht immer allzu schmeichelhaft erscheinen. Viele der Erwachsenenfiguren auch in Lippels Traum sind einfache Karikaturen, deren überzeichnete Ticks und Manierismen vornehmlich als Comic Relief zu verstehen sind. So erinnert Anke Engelkes pedantischer Kinderschreck an das bekannte Fräulein Rottenmeier aus Heidi. In Lippels Fantasiewelt wiederum übernimmt sie den Part der bösen Hexe und damit einer durch und durch klassischen Märchenfigur. Nur wenige der Erwachsenen wie Vater Mattenheim oder dessen Mitarbeiterin Serafina (Christiane Paul) eignen sich letztlich als echte Sympathieträger. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Maar merklich von anderen Kinderbuchautoren. Eine Cornelia Funke geht beispielsweise in ihren Geschichten über die Wilden Hühner weitaus differenzierter vor.

Gleichwohl reiht sich Lippels geträumte Reise vom anscheinend dauerverregneten Passau in die geheimnisvolle Märchenwelt aus 1001 Nacht nahtlos in die Reihe der vielen erfreulichen Kinderbuchverfilmungen der vergangenen Jahre ein. Der Film beschwört in prachtvollen Bildern – die Dreharbeiten fanden in Marokko statt – die kindliche Imagination als machtvolle, treibende Kraft des Guten und der Freundschaft. Anders als internationale Produktionen wie Pan’s Labyrinth oder The Fall, die im Grunde eine sehr ähnliche Botschaft formulierten, richtet sich Lippels Traum vornehmlich an ein junges Publikum.

Ohne jemals den pädagogischen Zeigefinger zu erheben, lernen Kinder hier so ganz nebenbei den richtigen Umgang mit ihren Ängsten. Einzig in der Konfrontation – das erkennt Lippel, nachdem er sich mit viel Überwindung erstmals in den verhassten, dunklen Keller gewagt hat – liegt der Schlüssel zu einem größeren Selbstvertrauen. Das kann er im nächsten Moment dann auch gleich unter Beweis stellen. Zusammen mit seinen Schulfreunden schickt er den Hausdrachen in die Wüste. Und das ist in diesem Fall durchaus wörtlich zu verstehen.

Für Programmkino.de.