Sonntag, Dezember 16, 2007

Elizabeth - Das goldene Königreich


GB/F 2007

++1/2

Die englische Königin Elizabeth I. prägte ihr Land wie kaum ein anderes Staatsoberhaupt. Ihre Regentschaft währte über vier Jahrzehnte, in denen die Besiedelung der Neuen Welt und der Krieg gegen das streng katholische Spanien unter Philip II. fielen. Nachdem der gebürtige Pakistani Shekhar Kapur in Elizabeth (1998) den Aufstieg der „jungfräulichen Königin“ in opulenten Bildern ausmalte, beschäftigt er sich in seinem zweiten Film über die Monarchin mit den späten Jahren der Elizabethanischen Regentschaft. Das Ergebnis fällt deutlich actionbetonter, aber nicht minder prachtvoll aus.

Filmkritik:

Wir schreiben das Jahr 1585. Obwohl Elizabeth I. (Cate Blanchett) seit fast drei Jahrzehnten das Land regiert, lassen ihre Feinde nichts unversucht, um die aus ihrer Sicht verhasste Monarchin vom Thron zu stürzen. Elizabeths engster Berater Sir Francis Walsingham (Geoffrey Rush) setzt auf ein komplexes Spionagesystem, um die Verschwörer zu enttarnen und die Macht der Königin zu festigen. Ihm gelingt es, ein Mordkomplott aufzudecken, in das auch die schottische Königin Maria Stuart (Samantha Morton) verwickelt sein soll. Doch damit nicht genug. Denn die Bedrohung lauert zugleich im weit entfernten Spanien. König Philip II. (Jordi Mollá) versteht sich als Vorreiter eines fundamentalistischen Katholizismus. Mit Verbündeten wie dem Herzog von Parma und Geld aus Rom formiert er eine mächtige Armada, die England besetzen und die protestantische „Ketzerin“ vom Thron stürzen soll.

Bereits diese beiden Handlungsstränge böten ausreichend Stoff für einen jeweils eigenständigen Elizabeth-Film. Kapur ist aber nicht Peter Jackson, der gleich eine ganze Trilogie über ein Thema abdreht, und so kommt es, dass Elizabeth - Das goldene Königreich in der Gesamtschau deutlich oberflächlicher als sein Vorgänger erscheint. 114 Minuten reichen für eine Analyse der internen Macht- und Ränkespiele nicht aus, wenn das Drehbuch gleichzeitig noch die Darstellung der Seeschlacht gegen die spanische Armada und eine verbotene Romanze zwischen Elizabeths Lieblingszofe Bess (Abbie Cornish) und dem wagemutigen Entdecker Walter Raleigh (Clive Owen) vorsieht. Letztlich behandelt der Film vieles wie Elizabeths nicht immer unproblematisches Verhältnis zu Raleigh nur flüchtig.

Sieht man von dieser Schwachstelle einmal ab, so funktioniert Elizabeth – Das goldene Königreich aber immer noch als bildgewaltiges und verschwenderisch ausgestattetes Historiendrama. Die Palette der detailverliebten Sets reicht von den königlichen Gemächern bis zur wegweisenden Schlacht im Ärmelkanal. Gegenüber dem ersten Elizabeth-Film grenzt sich Das goldene Königreich durch seine stärkere Akzentuierung der Action-Sequenzen ab. Vor allem während der Seeschlacht nutzt Kapur die technischen Möglichkeiten des modernen Blockbuster-Kinos, wobei er seiner eindrucksvollen Bildsprache stets treu bleibt.

Cate Blanchett knüpft an die nahezu perfekte Mimikry aus der ersten Elizabeth-Verfilmung an. Selbst unter zentimeterdicke Schminke geht der aristokratische, divenhafte Charme der Australierin nicht verloren. Blanchett ist mir dieser Rolle als Schauspielerin gewachsen und – das ist alles andere als despektierlich gemeint – auch gealtert. Ihre Ausstrahlung und Präsenz überragt alles. Selbst gestandene Schauspielkollegen wie Clive Owen und Geoffrey Rush fungieren hier bestenfalls als Stichwortgeber.

In einer der letzten Szenen blickt eine glückliche wie erschöpfte Elizabeth dem von brennenden Schiffen rot eingefärbten Horizont entgegen. Es ist eines jener Motive, deren monumentale Kraft auch nach dem Abspann noch lange nachwirkt und die beweisen, dass hinter der Kamera ein Regisseur stand, der wie nur wenige seiner Zunft in großen Bildern denkt.

Für Programmkino.de.

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

@ Ebert (*grin*)

Da isse ja!^^

Was auch immer 2,5 Sternchen bedeuten, Dein Text klingt nicht schlecht. Weiß auch gar nicht, was Du dem Film genau vorwirfst. Klar reicht die Zeit nicht für eine "Analyse der internen Macht- und Ränkespiele". Die werden nur angedeutet und dienen allein zur Darstellung und Charakterisierung der Queen, welche ja auch der Hauptaugenmerk des Films ist.

Action an sich ist auch nicht schlecht, weil's nicht langweilig wird. Sooo actionlastig kam mir der Film aber gar nicht vor.

Der Jackson-Vergleich ist ... ähm: seltsam/witzig! Wollte Kapur nicht auch 3 Teile machen? Der 3. scheitert wohl an Blanchett. Ist Tolkiens Werk nicht viel komplexer und die 3 Filme schon zu kurz?

Und richtig: Bildgewalt ist geil ;o)

Dezember 16, 2007 11:47 PM  

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