Ich weiß, wer mich micht getötet hat - Langer Titel und nichts dahinter
USA 2007
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Talentlosigkeit gilt heutzutage als chic. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, warum Selbstdarstellerinnen wie Paris Hilton die Schlagzeilen beherrschen und sich vor allem junge Mädchen danach sehen, als Party-Luder Karriere zu machen. Auch Lindsay Lohan scheint derzeit alles daran zu setzen, sich als Person und Schauspielerin komplett zu diskreditieren. Alkohol- und Drogenexzesse, diverse Verkehrsdelikte und ein überaus peinlicher Party-Exhibitionismus sind nicht dazu angetan, sich noch für die eigentliche Arbeit der 21jährigen zu interessieren.
Wer ihren neuen Film gesehen hat, mag zu der Erkenntnis gelangen, dass man sich nicht nur um Lohans Privatleben langsam ernsthaft Sorgen machen muss. Denn nach den harmlosen, aber doch irgendwie auch charmanten Nonsens-Komödien wie Freaky Friday und Mean Girls sowie einer Nebenrolle in Robert Altmans A Prairie Home Companion erreicht Lohan mit Ich weiß, wer mich getötet hat ein in vielerlei Hinsicht beängstigendes Karrieretief. Das Rezept der Produktion ist dabei ganz simpel: Man nehme einen Star, der die Klatschpresse beherrscht, filme ihn in mehr oder weniger erotischen Posen und mixe das Ganze mit einer gehörigen Portion Gore und plakativer Schockeffekte.
Die Story selber klingt nach einem mit David Lynch-Elementen angereicherten Teenie-Thriller. Aubrey (Lohan) ist ein Mädchen aus gutem Hause und eine strebsame Schülerin. Sie nimmt Klavierunterricht und verfasst eigene Kurzgeschichten. Eines Abends nach einem Football-Match verschwindet sie spurlos. Ihre Eltern (Julia Ormond und Neal McDonough) sowie ihr Freund (Brian Geraghty) befürchten, dass Aubrey etwas Schlimmes zugestoßen sein muss. Denn dass sie einfach abhaut, kann sich niemand vorstellen. Da in der Gegend bereits ein anderes Mädchen vermisst wird, glaubt die Polizei, es mit einem Serientäter zu tun zu haben. Entsprechend groß ist die Erleichterung, als Aubrey nur kurze Zeit später wieder auftaucht. Allerdings ist sie schwer verletzt. Die Ärzte sind gezwungen, ein Bein und einen Unterarm zu amputieren. Mysteriös erscheint, dass sie behauptet, ihr Name wäre Dakota und nicht Aubrey.
Für den Zuschauer beginnt damit ein nur leidvoll spannendes Rätsel um Identitäten, gespaltene Persönlichkeiten und vermeintliche Doppelgänger. Die Erklärung, die der Film letztlich für das Verwechslungsspielchen „Aubrey vs. Dakota“ anzubieten hat, setzt einiges an guten Willen voraus, wobei man sich unweigerlich an eine schlechte Akte X-Folge erinnert fühlt. Macht aber nichts, schließlich geht es Regisseur Chris Sivertson erkennbar nicht um psychologische Raffinesse oder gar eine halbwegs logische Erklärung für die doppelte Lindsay. Er setzt stattdessen auf die Reize seiner Hauptdarstellerin, die als verruchte Stripperin Dakota im roten Scheinwerferlicht posieren und fortlaufend unanständige Wörter aufsagen darf. Dass sie dabei zu jeder Zeit ihren BH anbehält, erhöht sicherlich nicht nur das Frustpotenzial bei ihren männlichen Verehrern, es zeugt zudem von einer ganz neuen Definition des Strip-Berufs, bei dem es auf das Ausziehen von Kleidungsstücken offensichtlich nicht mehr ankommt.
Je weiter die Handlung voranschreitet, desto deutlicher tritt die Einfallslosigkeit des Plots zu Tage. Das Finale im dunklen, mit allerlei angeblich unheimlichen Schnickschnack ausgestatteten Kellergewölbe des Killers vertraut auf die bekanntesten und deshalb wirkungslosen Mechanismen des Suspense-Kinos. Dass man dennoch ab und an zusammenzuckt, kann relativ profan mit der Lautstärke mancher Soundeffekte erklärt werden. In Sachen Gore bietet Ich weiß, wer mich getötet hat zumindest das, was er an anderer Stelle – damit sind Lohans nackte Tatsachen gemeint – vermissen lässt. So gibt es abgetrennte Gliedmaßen gleich mehrfach in überaus hässlicher Nahaufnahme zu bestaunen. Hinzu kommen einige perverse Folter-Varianten wie das Vereisen einzelner Finger, was bereits beim Zusehen einiges an Schmerzen bereitet.
Gäbe es einen Preis für „ästhetische Penetranz“, Ich weiß, wer mich getötet hat würde ihn gegen jede Konkurrenz gewinnen – mühelos. Die Idee, Aubrey und ihrem Alter Ego Dakota eine jeweils eigene Farbe zuzuordnen, reizt Sivertson bis zum Äußersten. Keine Szene kommt ohne ein auffällig blaues bzw. rotes Accessoire aus, was den Film auf eine besonders ermüdende Variante des „Ich sehe was, was Du nicht siehst“-Spiels reduziert. Sogar Safer Sex muss sich hier diesem visuellen Amoklauf unterordnen (ja, die Kondome sind blau).
Lohans erster und hoffentlich auch letzter Ausflug ins Horrorfach ist nur ein weiterer formelbehafteter Psychopathen-Schocker, der aufgrund seiner unterdurchschnittlichen Schauspielleistungen immerhin über einen gewissen Trash-Appeal verfügt. Ernst nehmen lässt sich der krude Horrorthriller trotz aller vermeintlich intelligenter Plot-Twists nämlich bei bestem Willen nicht.
Erschienen bei BlairWitch.de.
5 Comments:
Totaler Schrott der Film, dass Lohan tatsächlich glaubt, sie könnte mal einen Oscar gewinnen, grenzt an Größenwahnsinn.
echt? wann hat sie denn diesen schwachsinn geäußert?
vor einem oder anderthalb jahren, bevor das große koksen los ging ;)
Gute Arbéit :)
Ob nun sie oder andere gespielt hätten Horrorfilme sind eh alle Scheisse.
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