Kurzkritik - Gomorra
I 2008
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Zu den traurigen Konstanten in Italiens Gesellschaft gehört der gerade im Süden weiterhin spürbare Einfluss des organisierten Verbrechens. Neben der Mafia zählt die Camorra zu den einflussreichsten Verbrecher-Syndikaten des Landes. In Neapel liegt das Epizentrum ihrer Macht. Die Stadt wurde bereits im 19. Jahrhundert von den verschiedenen Camorra-Clans in zwölf Zonen aufgeteilt, die bis heute zumeist von mehreren Familien kontrolliert werden. Der Journalist Roberto Saviano beschrieb in seinem 2006 erschienenen Roman Gomorra bis ins Detail die Praktiken der Camorra und ihre Vernetzung mit Italiens Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das brachte ihm nicht nur viel Respekt und Zuspruch sondern zugleich auch zahlreiche Morddrohungen ein. Heute lebt Saviano unter Polizeischutz an ständig wechselnden Orten.
Der italienische Filmemacher Matteo Garrone nahm Savianos Bestseller zur Vorlage für sein gleichnamiges, dieses Jahr bei den Filmfestival in Cannes uraufgeführtes Crime-Drama, das sich fundamental von den bekannten Mafia-Epen des US-Kinos wie Der Pate oder Goodfellas unterscheidet. Die Camorra bleibt über die gesamte Laufzeit nur ein Phantom, eine schwer greifbare Bedrohung, die im Verborgenen operiert und dabei dennoch zu keiner Zeit keinen Zweifel an ihrer Handlungsfähigkeit und Entschlossenheit aufkommen lässt. Der Film schildert das System auf der Mikroebene, dort, wo es mitunter schwer fällt, seinen Spuren zu folgen. Marco und Ciro sind zwei Teenager, die davon träumen, eines Tages echte Gangster zu sein. Der diskrete Don Ciro arbeitet als Geldbote für die Familien der inhaftierten Camorra-Mitglieder und der junge Uniabsolvent Roberto soll gegen ein üppiges Salär den illegalen Müllhandel für das Syndikat organisieren. Garrone verwebt fünf solcher Episoden zu einem atmosphärisch dichten und beängstigenden Kaleidoskop.
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