Dienstag, Oktober 28, 2008

Kurzkritik - Let's Make Money


A 2008

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Das Timing hätte kaum besser sein können. Pünktlich auf dem (vorläufigen) Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise – und ausgerechnet am Weltspartag – startet Let’s make Money in unseren Kinos. Die Dokumentation des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer folgt der Spur des Geldes im globalen Finanzsystem. Wie schon in We feed the World, wo Wagenhofer die Mechanismen der industriellen Lebensmittelproduktion in einprägsamen Bildern ausstellte, verzichtet er auch dieses Mal auf einen eigenen Kommentar. Stattdessen lässt er Experten (u.a. den Fonds-Manager Mark Mobius), Beteiligte und Opfer zu Wort kommen, um den seiner Meinung nach zerstörerischen Mix aus unreguliertem Kapitalismus und Globalisierung den Spiegel vorzuhalten. Dass er dabei immer nur Ausschnitte präsentiert, die seinem Weltbild vom bösen Finanzsystem zuträglich sind, schmälert allerdings die Glaubwürdigkeit seines sicherlich ehrenwerten Anliegens. So hat für ihn das Zusammenwachsen der Weltwirtschaft größtenteils Schaden angerichtet, egal, ob in Indien, China oder Afrika. Überall zeigt uns Wagenhofer stets die Schattenseiten.

Kapital ist etwas, das gezähmt werden muss. In dieser These will man Wagenhofer angesichts der jüngsten Fehlentwicklungen überhaupt nicht widersprechen, allerdings setzt Let’s make Money weniger auf Information denn auf Polarisierung und Ideologie. Damit eignet sich die Dokumentation eher als Feel-Good-Movie für ein Attac-Treffen, denn als Grundlage eines umsichtigen Diskurses. Dabei wartet der Film durchaus mit eindrucksvollen Passagen auf. Wagenhofer montiert in einer Szene die in den letzten Jahren produzierten Betonwüsten an Spaniens Küste zu einem erschreckenden Mahnmal, das die Exzesse unserer Wirtschaftsordnung beispielhaft aufzeigt. Leider stehen solche Impressionen weitestgehend für sich. Den Anspruch, die Vernetzungen im Weltfinanzsystem offen zu legen, kann Wagenhofer letztlich nicht einlösen.

Erschienen im Smart Investor.