Donnerstag, Januar 15, 2009

Saw V - Jigsaws Erbe


USA 2008

++1/2

Obwohl John/Jigsaw (Tobin Bell) längst das Zeitliche gesegnet hat, lebt sein dunkles Vermächtnis weiter. Ganz klar: Das derzeit erfolgreichste Horror-Franchise ist zurück und das bereits zum vierten Mal. Man kann beinahe die Uhr danach stellen. Ein neues Jahr, ein neuer Saw. Beides scheint längst Hand in Hand zu gehen. Dabei erstaunt, wie es den Autoren immer wieder gelingt, die Story zumindest halbwegs logisch fortzusetzen und neue Szenarien für die perversen Folter-Spielchen des Jigsaw und seiner Jünger zu entwerfen.

Saw V knüpft unmittelbar an das Ende seines Vorgängers an. Darin nahm der erfahrene FBI-Agent Strahm (Scott Patterson) zusammen mit seiner Kollegin Agent Perez Jigsaws Verfolgung auf. Während Perez den Einsatz seinerzeit nicht überlebte und in eine letztlich tödlich Falle des Serienkillers tappte, entdeckt Strahm in dem verlassenen Fabrikgewölbe Jigsaws Leiche. Was der Ermittler nicht ahnt: Jigsaw hat sich rechtzeitig um Nachwuchs bemüht. Detective Mark Hoffmann (Costas Mandylor) lockt Strahm mit einer weiteren Tonbandaufnahme in einen Hinterhalt, aus dem sich dieser nur in allerletzter Sekunde befreien kann. Misstrauisch beobachtet er später, wie sich Hoffman von der Presse als Held feiern lässt.

Während der inzwischen von seinem Chef (Mark Rolston) beurlaubte Strahm damit beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren, geht das ausgeklügelte Spiel von Jigsaws Erben in eine neue Runde. Hoffman erweist sich als folgsamer Schüler, der fünf anfangs noch quicklebendige Opfer für die nächste Fallenhatz auserwählt hat. Ein Journalist, eine Stadtplanerin, eine Immobilienmaklerin, eine Feuerinspektorin und eine Mitarbeiterin der Baubehörde finden sich wie schon so viele vor ihnen angekettet in einem dreckigen Verlies wieder. Auch sie alle verbindet ein ganz bestimmtes Ereignis. Doch viel Zeit, um länger darüber nachzudenken, bleibt ihnen nicht. Scharfe Klingen, rotierende Sägen und explosive Überraschungen warten bereits auf ihren blutigen Einsatz.

Rückblenden sind seit Teil III ein integraler Bestandteil der Saw-Reihe. Wurde dabei zunächst die Beziehung zwischen Jigsaw und dessen Gehilfin Amanda beleuchtet und später die Vergangenheit des Puzzleteil-Killers thematisiert, steht dieses Mal Hoffmans „Ausbildung“ im Mittelpunkt der reichlich vorhandenen Flashback-Sequenzen. Diese nutzt Regisseur David Hackl auch für eine Rückkehr an alte Schauplätze und ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern, die wie die Saw II-Mannschaft quasi im Vorbeigehen nochmals einen Auftritt geschenkt bekommen. Das hat Charme und Stil. Durch die zahlreichen Querverweise entwickelt sich Saw V selbst zum Puzzlespiel, bei dem man immer mehr über Jigsaws frühere Taten erfährt und sich die schwarzen Flecken auf der Landkarte allmählich mit konkreten Bildern füllen.

Ganz offen geben die Verantwortlichen zu, sich bei der Weiterentwicklung der Reihe vieles von erfolgreichen TV-Serien-Formaten wie Lost oder 24 abgeguckt zu haben. Anders als die meisten gängigen Horror-Franchises versucht Saw, nicht mit jedem neuen Teil eine bloße Kopie der vorangegangenen Geschichten zu produzieren, sondern das Jigsaw-Universum um immer neue grausame Details und interessante Fakten zu erweitern. Das Ergebnis fällt mal mehr (wie in Saw III), mal weniger (Saw IV) überzeugend aus. Die beiden Autoren des fünften Teils, Patrick Melton und Marcus Dunstan, führen einerseits das klassische Saw-Konzept weiter – will heißen Fallenlösen im Wettlauf gegen die Zeit –, andererseits bauen sie auf dem auf, was die ersten vier Filme an „Vorarbeit“ bei der Etablierung von Charakteren und Motiven geleistet haben.

Dass auf diesem Weg auch so manches Mysterium zerstört wird, war zu erwarten. Und dennoch will man die verschachtelte Erzählweise mit ihren fintenreichen Einschüben nicht missen. Denn im Gegensatz zu vielen Fortsetzungen einst erfolgreicher Horror-Geschichten hat sich die Saw-Reihe ein Minimum an Eigenständigkeit und Kreativität bewahrt. Sogar den nicht unbedingt originellen Rückgriff auf die Gruppen-Situation aus Teil II verpacken die Autoren geschickt als erste Bewährungsprobe für Jigsaws neuen Zögling. Allerdings verschenken sie hierbei ohne Not das psychologische Potenzial an ein überhastetes Stolpern von Raum zu Raum (was irgendwie an Cube erinnert). Als Zuschauer hat man nicht wirklich eine Chance, zu den fünf Inhaftierten eine Beziehung aufzubauen.

Der verdiente Saw-Produktions-Designer Hackl vertraut bei seinem Regiedebüt insgesamt auf die bewährten Elemente des Franchise. Neben der düsteren Optik und dem bekannten Metal-Soundtrack dürfen selbstverständlich neue, perfide Fallkonstruktionen nicht fehlen. Gegenüber den letzten beiden Ausflügen in Jigsaws Folterkeller schraubt Saw V den Anteil grafischer Abartigkeiten aber merklich zurück. Die Serie war ohnehin an einem Punkt angekommen, an dem sich die blutigen Gewaltfantasien kaum mehr steigern ließen. Ein Kindergeburtstag sieht dennoch anders aus. Bis sich am Ende der sechste Teil über die obligatorische Schluss-Pointe ankündigt, bleiben erneut zahlreiche, mehr oder weniger lebenswichtige Körperteile auf der Strecke.

Für BlairWitch.de.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Wow, schön geschrieben! ;)
Nett, dass auch mal einer - wenn auch kurz - Saw III lobt, da ich bisher nur negative Kritik dafür gehört habe.
Und an Lost hab ich überhaupt nicht gedacht, hehe. Wäre witzig, wenn sie das Konzept weiter aufgreifen und in VI statt der Flashbacks dann Flashforwards verwenden und es die ganze Geschichte um ein Stück komplizierter machen. :D

Februar 01, 2009 2:40 AM  
Blogger Marcus kleine Filmseite said...

merci!

ich bin mal gesapnnt, was teil VI bringt. wenn sie den weg aus V weiter beschreiten, wird das sicher ganz passabel.

Februar 01, 2009 12:27 PM  

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