Twilight - Biss zum Morgengrauen
USA 2008
++
Er ist der Ladykiller unter den Kreaturen der Dunkelheit. Spätestens seit Anne Rice wird der Vampir als Casanova der Nacht und Herrscher unausgelebter Sehnsüchte romantisch verklärt. Eigentlich ist es vor dem Hintergrund dieser Entwicklung nur konsequent, wenn aus dem einst gefürchteten Fürst der Finsternis nunmehr ein waschechtes Teenie-Idol wird, dem die Herzen junger Mädels in Scharen zufliegen. Mit ihren vier Romanen der auch in Deutschland populären „Bis(s)“-Reihe erschuf die amerikanischen Autorin Stephenie Meyers nicht nur einen Welt-Bestseller, sie goss zudem die bei Vampir-Geschichten immer unterschwellig vorhandene Erotik in die Passform einer unschuldigen Teenager-Liebe.
In seiner Ausgangslage erinnert Twilight – Biss zum Morgengrauen dabei an den schwedischen Vampir-Beitrag So finster die Nacht, der angeschoben von weit weniger PR auf Festivals wie dem Fantasy Filmfest zum Publikumshit avancierte. Während letztgenannter aber die Freundschaft zwischen dem zwölfjährigen Oskar und dem Vampir-Mädchen Eli beschrieb, vollzieht Meyers einen Rollentausch. Bei ihr ist es der Junge, den es nach Blut dürstet, womit die Geschichte zumindest in Bezug auf den Geschlechteraspekt die klassischen Vampir-Legenden zitiert. Damit scheinen die Vergleiche zum jahrhundertealten Mythos aber auch bereits aufgebraucht. Ansonsten fühlt sich Twilight nämlich mehr wie die provinzielle, blasse Neuauflage von Beverly Hills 90210 an.
Bei Bella (Kristen Stewart), die mit ihrem Vater (Billy Burke) vor kurzem aus dem sonnigen Phoenix in die verregnete Kleinstadt Forks an die Westküste gezogen ist, will sich anfangs keine Freude über das neue Zuhause einstellen. Schließlich ist der Umzug mit dem Verlust des alten Freundeskreises, der Clique und des bekannten sozialen Umfelds verbunden. Bella scheint sich erst mit der Situation anzufreunden, als sie Edward (Robert Pattinson) kennenlernt. Dieser zieht sie von der ersten Begegnung in seinen Bann. Edwards coole Art, seine geheimnisvolle Aura und mysteriösen Augen, Bella ist hin und weg. Was sie zunächst nicht weiß: Edward ist ein Vampir. Zusammen mit seiner Familie lebt er zurückgezogen in einer schicken Designer-Villa.
Nach der relativ straffen Exposition, die uns das Leben an Bellas neuer High School näher bringt, schwenkt die Handlung auf die schüchterne, erwartungsgemäß nicht ganz unkomplizierte Love Story zwischen Bella und Edward ein. Regisseurin Catherine Hardwicke nimmt sich viel Zeit um das zu zeigen, was sich die Zielgruppe von Buch wie Film erhoffen dürfte. Schmetterlinge im Bauch, romantische Ausflüge in die unberührte Natur, sehnsuchtsvolles Gekuschel, das hier könnte die ultimative Teenager-Liebe sein, wäre Edward nicht streng genommen schon „eine ganze Weile“ dem Teenie-Alter entwachsen. Bei allen schmerzhaften Komplikationen, die eine solche Konstellation zwischen Mensch und Vampir gewöhnlich mit sich bringt, ist es doch ein glücklicher Zufall, dass Edwards Familie menschlichem Blut schon vor langer Zeit abgeschworen hat. Stattdessen geben sie sich mit tierischen Opfern zufrieden.
Die Versuchung, von dieser Regel wieder einmal abzuweichen, bleibt aber latent als Bedrohung spürbar. Insofern ist das Verhältnis zwischen Bella und Edward nie frei von Spannungen. Wirklich bedrohlich wird es allerdings erst, als andere Vampire auftauchen, die weit weniger nobel sind und keinen „Wir-saugen-nur-Tiere-aus“-Kodex kennen. Obwohl es zwischen Bellas Beschützer und Neuankömmling James (Cam Gigandet) wenig überraschend zum Showdown kommt und dabei zumindest kurzzeitig die Action im Vordergrund steht, ist Twilight kein Film, der auf blutige Suspense abzielt. Die mit Gothic-Elementen versetzte Geschichte ist letztlich so harmlos wie Edwards und Bellas keusches Tête-á-Tête.
In den Hauptrollen dürfen sich Kristen Stewart und der Brite Robert Pattinson schmachtende Blicke zuwerfen. Insbesondere Pattinson besitzt die Lizenz zum Herzen brechen. Seine Interpretation des zahnlosen Edward rückt den blassen Dracula-Erben in die Nähe eines unbeugsamen, aber gebildeten Outlaws, der gerne mal am Klavier für seine Angebetene in die Tasten greift und bei allen Macho-Posen immer zu seinen Gefühlen steht. Es ist keine gewagte Prognose, wenn man Pattinson nach Twilight eine Karriere in Hollywood voraussagt. Das Zeug dazu hat er allemal. Schon heute wird er mancherorts vorschnell mit James Dean verglichen, wobei – um im Beverly Hills 90210–Kosmos zu bleiben – der Vergleich mit Jason Priestley weitaus näher läge.
Der sensationelle Erfolg an den Kinokassen garantiert, dass die Verfilmung des nächsten „Bis(s)“-Romans nicht lange auf sich warten lassen dürfte. Nach Twilight ist das allerdings eine Perspektive, die nicht jedem Freund von Vampir-Geschichten gefallen wird.
Für BlairWitch.de.
2 Comments:
Totales Plagiat von einem Artikel in der Sueddeutschen!!!
Von anderen abschreiben und dann nicht mal die Quelle nennen: blogging
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Kommentar veröffentlichen
<< Home