The Horsemen - Apocalypso
USA 2008
+1/2
Sie ist ein Bestseller. Und das nun schon seit fast zweitausend Jahren. Die Bibel. Das Fundament des christlichen Glaubens inspiriert immer wieder Autoren und Filmemacher bei der Suche nach neuen oder zumindest neu arrangierten Geschichten. Dass es dabei zu jener Zeit oftmals alles andere als friedlich zugegangen sein muss, dass Gewalt, Tod und Barbarei den Alltag vieler Menschen bestimmte, ist abseits aller theologischen Fragen längst eine gesicherte Erkenntnis. Zu den eindrucksvollsten, stärksten Motiven zählt das in der Offenbarung des Johannes skizzierte Bild des nahenden Weltuntergangs, das sich in den vier apokalyptischen Reitern manifestiert.
Nicht nur an dieser Stelle liest sich die Bibel wie ein harter, kompromissloser Mystery-Schocker, so dass die Überlegung, sich gewisser biblischer Motive für einen modernen, düsteren Thriller zu bedienen, fast zwangsläufig aufkommen musste. David Finchers verregnetes Serienkiller-Puzzle Sieben trieb das Spiel mit religiöser Symbolik auf die Spitze. Der schwedische Regisseur Jonas Ǻkerlund knüpft nun in seinem neuen Film Horsemen an diese Tradition an, wobei es ihm nicht die sieben Todsünden sondern die zuvor erwähnten Reiter der Apokalypse angetan haben. In deren Namen scheint sich eine grausame Mordserie zu ereignen. Obwohl die Polizei zwischen den ersten Opfern zunächst keine direkte Verbindung ermitteln kann, weisen beide Verbrechen dieselben Merkmale auf. Auch die Tatorte gleichen sich bis ins Detail.
Mit den Ermittlungen wird der erfahrene Detective Aidan Breslin (Dennis Quaid) beauftragt. Seit dem Tod seiner Frau sucht dieser in der Arbeit Bestätigung und Ablenkung. Seine Söhne kommen dabei immer öfter zu kurz. Ohne es zu wollen, beginnt er Sean (Liam James) und den älteren Alex (Lou Taylor Pucci) zu vernachlässigen. Damit ist Aidan zweifellos der Prototyp des arbeitssüchtigen, schuldbeladenen Cops, der vor den Problemen in seinem Alltag nur zu gerne die Augen verschließt. Wer nun denkt, dass auf den Detective so ziemlich jedes erdenkliche (Film-)Klischee zutrifft, der soll schlussendlich Recht behalten. Im Übrigen gilt diese Beobachtung nicht nur für Quaids Rolle sondern für den gesamten Film. Aus zunächst hilfsbedürftigen Opfern werden Verdächtige, aus Verdächtigen Täter. Und natürlich soll es kein Zufall sein, dass ausgerechnet Aidan in dem Fall ermittelt. Erst als es zu spät ist, wird ihm bewusst, dass er auch persönlich in die ganze Sache verstrickt ist.
Das Drehbuch von Dave Callaham verfügt zugegeben über einige interessante, spannende Ansätze. Doch über die kommt es zu keiner Zeit hinaus. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto unglaubwürdiger und unlogischer erscheint einem die Prämisse des Films. Das viel zu überhastete Ende setzt dieser schleichenden Entgleisung letztlich die Krone auf. Statt zu schockieren oder zu überraschen wirkt es vielmehr unfreiwillig komisch. Ein sichtlich gelangweilter Dennis Quaid (mit Betonmimik) trägt seinen Teil dazu bei, dass man sich nie wirklich mit ihm und seiner Rolle identifizieren kann. Zu sehr arbeitet sich der Film zudem an den aktuellen Gesetzmäßigkeiten des Genres ab, zu denen es auch gehört, dass ein einzelner Plot-Twist längst nicht mehr ausreicht.
Obwohl es die Horsemen auf gerade einmal 90 Minuten inklusive Abspann bringen, stellen sich schon bald deutliche Längen ein, die Ǻkerlund mit pittoresk-unterkühlten Landschaftsaufnahmen und stylischen Montagen zu füllen versucht. Dass der Schwede früher einmal Musikvideos u.a. für Christian Aguilera, Madonna und The Prodigy (das berühmte „Smack my Bitch up“-Video geht auf sein Konto) inszenierte, ist seinem Film durchaus anzumerken. Ǻkerlund gibt sich alle Mühe, über das Visuelle eine bedrohliche Stimmung zu etablieren. Der Anfang ist dann auch in der Tat vielversprechend weil erfrischend anders. Dem übertriebenen und daher nicht selten lächerlichen Dauerregen-Szenario vieler anderer Serienkiller-Formate setzt er die Helligkeit einer schneebedeckten Idylle entgegen. Leider hält Ǻkerlund diesen emanzipatorischen Ansatz nicht lange durch. Schon nach wenigen Minuten fügt er sich dem ästhetischen Diktat des Genres.
Horsemen gelingt es nicht, sich aus der Umklammerung vergleichbarer Produktionen zu lösen. Sowohl die religiöse Symbolik als auch das nur bedingt spannende Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Täter(n) erfüllen am Ende leidenschaftslos Thriller-typische Vorgaben, bei denen man sich ruhig fragen darf, wann ein Regisseur wieder einmal den Mut aufbringt, diese komplett zu ignorieren. Jonas Ǻkerlund, soviel scheint sicher, ist dazu nicht gewillt.
Für BlairWitch.de.
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