Love & Dance - Die Universalität des Tanzes
ISR 2006
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Die Sprache des Tanzes ist universell. Genauso universell, wie es Emanzipations- und Coming-of-Age-Geschichten sind. Diese hier handelt von der Selbstfindung eines Jugendlichen, der die Erfahrung der ersten Liebe macht. Die auf zahlreichen Festivals gefeierte israelische Produktion Love & Dance orientiert sich an so bekannten und erfolgreichen Tanzfilmen wie Billy Elliot – I Will Dance und der Dokumentation Mad Hot Ballroom ohne jedoch die kulturelle Identität ihres eigenen Schauplatzes zu vernachlässigen.
Filmkritik:
Der dreizehnjährige Chen (Vladimir Volov) wächst in Ashdod auf, einer Stadt am Rande der Wüste, in die viele Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion gezogen sind. So auch Chens Mutter Lena (Oksana Korostyshevskaya). Sie ist mit Rami (Avi Kushnir) verheiratet, einem israelischen Fotografen, der die Einsamkeit und Schönheit der Wüste schätzt, aber in seinem Job vor allem junge Brautpaare ablichten muss, worauf er mit Zynismus und Sarkasmus reagiert. Das Verhältnis zwischen seinen Eltern erlebt Chen als äußerst wechselvoll. Lautstarke Auseinandersetzungen wie die an ihrem Hochzeitstag, den Rami wieder einmal vergessen hat, sind keine Seltenheit. Als Chen seine Mutter daraufhin zum Tanzen ausführt, soll sich für ihn alles ändern. Er lernt Natalie (Valeria Voevodin) kennen, ein bildhübsches Mädchen, das sein Herz höher schlagen lässt. Chen ist verliebt. Und weil er immerzu an Natalie denken muss, meldet er sich in ihrem Tanzkurs an. Doch auf das Hochgefühl folgt die Ernüchterung. Denn Natalie hat bereits einen festen Tanzpartner. Statt Natalie wird ihm die bestimmende Sharon (Talya Raz) zugeteilt, mit der er sogar an einem nationalen Tanzwettbewerb teilnehmen soll.
Es fällt nicht schwer, Gründe dafür zu finden, warum Eitan Anners Film in den zurückliegenden Monaten ein derart gern gesehener Gast auf vielen Festivals wie Rom, Moskau und Wien war. Die Story von der ersten Liebe und dem Gefühlchaos, das sie in einem anrichtet, von kulturellen Barrieren und der ihrerseits wiederum grenzüberschreitenden Kraft des Tanzens und der Musik, wird wohl niemals zu Ende erzählt sein. Jeder kann sich in ihr wiederfinden, jeder kann nachempfinden, was Chen für Enttäuschungen durchleiden muss, weil man an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit wahrscheinlich eine ähnliche Erfahrung gemacht hat. Love & Dance spielt gekonnt auf der Klaviatur seiner eigenen Universalität, wobei Kinder wie Erwachsense gleichsam Gefallen an Anners intimer Coming-of-Age-Geschichte finden dürften.
Dabei trägt nicht zuletzt das jugendliche Ensemble zum Gelingen dieses klassischen „Feel Good-Movies“ bei. Der junge Vladimir Volov wird nicht das letzte Mal vor der Kamera gestanden haben. Gleiches trifft auf seine von Talya Raz dargestellte Tanzpartnerin zu. Erst ihr Zusammenspiel erfüllt den auf dem Papier zugegeben nur bedingt spannend klingenden Plot mit dem notwendigen Charisma und Temperament. Anner muss man für sein glückliches Händchen bei der Wahl der Besetzung einfach gratulieren.
Hinzu kommt, dass er sich nicht damit zufrieden gibt, nur eine weitere Variante einer Geschichte über das Erwachsenwerden zu erzählen. Obwohl die Analogien zu erfolgreichen Produktionen wie Billy Elliot – I Will Dance und Mad Hot Ballroom nicht zu leugnen sind, in denen sich die Protagonisten ihr Selbstbewusstsein über einen organisierten Wettbewerb – in diesem Fall das Tanzen – „antrainieren“, besitzt Love & Dance auch eine eigene Note, die mit dem Schauplatz Israel zusammenhängt. Ein Land, das wir zumeist nur im Zusammenhang mit Terroranschlägen und dem Nahostkonflikt wahrnehmen, portraitiert Anner als vielschichtiges von unterschiedlichen Kulturen geprägter Schmelztiegel inmitten einer kargen und dennoch faszinierenden Natur.
Für Programmkino.de.
1 Comments:
wer das liest ist doof.
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