Mittwoch, Juni 28, 2006

Mein verschärftes Wochenende - Widerlich, peinlich, dumm

KAN 2005

Null Sterne

"Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte!"

Es grenzt an geistige Körperverletzung, was die Macher dieses Zelluloidmülls gegenüber ihrem Publikum zu verantworten haben. Gegen „Mein verschärftes Wochenende“ wirken sämtliche „Eist am Stil“- und „American Pie“-Filmchen wie ein Hort des subtilen, anspruchsvollen Humors, eingebettet in eine Story mit zurückhaltendem Sex-Appeal. Erst lacht man kurz auf, ob des Wahnsinns, der einem hier entgegenschlägt, dann folgt ein heftiges Kopfschütteln, schlussendlich schlägt das blanke Entsetzen durch. Nach einer Einleitung, welche aus bekannten Pannen-Homevideos zusammengeschnipselt wurde, um mittels Missgeschicke aller Art auf die sichere Tour ein paar billige Lacher einzusacken, ergießt sich über uns Ahnungslosen eine „Alter, Du musst heute noch einen wegstecken“-Kiste, die jeder Beschreibung spottet. Ich versuche es trotzdem.

Cooper („American Pie“-Nuss Chris Klein) und Ed (Brendan Fehr) sind Brüder. Natürlich sind sie dabei auch recht gegensätzlich. Denn während Cooper eben jede Gelegenheit nutzt, um, wie bereits zuvor erwähnt, „einen wegzustecken“, verkrümelt sich Ed nach der Trennung von seiner Freundin in Arbeit und Selbstmitleid. Weil letzteres aber auf die Kreativität als Werbetexter negativ zurückschlägt, steht Ed kurz vor dem Rausschmiss. Sein Boss gibt ihm eine letzte Chance, den Job doch noch zu retten. Über das Wochenende soll Ed ein geniales neues Werbekonzept für einen wichtigen Kunden entwerfen. Dummerweise hat sich Cooper für seinen Bruder aber einen alternativen Plan der Freizeitgestaltung ausgedacht.

Es zeigt sich recht schnell, dass „Mein verschärftes Wochenende“ ungeniert im Trüben fischen will, ohne Rücksicht auf ein Niveau, was über der Gürtellinie bzw. dem Arschgeweih angesiedelt ist. Zwei „Pointen“ sezieren beispielhaft die dumm-dreiste Machart des Ganzen: Ist es vielleicht komisch, einen Mensch beim Furzen in einem Aufzug zu beobachten, der kurz darauf unverhofft eine weibliche Begleitung erhält? Oder fördert es die eigene Lachmuskulatur, wenn eine Frau Typ „heißes Luder“ unter der Bettdecke mit aufgeblähten Backen hervorguckt und erst einmal herzhaft etwas Flüssiges herunterschlucken muss? Hierbei stellt sich vielmehr die Frage, was das alles noch mit einem Rest an gutem Geschmack oder Humor zu tun hat. Offensichtlich rein gar nichts. Da der Film auch zu keiner Zeit eine ironische Distanz zu seiner grenzdebilen Handlung aufbaut, womit wahre Meister des „Bad Taste“ wie John Waters und Christoph Schlingensief gerne spielen, erscheint jede einzelne Minute wie ein quälendes nicht enden wollendes Martyrium.

Cooper und Ed mutieren zu pubertären Dressuräffchen, die von einer widerlichen Nummer zur nächsten gedrängt werden. Sogar auf platte Sodomieanspielungen wird nicht verzichtet. Hauptsache geschmacklos und ekelhaft. Es stülpt einem schon den Magen um, wenn man länger darüber nachdenkt, mit welcher Verachtung hier Menschen behandelt werden. Menschenfeindlich wäre das passende Attribut für diesen Schund, denn die herausgestellte Sexfixiertheit der Männer und die Blondinendummheit der meisten Mädels machen vor nichts und niemand halt. Der Vergleich zur letztjährigen Geschmacklosigkeit „Deuce Bigelow: European Gigolo“ liegt nahe. Dabei bin ich fast versucht zu sagen, dass dieser trotz der „Frau mit dem Gesichtspenis“ weit weniger sexistische Züge besaß. Der vorhersehbare Schwenk in Richtung Romantik und Heile Welt-Happy End rettet „Mein verschärftes Wochenende“ auch nicht. Eher zeigt diese viel zu späte Rückkehr auf ein gewisses Maß an Common Sense, dass es Regisseur Pat Holden und seinem Drehbuchautor Tad Safran offenkundig peinlich war, was sie zuvor über 80 Minuten zu verantworten hatten.

Der fortwährende Versuch, mit kurzen Einspielern angeblich zum Schreien komischer Amateurfilme das Spaßniveau nach oben zu treiben, scheitert bereits im Ansatz. Nicht nur, dass solche Clips bis zum Erbrechen auf sämtlichen TV-Sendern über die letzten Jahrzehnte heruntergenudelt worden, es erschließt sich mir zudem nicht, was das Zeigen von Menschen, die sich offenkundig mehr oder weniger stark verletzen, mit Unterhaltung gemein haben soll. Dass einige der Tiervideos zum Schmunzeln Anlass geben, ist nun wahrlich nicht Holdens Verdienst. Vor allem bewahrt es ihn und seine Filmographie nicht davon, in Zukunft mit diesem unübersehbaren Schandfleck auskommen zu müssen. Widerlich, peinlich, dumm. Eigentlich reichen drei Worte aus, um die Essenz von „Mein verschärftes Wochenende“ zu beschreiben.

Erschienen bei kino.de.