Dienstag, August 28, 2007

Rezept zum Verlieben - Kantinenessen


USA 2007

+1/2

Die Remake-Industrie Hollywoods hat wieder einmal zugeschlagen. Dieses Mal traf es Sandra Nettelbecks charmante Liebeskomödie Bella Martha. Der australische Regisseur Scott Hicks – immerhin Oscar-nominiert für sein Außenseiter-Drama Shine – hielt bei der Neuverfilmung die Fäden in der Hand. Mit Catherine Zeta-Jones statt Martina Gedeck entpuppt sich seine Version aber als eine ziemlich glatte romantische Komödie nach bewährtem Strickmuster.

Filmkritik:

Kate Armstrong (Catherine Zeta-Jones) ist ein wahrer Workaholic. Sie lebt für ihren Beruf, dem sie alles andere unterordnet. Die ehrgeizige und disziplinierte Meisterköchin führt in der Küche des noblen New Yorker Restaurants 22 Bleecker ein strenges Regiment. Nahezu rund um die Uhr kreisen ihre Gedanken um neue Rezepte und Zutaten, was bei Kollegen und Freunden nicht immer nur Bewunderung auslöst. Erst ein tragischer Zwischenfall soll daran etwas ändern. Nachdem ihre Schwester bei einem Autounfall stirbt, nimmt sie deren neunjährige Nichte Zoe (Abigail Breslin) bei sich auf. Das aufgeweckte Mädchen bringt mit ihrer kindlichen Unbekümmertheit Kates minutiös durchgeplanten Tagesablauf gehörig durcheinander.

Zu allem Überfluss geraten in dieser Situation auch auf der Arbeit die Dinge zunehmend außer Kontrolle. So stellt ein neuer Kollege ihren Perfektionismus auf eine harte Probe. Nick (Aaron Eckhart) ist spontan, chaotisch und scheinbar immer gut gelaunt. Für ihn hat Kochen vor allem etwas mit Leidenschaft und Spaß zu tun, zwei Worte, die Kate aus ihrem Leben fast gänzlich verbannt hat. Da sich Gegensätze aber bekanntlich anziehen, soll es nicht lange dauern, bis die ungleichen Meisterköche mehr als nur den Herd miteinander teilen.

Weichgespült, ohne die im Original vorhandenen Ecken und Kanten präsentiert sich die Hollywood-Version von Sandra Nettelbecks Überraschungserfolg Bella Martha. Es waren Kleinigkeiten, die den Film seinerzeit aus der Masse der romantischen Komödien und Beziehungsfilme heraustreten ließen. Die männliche Hauptrolle entzog sich in ihrer Besetzung mit dem italienischen Charakterdarsteller Sergio Castellitto ganz bewusst gängigen Schönheitsidealen. Bei Scott Hicks Remake verhält es sich da schon anders. Aaron Eckhart – zweifellos ein Vollblutschauspieler wie seine Auftritte in der Satire Thank You for Smoking und der James Ellroy-Adaption Die schwarze Dahlie beweisen – darf frisch blondiert und mit Zahnpasta-Lächeln das Herz der strengen Kate erobern. Dabei wirkt sein Typ ungefähr so authentisch wie das Mitglied einer zusammengecasteten Boyband.

Der kreative Prozess des Kochens, die Leidenschaft, mit der Sterneköche aus Lebensmitteln kleine Kunstwerke erschaffen, all das versucht Rezept zum Verlieben in den Szenen des Restaurantbetriebs zu vermitteln. Doch statt sinnlicher Verführung und subtiler Erotik á la Chocolat, statt Genuss und Hingabe präsentiert Hicks nur Bilder aus einem vor Klischees triefenden Küchen-Almanach. Bei ihm gibt es lediglich ein hektisches Klappern mit Töpfen und Pfannen garniert mit der in Nick personifizierten Vorstellung des Kochs als kreatives Enfant Terrible.

In jedem Moment ist spürbar, wie Hicks Film geradezu sklavisch dem dramaturgischen Korsett gängiger romantischer Komödien folgt. Punkt für Punkt arbeitet die Geschichte die für das Genre wesentlichen Story-Elemente ab. Selbst auf die obligatorische Trennung des vermeintlichen Traumpaares kurz vor Filmende verzichtet Rezept zum Verlieben nicht. Und das, obwohl an einem Happy End zu keiner Zeit auch nur die geringsten Zweifel bestehen. Das Ziel ist ebenso klar definiert wie der Weg dahin, was letztlich den Erfolg des Genres sogar erklärt. Ein Zuschauer, der sich für einen Film wie Rezept zum Verlieben entscheidet, weiß, was er bekommt. Filmische Experimente müssen woanders stattfinden.

Für Programmkino.de.

1 Comments:

Blogger Rajko Burchardt said...

Als jemand, der grad einfach nicht willig ist, sich diesen ganzen Mist anzusehen, der da ins Kino kommt, und lieber hungert, hast du mein Beileid dafür, solche Sachen gucken zu müssen. ;)

August 28, 2007 7:24 PM  

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