Samstag, Februar 23, 2008

Kurzkritik - Michael Clayton


USA 2007

+++1/2

Er nennt sich selber der „Ausputzer“. Michael Clayton (George Clooney) ist der Mann fürs Grobe, für die besondere Aufträge. Als Retter in letzter Not bereinigt er die gefährlichsten Brandherde einer New Yorker Anwaltskanzlei. So auch im Fall des Chemiekonzerns U/North. Dieser steht im Verdacht, wissentlich ein gesundheitsschädliches Pflanzenschutzmittel produziert zu haben. Nun drohen die Opfer mit einer Sammelklage, die das Unternehmen Milliarden kosten könnte. Eigentlich wurde Claytons Kollege Arthur Eden (Tom Wilkinson) mit der Abwendung der Klage beauftragt. Nachdem dieser bei einer Zeugenvernehmung jedoch einen Nervenzusammenbruch erleidet, sind Claytons Dienste gefragt, um im letzten Moment noch größeren Schaden von der Kanzlei und U/North abzuwenden.

Interessanterweise bleibt vieles von dem, was eigentlich zu Claytons Job gehört, im Dunkeln. Mit seinem smarten, selbstbewussten Auftreten soll er dafür sorgen, dass sich die Dinge in die aus Sicht seines Auftraggebers gewünschte Richtung entwickeln. Wie er das in Vergangenheit immer anstellte, darüber kann man als Zuschauer nur spekulieren. Fest steht, dass er in einer rechtlichen wie moralischen Grauzone operiert. Im Fall der U/North-Untersuchung muss Clayton bald feststellen, dass sein alter Freund Arthur im Besitz eines belastenden Dokuments ist, welches die Schuld des Klienten zweifelsfrei beweist.

Die Idee zu Michael Clayton kam Regisseur und Autor Tony Gilroy bei Recherchen im Anwaltsmilieu. Auch wenn sein Film fiktional ist nicht den Anspruch einer Dokumentation erhebt, erscheint vieles erschreckend real. So flossen Gerichtsverfahren wie der Fall „Anderson vs. General Motors“, in dem sich der Detroiter Autobauer für systematische Konstruktionsfehler an seinen Fahrzeugen verantworten musste, in die Handlung mit ein. Dabei reduziert Gilroy die Seite des Chemiekonzerns keineswegs zu einem anonymen Monstrum. Die Leiterin der U/North-Rechtsabteilung, von Tilda Swinton bewundernswert mutig gespielt, kann einem ebenfalls nur Leid tun, angesichts des massiven Drucks, der von ihren Vorgesetzten auf sie ausgeübt wird.

Und auch Clooney überzeugt einmal mehr in einem politisch brisanten Thriller, der sich konsequent der Action-Obsession des Hollywood-Mainstreams entzieht. Spannung entsteht hier nämlich nicht über einen temporeichen Plot. Gilroy konzentriert sich ganz auf Clooneys Charakter und dessen Sinneswandel. Erst allmählich baut sich so eine beunruhigende Dynamik auf, die sich in einer mitreißenden und emphatischen letzten Viertelstunde entlädt. Nach Ansicht von Michael Clayton möchte man – soviel steht fest – lieber nicht wissen, was sich in Wahrheit tagtäglich hinter den gläsernen Fassaden der mächtigen Kanzleien abspielt.

Erschienen im Smart Investor.