Nick & Norah - Nachtschwärmer
USA 2008
++1/2
Sie sind jung, unglücklich und leiden unter den Spätfolgen der Pubertät: Nick und Norah haben vieles gemein. Und doch sollen sie erst am Ende einer turbulenten Odyssee durch das New Yorker Nachtleben zusammen finden. Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht vertraut (etwas zu sehr) auf die Mechanismen vergleichbarer Independent-Komödien und die Spielfreude seines jungen Ensembles. In seinen besten Momenten fängt der Film die besondere Stimmung des nächtlichen Großstadtlebens ein.
Filmkritk:
Dass ihn seine Freundin verlassen hat, darüber kommt der sensible Nick (Michael Cera) einfach nicht hinweg. Mit selbst zusammengestellten Musik-CDs versucht er das Herz der Ex zurück zu gewinnen, mit eher mäßigem Erfolg. Tris (Alexis Dziena) hat längst einen Neuen. Um zu verhindern, dass Nick in Selbstmitleid und Liebeskummer versinkt, überreden seine allesamt schwulen Kumpels ihn zu einer aufregenden Konzert-Nacht in Downtown New York. Ihre bislang eher erfolglose Schüler-Combo „The Jerk Offs“ (Nomen est Omen) darf in einem kleinen Club auftreten. Für Nick ist das jedoch noch kein ausreichender Grund, um sein Schneckenhaus zu verlassen. Erst als er erfährt, dass an diesem Abend auch ein Gig seiner Lieblings-Band an einem zunächst geheim gehaltenen Ort steigen soll, stürzt er sich kopfüber in die Nacht.
In der Stadt, die bekanntlich niemals schläft, kann man sich mitunter wie in einem Dorf fühlen. Jedenfalls begegnen Nick in dieser Nacht immer wieder die gleichen, bekannten Gesichter. Eines davon gehört Norah (Kat Dennings). Die Tochter eines einflussreichen Musik-Managers überrascht Nick mit der Frage, ob er nicht für fünf Minuten ihr Freund spielen würde. So unverhofft beginnt für Nick eine neue Romanze und für den Zuschauer von Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht eine durch und durch vorhersehbare, dabei aber zumeist unterhaltsamen Odyssee durch das quirlige New Yorker Nachtleben. Der Film erinnert dabei nicht nur wegen Michael Cera, der auch hier wieder zur Gitarre greifen darf, an den letztjährigen Überraschungserfolg Juno. Bereits mit den im Comic-Stil gehaltenen Opening Titles scheinen die Produzenten das Rezept des Oscar-Gewinners kopieren zu wollen, was per se nichts Schlechtes ist.
Allerdings bleibt die Geschichte dadurch bis zum Ende unter ihren Möglichkeiten, da Regisseur Peter Sollett und Drehbuchautorin Lorene Scafaria kein echtes Wagnis eingehen, sondern lediglich bekannte und erprobte Elemente einer Teenager-Love-Story in ein Juno-ähnliches Independent-Gewand verfrachten. Während der szenetypische Soundtrack die Atmosphäre jenes Abends einfängt, sind die unnötig platten Gags um Norahs trinkfreudige Begleitung Caroline (Ari Graynor) der Stimmung wenig zuträglich. Diese wirken bisweilen, als ob sie Teil eines anderen Films wären, der auf die schüchterne, sich langsam entwickelnde Teenager-Liebe zwischen Nick und Norah keinerlei Rücksicht zu nehmen braucht. Und so erweist sich die Absicht, auf diesem Wege einige sichere Lacher zu ernten, letztlich als kontraproduktiv.
Stark ist Nick & Norah vor allem dann, wenn sich der Film ganz auf seine beiden überzeugenden Hauptdarsteller einlässt und auf komödiantische Ablenkungsmanöver verzichtet. Michael Cera und Kat Dennings agieren jederzeit glaubhaft, wobei sich ihre Stärken gerade im Zusammenspiel zeigen. Nick und Norahs sympathische Verklemmtheit, ihr jugendliches Gefühlschaos und die hieraus resultierende Identitätssuche werden zum Leitmotiv einer Geschichte, die so auch von Sofia Coppola stammen könnte. Diese zwei Seelen durch das Lichtermeer der Großstadt zu begleiten, das versöhnt einen dann doch mit so manchem, was an Nick & Norah nüchtern betrachtet eigentlich nicht funktioniert.
Für Programmkino.de.
1 Comments:
cool geschrieben!
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