Montag, Oktober 11, 2010

Twelve - Eiskalte Engel


USA 2010

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Die Romanverfilmung Twelve wirft einen bitteren Blick in die Leben gelangweilter, reicher Großstadtkids. Die vornehme New Yorker Upper East Side wird darin zum Schauplatz ausschweifender Partys und fast selbstverständlicher Drogentrips. Der mit durchweg hübschen Jungstars besetzte Ensemblefilm basiert auf der Vorlage eines Insiders: Mit nur 17 Jahren schrieb Nick McDonell über eine kaputte Jugendszene, der er selbst lange Zeit angehörte. Aus ihm sprechen Wut, Frust und Resignation.

Filmkritik:

Die Upper East Side zählt zu den nobelsten Gegenden Manhattans. Dort leben Menschen, die sich zumindest über ihr finanzielles Auskommen keine wirklichen Sorgen mehr machen müssen. Die Kinder dieser vornehmen Gesellschaft vergnügen sich auf exklusiven Partys, trinken Champagner und leben auch sonst so dekadent wie nur irgendwie möglich. Zumindest suggeriert uns das Jugend-Portrait Twelve ein derart radikales Bild auf den Nachwuchs der New Yorker High Society. Die Vorlage zum Film stammt von einem, der es eigentlich wissen muss: Nick McDonell wuchs in der Gegend um den Central Park auf. Mit gerade einmal 17 Jahren schrieb er seinen Roman Twelve. Kurz nach der Jahrtausendwende erklomm dieser die Bestsellerlisten und avancierte bei seinen meist jungen Lesern rasch zu einer Kultlektüre.

Egal, wohin man auch blickt, die Geschichte kreist fortlaufend um Exzentriker, Egomanen und – pardon – reiche Arschlöcher. Die Hauptfigur White Mike (Chace Crawford), McDonells Alter Ego, eignet sich noch am ehesten als Identifikationsfigur und Sympathieträger. Nach dem Krebstod seiner Mutter hat er die High School geschmissen. Seitdem ist er bei den Kids in seinem Viertel vor allem dafür bekannt, dass er sie mit Partydrogen wie Marihuana, Kokain und Ecstasy versorgt. Er selbst lässt hingegen von solchen Dingen die Finger. Auch fällt es ihm zunehmend schwer, anderen Menschen ehrlich zu begegnen und ein echtes Vertrauensverhältnis zu ihnen aufzubauen. Sogar seiner alten Schuldfreundin Molly (Emma Roberts) mag er sich nicht anvertrauen und das, obwohl er mehr als nur freundschaftliche Gefühle für sie hat.

Film wie Buch beschreiben mit einer fast schon rauschhaften Rastlosigkeit Mikes soziales Umfeld, sein kurzes Ein- und Abtauchen in eine selbstverliebte Welt des schönen Scheins, in der es vorrangig darum geht, wer das teuerste Auto fährt und die größte Party ausrichtet. Auf einer dieser Privatpartys laufen die zuvor ausgelegten, recht oberflächlich skizzierten Erzählstränge zusammen. Dort kommt es schließlich auch zur Katastrophe, die sich zuvor bereits lange ankündigte und die im Moment ihres Eintreffens dennoch nicht die beabsichtigte Wirkung verfehlt. Twelve evoziert dabei weniger ein fiebriges Sichhineinversetzen als vielmehr Mitleid mit jungen Menschen, die meist berauscht und zugedröhnt durch eine bedrückende Leere taumeln.

Der von Altmeister Joel Schumacher mit großer Routine inszenierte Film verlegt den in Larry Clarks radikaler Jugendstudie Kids beschriebenen Mikrokosmos in die besten Kreise der Stadt. Allein die Bilder sind hier Hochglanz, die Darsteller durchweg Modelltypen und der Sex deutlich weniger explizit. Aufgrund der Vielzahl an Figuren und Episoden geht Twelve nie wirklich in die Tiefe, was schade ist, aber durchaus dem Geist der Vorlage entspricht. Es bleibt bei einer fixen Hetzjagd durch kaputte Leben, an deren Ende der große Knall und ein bitteres Eingeständnis steht.

Für Programmkino.de.