Saw 3D - Das Spiel ist aus
USA 2010
+1/2
„Ich will ein Spiel spielen!“ Es ist dieser Satz, den die Saw-Reihe in ihren inzwischen sieben Ausgaben am treffendsten beschreibt und der öfter als jeder andere zu hören war. Jigsaw, der Puzzlemörder mit ausgeprägtem Spieltrieb, ist längst Teil des Horrorolymps und eine Genreikone, die wie Freddy, Jason und Co. eine ganze Generation von Horrorfans fasziniert und begeistert. Seit mehreren Teilen verrichtet jedoch nicht mehr der Meister selbst sondern sein treuer Gehilfe Detective Mark Hoffmann (Costas Mandylor) die Drecksarbeit, schließlich weilt Jigsaw alias John (Tobin Bell) nicht mehr unter den Lebenden. Und auch Jigsaws Witwe Jill (Betsy Russell) mischte bei der Legendenbildung ihres Mannes zuletzt kräftig mit.
Der Horror des kunstvoll arrangierten Fallenstellens findet mit Saw 3D – Vollendung sein vorläufiges Finale. Die Betonung liegt hierbei auf „vorläufig“. Klar scheint nämlich, dass die Ankündigung der Produzenten, keinen weiteren Saw-Teil drehen zu wollen, nur bedingt glaubhaft ist, zumal sich der Film ein weiteres, unübersehbares Hintertürchen offen lässt. So eindeutig wie es der deutsche Beinamen suggeriert, biegt dieser Saw keineswegs auf seine Zielgerade ein. Zwar werden auch dieses Mal wieder einige offene Fragen der Fanbase beantwortet, die präsentierte Auflösung beinhaltet dann jedoch wiederum andere Fragezeichen. Vor diesem Hintergrund könnte die Story vermutlich ad finitum fortgeführt werden.
Der Übergang von Teil VI zu VII verläuft wie schon bei den Vorgängern fließend. Das am Ende von Teil VI begonnene Duell zwischen Jigsaws Schüler Detective Hoffmann und Jill wird hier nun weiterverfolgt und mit den Nachforschungen des internen Ermittlers Agent Gibson (Chad Donella) verknüpft. Dieser erhält von Jill wichtige Informationen über das geheime Doppelleben des in Wahrheit alles andere als gesetzestreuen Kollegen. Unterdessen muss sich ein zwielichtiger Selbsthilfeguru (Sean Patrick Flanery) durch ein neues Fallenlabyrinth kämpfen, bei dem zunächst seine Geschäftspartner und später auch seine Frau auf eine Rettung in buchstäblich letzter Sekunde hoffen.
Der Versuch, die zweigeteilte Erzählstruktur mit ihren eingestreuten Rückblenden bereits als Qualitätsmerkmal zu verkaufen, wird von Regisseur Kevin Greutert und seinem eingespielten Autorenteam Patrick Melton und Marcus Dunstan dieses Mal nur noch halbherzig unternommen. Im Grunde wissen alle Beteiligten, dass man den Jigsaw-Spuk viel früher hätte beenden müssen und zwar zu einem Zeitpunkt, als die Abnutzungserscheinungen vergleichweise gering und die Plausibilität des Folterszenarios noch weitgehend intakt war. Nach dem genialen weil wirklich originellen Auftakt produziert sich die Reihe ohnehin vor allem als sadistische Incredible-Machine-Variante, bei der Menschen wie Laborratten eingesetzt werden. Das ist mal mehr und mal weniger unterhaltsam.
Während man mit Dr. Lawrence Gordon seinerzeit mitfieberte und sich fragte, wie dieser Albtraum für ihn wohl ausgehen wird, sind Jigsaws Opfer in Teil VII entweder unsympathische Hochstapler, geldgeile Karrieristen oder glatzköpfige Faschos, über die man so gut wie nichts erfährt. Folglich lässt einen das Leiden der menschlichen Versuchskaninchen relativ kalt. Selbst dem Bauprinzip der meist tödlichen Fallkonstruktionen ist ihr Verschleiß anzumerken. Mit Ausnahme der bereits in der Eingangssequenz zum Einsatz kommenden Dreifachsäge, deren recht geringer Blutzoll echte Gorehounds aber wohl kaum zufrieden stellen dürfte, zeichnen sich die Folterapparaturen eher durch ihre leidenschaftslose Bauweise aus. Schmerzlich vermisst werden nicht zuletzt psychologische Fallstricke, über die potenzielle Opfer stolpern könnten. Jigsaws verquerer Lehrauftrag eines falsch verstandenen „Carpe Diem“ bleibt hier nur eine schwach motivierte Behauptung.
Der größte Schwachpunkt von Teil VII steckt allerdings ganz woanders. Dass die Macher auf den 3D-Zug aufgesprungen sind und ihren Film schon in den ziemlich peinlichen US-Trailern als das ultimative 3D-Erlebnis anpreisen, kann man Vollendung wirklich übel nehmen. Anders als bei Alexandre Ajas spaßigem Piranha-Remake ist die dritte Dimension in dieser Ausgestaltung komplett überflüssig und verzichtbar. Das Gimmick der räumlichen Wahrnehmung beschränkt sich auf einige herumfliegende Körperteile und Blutspritzer, was den Verdacht erhärtet, dass das 3D-Etikett hauptsächlich als Vorwand für höhere Ticketpreise benutzt werden soll. Für die Reihe markiert Vollendung hoffentlich nicht nur deshalb den längst überfälligen Schlusspunkt. Das Spiel ist aus. Endgültig.
Erschienen bei BlairWitch.de.
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