Fast Food Nation - Schwer verdaulich
USA 2006
+1/2
Das Fast-Food-Business ist ein in vielerlei Hinsicht unappetitliches Geschäft. Basierend auf dem Enthüllungs-Bestseller des amerikanischen Journalisten Eric Schlosser schildert Fast Food Nation satirisch überspitzt die Zusammenhänge eines äußerst fettigen Systems.
Für Don Henderson (Greg Kinnear) könnte eigentlich alles in bester Ordnung sein. Der von ihm erdachte neue Burger mit dem einprägsamen Namen „The Big One“ schlägt in den Filialen der Fast-Food-Kette Mickey’s alle Verkaufsrekorde. Dummerweise sieht sich der Marketing-Chef plötzlich mit einem äußerst heiklen Problem konfrontiert: Nachdem bei Tests Kolibakterien im Burgerfleisch gefunden wurden, drohen dem Unternehmen herbe Verkaufsrückgänge. Damit es erst gar nicht soweit kommt, macht sich Don aus der Firmenzentrale im sonnigen Kalifornien auf nach Colorado, wo die Burger für den „Big One“ produziert werden. Während er sich vor Ort die moderne Fleischfabrik zeigen lässt, ahnt er nicht, dass dort vornehmlich illegale Einwanderer eingesetzt werden. Zwei von ihnen sind die Schwestern Coco (Ana Claudia Talancón) und Sylvia (Catalina Sandino Moreno). Was sie dort erleben müssen, hat wenig mit einem menschenwürdigen Arbeiten zu tun. Repressionen und sexuelle Übergriffe durch ihren Vorgesetzten (Bobby Cannavale) sind an der Tagesordnung.
Der mit Independent-Hits (Before Sunrise, Slacker) bekannt gewordene Richard Linklater war sofort Feuer und Flamme für Eric Schlossers provokante und aufrüttelnde Reportage. Wie seinerzeit das Buch bereits die Lager in Fast-Food-Hasser und Anhänger des runden gebratenen Fleisches spaltete, wird auch der Film nur wenige zu einem Verzicht auf die frittierten Kalorienbomben bewegen. Dafür sind viele der mit einem Allergie auslösenden didaktischen Habitus aufgezeigten Missstände des Fast-Food-Systems ein viel zu alter Hut. Jedenfalls für denjenigen, der sich nicht mit der Naivität eines Ronald McDonald dem Thema nähert. Dass die später zu Burger verarbeiteten Rinder nicht auf grünen Wiesen herumtollen und tagtäglich Streicheleinheiten erhalten, sollte niemanden überraschen, wenn das Endprodukt lediglich 99 Cent kostet. Die von Linklater in einer mexikanischen Fleischfabrik gedrehten Szenen vom Tötungs- und Schlachtprozess erweisen sich als Boomerang. Sollen diese Bilder ernsthaft einen überzeugten Fleischesser zum Verzicht auf Rumsteak, Sirloin und Filet Mignon bewegen? Zu offensichtlich spielt Linklater dabei die Schockkarte. Eher scheinen sie als Wohlfühl-Alibi für die Vegetarier-Community verwendet worden zu sein.
Viel schwerer als die zuweilen plumpe Anklage der „Big Corporations“ und Konsumenten wiegt jedoch das in sich ungelenke filmische Konzept. Der Plot mit seinen drei Handlungssträngen stellt sich ganz bewusst in die Tradition von politisch brisanten Werken wie Syriana und Traffic. Der Versuch, die komplexen Zusammenhänge in leichter konsumierbare Einzelteile zu zerlegen, ist jedoch zum Scheitern verurteilt, weil sich die einzelnen Wege im Nichts verlieren. Anfänglich zentrale Charaktere wie Greg Kinnears besorgter Fast-Food-Manager verschwinden urplötzlich von der Bildfläche, was den Eindruck verstärkt, hier würden Figuren als bloße Funktionsträger zu Agitationszwecken missbraucht. Linklater und damit auch der Zuschauer verlieren sich in einem lose gestrickten Netz aus guten Absichten, die bekanntlich für sich alleine genommen noch keinen guten Film ergeben.
Für Smart Investor.
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