Friendship! - Gööö West!
D 2009
++1/2
Im Wende-Jahr 1989 unternehmen zwei junge DDR-Bürger einen abenteuerlichen Roadtrip quer durch die Vereinigten Staaten. Friendship! versucht sich als Feel-Good-Movie mit nostalgischer Einfärbung und ernsten Untertönen. Auch wenn die beiden Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke dabei ihr Bestes geben, zu mehr als harmlosem Konsens-Kino reicht es (leider) nicht.
Filmkritik:
Deutschland im Jahre 1989: Die Berliner Mauer, das Symbol der Teilung und des Kalten Krieges, wird brüchig und schließlich von West- und Ostdeutschen in einer historischen November-Nacht eingenommen. Für Veit (Friedrich Mücke), der in der DDR aufgewachsen ist, bietet sich nun endlich die Chance, seinen Vater besuchen. Der ist nämlich schon vor Jahren in die Vereinigten Staaten ausgewandert, genauer nach San Francisco. Von dort erhält Veit jedes Jahr eine neue Postkarte mit Geburtstagsglückwünschen. Bis zu seinem nächsten Geburtstag in drei Wochen will er seinen Vater in San Francisco endlich besuchen – angesichts einer bescheidenen Reisekasse von wenigen Hundert Mark ein durchaus ambitioniertes Ziel.
Wie ambitioniert das merken er und sein bester Freund Tom (Matthias Schweighöfer) bereits im Reisebüro. So reicht ihr Geld nur für einen Flug nach New York. Ausgestattet mit einem fast unerschütterlichen Optimismus und einer guten Portion jugendlichem Leichtsinn entschließen sich beide mangels Alternativen von da an für die Anhalter-Variante. Dass sie kaum ein Wort Englisch verstehen, schreckt die kontaktfreudigen DDRler nicht weiter ab. Auf ihrer Reise quer durch die USA lernen sie sodann nicht nur Land und Leute kennen, ohne es zu merken werden Tom und Veit plötzlich zu gesamtdeutschen Botschaftern, die den verdutzten Amis erklären müssen, dass es vierzig Jahre lang tatsächlich zwei deutsche Staaten gab.
Als „Ost-West-Annäherung der etwas anderen Art“ wollen die Macher ihren Film verstanden wissen. Tatsächlich spielt der geschichtliche Background keine so entscheidende Rolle. Der Wunsch, den eigenen Vater kennenzulernen, ist ebenso universell wie der adoleszente Freiheitsdrang der beiden Hauptfiguren. Der Unrechtsstaat DDR, der hier mit seinen albernen Zeremonien, Aufmärschen und Ritualen in einem von Veit und Tom zusammengestellten Super-8-Film zur Lachnummer gerät, dient wie schon in Good Bye, Lenin! eher als nostalgisches Hintergrundmotiv. Dabei werden die hässlichen Seiten des Arbeiter- und Bauernstaates weitgehend ausgeblendet und die Wende auf einen an der Berliner Mauer singenden David Hasselhoff reduziert.
Das ist einerseits verständlich, soll Friendship! doch vor allem als heitere Buddy- und Culture-Clash-Komödie funktionieren (was sie bis zu einem gewissen Punkt auch tut), andererseits wird man das Gefühl nicht los, dass die an den wahren USA-Trip von Filmproduzent Tom Zickler angelehnte Geschichte ihr dramatisches Potenzial ohne Not an bekannte Ost/West-Klischee verschenkt. Eines stellt den Durchschnitts-Amerikaner wieder einmal als unwissenden, an Ereignissen außerhalb seines Heimatlandes nur sehr bedingt interessierten Zeitgenossen bloß. Erst zum Ende hin erlaubt sich Regisseur Markus Goller den Feel-Good-Charakter seines Films für einen kurzen Moment abzustellen, wobei die Art und Weise wiederum nicht ganz unproblematisch erscheint.
Im Ergebnis kann Friendship! keines seiner zahlreichen Versprechen wirklich überzeugend einlösen. Wende-Reflexion, Freundschaftsstudie, Vatergeschichte, Road Movie, Goller und sein Autor Oliver Ziegenbalg, der bereits das Drehbuch zu Til Schweigers Mittelalter-Klamotte 1 ½ Ritter zu verantworten hat, probieren alles einmal aus. Letztendlich ist ihr Film vor allem brave, auf Konsens bedachte Unterhaltung, die von ihren sympathischen Darstellern – allen voran Neuentdeckung Friedrich Mücke – am Leben gehalten wird.
Für Programmkino.de.
1 Comments:
Das von Ihnen genannte Klischee
"... Eines stellt den Durchschnitts-Amerikaner wieder einmal als unwissenden, an Ereignissen außerhalb seines Heimatlandes nur sehr bedingt interessierten Zeitgenossen bloß."
ist leider eines, das absolut zutrifft und in den Film auch sehr treffend und passend eingebaut wurde.
Dieses "Klischee" entspricht absolut und sehr durchgängig der Realität. Eine Bloßstellung findet im Film allerdings tatsächlich statt. Aber eine gerechtfertigte.
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