Remember Me - Spieglein, Spieglein an der Wand
USA 2010
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In Remember Me versuchen zwei junge Menschen, mit den Spätfolgen eines tragischen Verlusts zu Recht zu kommen. Über Umwege und Zufälle finden sie dabei zueinander. Allen Coulters ambitioniertes Liebes- und Familiendrama stellt essentielle Fragen und liefert die passenden Antworten gleich mit. Das auf den ersten Blick mutige Ende ist bei genauer Betrachtung so kühl kalkuliert wie der Rest des Films.
Filmkritik:
Seitdem sich vor sechs Jahren sein Bruder das Leben nahm, ist für den jungen Tyler (Robert Pattinson) die Welt wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Immer wieder quälen ihn die gleichen Fragen nach dem „Warum?“. Er ist aber auch wütend auf den Bruder, der so egoistisch handelte. Und er ist wütend auf seinen Vater (Pierce Brosnan), der mit Arbeit den Schmerz zu betäuben versucht und dabei ihn und seine kleine Schwester Caroline (Ruby Jerins) vernachlässigt. Allein sein bester Freund Aidan (Tate Ellington) scheint wirklich zu wissen, wie es in ihm aussieht.
Auch Ally (Emilie de Ravin) trägt eine schwere Last aus der Vergangenheit. Als sie zehn Jahre alt war, musste sie mitansehen, wie ein Jugendlicher ihre Mutter erschoss. Nun mit Anfang Zwanzig versucht sie, ihr eigenes Leben zu leben und sich allmählich aus der Umklammerung ihres um sie besorgten Vaters (Chris Cooper) zu lösen. Dieser ist als Polizist des NYPD praktisch täglich mit Verbrechen und Leid konfrontiert, woraus sich zum Teil seine übertriebene Angst um Ally erklärt. Tyler und Ally studieren an der gleichen Uni und doch haben sie anfangs kaum Kontakt. Erst eine dumme Idee und der Zufall bringen beide näher zusammen.
Remember Me ist ein Film, dessen gute Absichten niemand ernsthaft in Zweifel ziehen möchte, der aufgrund seiner Konstruiertheit aber einen schalen Nachgeschmack hinterlässt. Autor Will Fetter schwebte augenscheinlich nichts weniger als eine Geschichte über die großen, ewigen Themen der Conditio humana vor. Es ging bei ihm um die Suche nach der einen großen Liebe, um Seelenverwandtschaft, den Umgang mit Trauer und Verlust und die Vergänglichkeit unserer Existenz. Sein Skript ist zu gleichen Teilen Familiendrama wie Liebesromanze, wobei beide Erzählstränge immer wieder ineinander übergehen.
Der mechanische Charakter von Allen Coulters Film zeigt sich schon in den unzähligen Spiegelungen. Remember Me ist im Grunde ein einziger Spiegel, der sich und seine Motive ständig selbst reflektiert. Tyler und Ally haben beide in ihrer Kindheit den Tod eines geliebten Menschen erleben müssen und beide kämpfen sie seitdem gegen eine dominante Vaterfigur an. Über eine Verkettung von Zufällen finden sie schließlich zueinander, wobei ihr Schicksal von einem Ereignis gesteuert wird, das sie weder beeinflussen noch vorhersehen können. Ohne an dieser Stelle zu sehr ins Detail zu gehen, so muss man als Zuschauer doch stutzig werden, wenn ein Film, der die Unberechenbarkeit und Vergänglichkeit des Lebens betont, ausgerechnet im New Yorker Spätsommer des Jahres 2001 spielt. Das Ende ist vor diesem Hintergrund letztlich weniger überraschend, als es die Macher wohl gerne hätten.
Den Darstellern ist indes kein Vorwurf zu machen. Teenie-Schwarm Robert Pattinson – etwas vorschnell von manchen Medien als der neue James Dean gehandelt – leistet sich ebenso wie seine Filmpartnerin Emilie de Ravin keinen Ausrutscher. Glaubwürdig verkörpern sie ihre jeweiligen Rollen, die in ihrer Anlage und Biographie zudem recht ähnlich sind. Aus dem namhaften Ensemble kann ansonsten vor allem Pierce Brosnan Akzente setzen. Einmal mehr unterläuft er geschickt sein Image aus „007“-Zeiten. Für Remember Me, dieser Filmwerdung des „Carpe Diem“, reicht es gleichwohl nur zu Mittelmaß – bestenfalls.
Für Programmkino.de.
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