Chloe - Drei sind einer zuviel
USA/F 2009
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Aus Nathalie wurde Chloe. Das Remake der im Original mit Fanny Ardant und Emmanuelle Béart prominent besetzten französischen Dreiecksgeschichte ist ein Genre-Zwitter, der zwischen kühlem Eifersuchts-Thriller und erotischem Drama changiert. Regisseur Atom Egoyan – bislang als Autorenfilmer bekannt – spielt darin mit unserer Wahrnehmung, wobei er den Mechanismen des Suspense-Kinos vertraut. Julianne Moore und Amanda Seyfried sind die Hauptdarsteller in dieser zunehmend gefährlichen Ménage-à-trois.
Filmkritik:
Es könnte die perfekte Ehe sein. Jedenfalls gibt es wohl nicht wenige, die Catherine (Julianne Moore) und ihren Mann David (Liam Neeson) um ihr scheinbares Glück beneiden. In ihrem Beruf sind beide überaus erfolgreich, er als Musikprofessor, sie als Gynäkologin mit eigener Praxis. Das Paar kann zudem stolz auf sein repräsentatives Zuhause und seinen Sohn Michael (Max Thieriot) sein, der bereits im Teenager-Alter Klavierkonzerte gibt. Die Wahrheit – man ahnt es bereits – ist indes eine ganz andere. Schon länger verdächtigt Catherine ihren Mann der Untreue. Doch der letzte Beweis hierfür fehlte ihr bislang. Um ganz sicher zu sein, setzt sie schließlich ein Callgirl auf ihn an. Chloe (Amanda Seyfried) ist jung, sexy, attraktiv und somit ein echter Prüfstein für Davids Treue und Loyalität.
Mit der Neuverfilmung der französischen Dreiecksgeschichte Nathalie betritt der kanadische Independent-Regisseur Atom Egoyan nur auf den ersten Blick für ihn ungewohntes Terrain. Es stimmt, dass Chloe an der Oberfläche wesentlich konventioneller als die meisten seiner früheren Arbeiten anmutet – der Plot folgt nahezu lehrbuchmäßig dem Aufbau eines typischen Eifersuchts-Thrillers –, gleichwohl verstecken sich in der geradlinigen Erzählung viele Gedanken und Ideen, die Egoyan schon immer beschäftigten. Vor allem spielt das von Secretary-Autorin Erin Cressida Wilson verfasste Drehbuch mit der nicht immer klar erkennbaren Grenze zwischen dem, was wahr ist und dem, was lediglich unserer subjektiven Perspektive und Wahrnehmung entspringt. Dahinter verbirgt sich die Frage, wem man vertrauen kann und wem nicht. Es ist eine Frage, die hier auch den Zuschauer umtreibt und die eine Brücke zu Egoyans Noir-Thriller Wahre Lügen schlägt.
Wir erleben die Dinge aus Catherines Sicht und nicht von einem neutralen Standpunkt aus – ein kleiner, aber am Ende doch entscheidender Unterschied, der in diesem Genre zugegeben gerne als recht banaler Plot-Twist benutzt wird. Nicht so bei Egoyan und Wilson. Die Konstruktion der narrativen Perspektive verweist auf einen gefährlichen Kontrollverlust, dessen Brisanz Catherine erst bemerkt, als es fast schon zu spät ist. Sie ist es, die sich von Chloe und ihren erotischen Beichten auf eine bestimmte Art angezogen fühlt. Die anfängliche Angst, ihr diffuses Misstrauen gegenüber dem eigenen Ehemann weicht unmerklich einer erotischen Faszination.
Egoyan transportiert den Taumel zwischen obsessivem Verlangen, Ekel, Abscheu und Hingabe vornehmlich über eine kühl-elegante Bildsprache – Designerchic, wohin das Auge blickt – und eine Betonung der Details. Die erste Berührung zwischen Catherine und Chloe ist beispielhaft für diese Inszenierung, bei der jeder Blick, jede Geste wie ein Rad in das andere greift. Dazu liefert Filmkomponist Mychael Danna die passende, stimmungsvolle Untermalung. In den feinen Verästelungen aus (homo-)erotischer Suspense und bewährten Thriller-Elementen bewegen sich die Schauspieler jederzeit souverän. Vor allem Julianne Moore und Amanda Seyfried bieten eine couragierte Leistung. Die eine als verletzte Ehefrau, die andere als verführerische Femme fatale.
Für Programmkino.de.
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