Samstag, April 09, 2011

Beastly - Nur eine leere Hülle


USA 2011

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Wenn Hollywood sich eines Märchens annimmt, dann mag man finden, dass hier etwas zusammenkommt, was zusammengehört. Schließlich produziert die Traumfabrik quasi am Fließband Geschichten, deren Wahrheitsgehalt und Glaubwürdigkeit nur bedingt mit der Realität übereinstimmen. Das obligatorische Happy-End gibt es hier serienmäßig ab Werk. Vor allem aber prägt Hollywood unser Bewusstsein, ob wir das wollen oder nicht. So verbinden die meisten von uns mit dem alten Märchen von der Schönen und dem Biest inzwischen vermutlich die Zuckerguss-süße Disney-Version. Ob sich Beastly, der die Geschichte in ein von hübschen Menschen bevölkertes Highschool-Setting im trendigen Manhattan überträgt, gegen die weltbekannte Zeichentrickkunst behaupten kann, scheint mehr als fraglich.

Unser Biest ist in diesem Fall ein ziemlich eingebildeter, arroganter junger Schnösel. Kyle (Alex Pettyfer) steht gerne im Mittelpunkt. Der reiche Beau lässt sich bei jeder Gelegenheit von seinen Mitschülern bewundern, was sein ohnehin viel zu großes Ego nur noch größer werden lässt. In seiner Überheblichkeit merkt er nicht, dass er viele Menschen kränkt und verletzt. Als sich eines seiner Opfer, die aufgrund ihres Gothic-Looks von ihm als Freak abgestempelte Kendra (Mary-Kate Olsen), wehrt und Kyle mit einem Fluch belegt, stürzt dieser in eine tiefe Depression. Aus dem schönen Mädchenschwarm wurde über Nacht ein von Narben und Tattoos gezeichneter Außenseiter, der nur noch bei Dunkelheit das Haus verlässt. Um den Fluch zu brechen, muss er binnen eines Jahres ein Mädchen finden, das ihm trotz seines abschreckenden Äußeren seine Liebe gesteht.

Probleme sind da, um gelöst zu werden – vor allem im Märchen und in Hollywood. Gemäß dieser Vorgabe steuert Beastly schnurstracks auf ein in seiner Vorhersehbarkeit erschreckend einfallsloses Happy End zu. Einfallslos ist jedoch nicht allein die Auflösung – das mag man dem Film sogar noch verzeihen –, insbesondere der Weg dorthin wirkt wie ein Konzentrat sämtlicher Teenie-Film-Klischees. Der reiche, im Grunde aber doch so arme Kyle, der von seinem Vater verlassen wird, ist ein Stereotyp auf zwei Beinen. Selbiges gilt für seine Flamme Lindy (Vanessa Hudgens). Die ist ein derart herzensguter, mitfühlender Mensch, dass es einem glatt die Tränen in die Augen treibt (jedoch mehr aus Frust, denn aus Ergriffenheit). In ihrer Freizeit hilft sie Obdachlosen und Kranken und als sie den entstellten Kyle das erste Mal begegnet, da ergreift sie keineswegs die Flucht.

Bis zu ihrem letztlich erlösenden Liebesbekenntnis, das Kyles Läuterung auch nach außen kehrt, liegt vor unserem Traumpaar ein Slalomparcours aus banalen und mitunter unfreiwillig komischen Stolpersteinen. Um zu erkennen, dass hier ein Regisseur am Werke ist, der von Schauspielführung und Timing nur sehr eingeschränkt etwas versteht, braucht es nicht viel. Symptomatisch für die holprige Inszenierung erscheint die Szene, in der Kyle seiner Traumfrau mit glasigen Augen eine ach so anrührende Geschichte über Elefanten (!) auftischt. Statt Ergriffenheit will sich beim Betrachter allerdings nur das Gefühl peinlicher Berührtheit einstellen. Im Grunde nimmt der Film damit eine mögliche Parodie („Silly Movie“) bereits vorweg.

Was von Regisseur Daniel Barnz im Verlauf von 86 Minuten mit der Fantasielosigkeit eines Schalterbeamten umgesetzt und bebildert wird, ist nichts anderes als eine mit Fantasy-Touch aufgemotzte Episode von Gossip Girl oder O.C. California. Dabei tut man den genannten Teenie-Serien vermutlich sogar Unrecht, bieten sie doch hundertmal interessantere Figuren und Dialoge. Letztere klingen in Beastly gestelzt, schwülstig, wie auswendig gelernt, kurzum einfach schrecklich. Einzige Lichtblicke sind die Auftritte von How I met your Mother-Star Neil Patrick Harris, der als Kyles blinder Hauslehrer zumindest die tranige Stimmung etwas aufbessert.

Wirklich retten kann aber auch er das ekelhaft biedere Projekt nicht. Dafür hätte man die beiden Jungstars Alex Pettyfer und Vanessa Hudgens (High School Musical) und mit ihnen gleich das gesamte, von Poesiealbum-Weisheiten förmlich zugepflasterte Skript austauschen müssen.

Geradezu lächerlich und scheinheilig wirkt es, wenn ein Film mit Vehemenz auf innere Werte pocht, dabei aber vorrangig Äußerlichkeiten betont. So sieht Kyle selbst als sein entstelltes Ich noch irgendwie vorzeigbar aus. Davon abgesehen sind Tattoos und Piercings ohnehin längst gesellschaftlich akzeptierter Körperschmuck. Schließlich darf Pettyfer seinen durchtrainierten Körper nach Twilight-Vorbild immer mal wieder zur Freude seiner meist weiblichen Fans präsentieren. Es sind solche Gesten, die mehr als alles andere den seelenlosen, oberflächlichen Geist von Beastly verraten.

Für BlairWitch.de.