Aeon Flux - Ausflug ins Playmobil-Land
Aeon Flux USA 2005
+1/2
Seitdem ein todbringender Virus einst 99 % aller Menschen ausrottete, lebt im 25. Jahrhundert der überschaubare Rest der Menschheit in einer abgeschlossenen Sphärenstadt namens Bregna. Und das bereits seit über 400 Jahren. Unter dem Regime der „Goodchilds“ herrscht von außen betrachtet die reine Idylle und Harmonie. Doch in Wirklichkeit erduldet die Bevölkerung die Repressalien einer totalitären Führungskaste, begründet von Trevor Goodchild (Marton Csokas), einem ehrgeizigen Wissenschaftler und selbsternannten Weltverbesserer. Als Folge dieser Diktatur formiert sich ein organisierter Widerstand. Die schöne Aeon Flux (Charlize Theron) gehört zur Gruppe der „Monicans“, die den gewaltsamen Sturz der Machthaber planen. Im Vertrauen auf ihre einzigartigen körperlichen Fähigkeiten erhält sie den Auftrag, Trevor Goodchild zu töten.
Aldous Huxley hätte seine wahre Freude an dieser „Brave New World“. „Aeon Flux“ wärmt sämtliche Zutaten des alten Engländers wieder in einem großen Action-Schnellschuss auf. Allerdings nur lauwarm. Fast so, als wollte der Film all den Kritikern neue Nahrung geben, die nicht müde werden zu behaupten, es gebe keine intelligenten Comic-Adaptionen. Dabei hat erst im letzten Sommer Christopher Nolans „Batman Begins“ das genaue Gegenteil bereits beweisen. „Aeon Flux“ basiert auf der gleichnamigen seit Mitte der 90er ausgestrahlten MTV-Serie von Peter Chung. Also noch zu Zeiten der Vor-„Matrix“-Ära. Aber erst dessen Erfolg und die Verfügbarkeit vergleichsweise billiger Special Effects sorgten dafür, dass der Kinozuschauer seitdem von einer wahren Flut futuristischer Superhelden-Auftritte heimgesucht wurde. Kaum hatten wir „Elektra“ und das „Catwoman“-Desaster vergessen, haut uns Paramount sexy Charlize im engen schwarzen Korsett um die Ohren.
Nett anzusehen ist das alles schon, aber auf Dauer auch sehr ermüdend. Die filigranen an Ninjas erinnernden Sprünge und Reflexe, das Hin- und Herrennen, Anschleichen und wilde Ballern im 360°-Rundumschlag produziert einen Film, der gefühlte drei Stunden dauert. Dabei ist nach 90 Minuten alles vorbei und der Abspann rollt über die Leinwand. „Aeon Flux“ stirbt ganz einfach an der Monotonie seiner durchgestylten Optik und dem redundanten Wechsel zwischen Actionfirlefanz im Spielkonsolenlook und bemüht wirkenden dramatischen Unterbau. Wie ein Film trotz offenkundig seichter Handlung funktionieren kann, hätte sich Regisseurin Karyn Kusama lieber vorher einmal bei Ryuhei Kitamura und seiner „Azumi“ abgucken sollen. So bleibt es bei dem ehrenwerten Versuch, im männerdominierten SF-Genre einen weiblichen Gegenpol zu installieren.
Wenn die Action einmal Pause hat, wird es recht schnell peinlich. Die Dialoge, oder besser die Vorstellungen von Dialogen, eignen sich mit ihren schlichten Weisheiten und Phrasen eher fürs Poesiealbum als in einen sich so „erwachsen“ anbiedernden Zukunftstrip. „This is a war, and people on all sides die” gehört da noch einem der erträglicheren Drehbucheinfälle. Wohl aus Angst, von diesem Ausflug ins Playmobil-Land würde beim Blick hinter die sterilen Fassaden nicht allzu viel übrig bleiben, klatschten die Autoren Hay und Manfredi eine vermeintlich provokative Wendung an das Ende des Schieß- und Spring-Marathons. Übervater Goodchild darf Aeon ein Geheimnis anvertrauen, was bei all der Geheimniskrämerei nun wirklich nicht überrascht. Es deckt vielmehr unfreiwillig auf, welches Potential in diesem „Gattaca“ auf Speed eigentlich steckt.
Die Frage, warum Charlize Theron bei der Sache mitmacht, stellt sich nicht. Immerhin hat die Oscar-Preisträgerin mit Halle Berry eine prominente Vorreiterin in Sachen eng anliegende Latex-Fetzen. Außerdem startet nahezu zeitgleich „Kaltes Land“, Therons offizielle Heimkehr ins Charakterfach, in unseren Kinos. Spätestens dann redet über diesen Ausrutscher niemand mehr. Was bleibt, ist ein Film, der sich so anfühlt, wie die Gesellschaft, die er beschreibt: Auf Hochglanz poliert und dabei so oberflächlich.
Diese Kritik ist zuerst erschienen bei kino.de.
2 Comments:
Arg, was ein blöder Film. Ich hatte vorhin das "Vergnügen", ihn zu sehen. Mal ehrlich: da habe ich sogar bessere Outer Limits-Episoden gesehen.
Kann eigentlich jedes Wort Deiner Filmbesprechung unterschreiben.
was mir beim sehen sofort in den sinn kam, war wie laaange sich dieser eigentlich recht kurze film doch zieht. das liegt wohl an der monotonie der action und der langweiligen, schön zusammengeklauten story. aber charlize ist natürlich ein hingucker!
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