Die Liebe in mir - Save Our Soul
USA 2007
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Hollywoods Topverdiener Adam Sandler bewegt sich immer weiter weg vom früheren Komödieneinerlei. In Mike Binders sensiblem Drama Die Liebe in mir erbringt er endgültig den Beweis, dass er auch anderen Rollen und Geschichten gewachsen ist. Mehr noch: Zusammen mit Co-Star Don Cheadle ist er es, der maßgeblich zum Gelingen dieser tragikomischen Betrachtung New Yorker Schicksale beiträgt. Gedreht an Originalschauplätzen atmet Binders Film die für die Metropole am Hudson River so typische Mischung aus hektischer Betriebsamkeit und melancholischer Stille.
Filmkritik:
Die Anschläge des 11. Septembers haben der Weltmacht USA schlagartig und auf grausamste Art ihre eigene Verletzlichkeit bewusst gemacht. Vor allem für die weltoffenen und kosmopolitischen New Yorker waren die einstürzenden Türme des World Trade Center ein geradezu traumatischer Einschnitt in ihr Leben. Ganz gleich, ob sie dabei Angehörige oder Freunde verloren oder nur die Bilder von Ground Zero in den Nachrichten zu sehen bekamen. 9/11 hat die Menschen verändert. Einer von ihnen ist der einst erfolgreiche Zahnarzt Charles Fineman (Adam Sandler). Seitdem bei den Anschlägen seine Frau und Kinder starben, scheint er in einer eigenen Welt zu leben, in der er seine Umgebung kaum mehr wahrnimmt. Den Tag verbringt er vorwiegend vor der Videokonsole. Wenn er dann doch einmal aus dem Haus geht, fährt er auf seinem Roller zumeist ziellos und gedankenverloren durch die nächtlichen Straßen New Yorks.
Ein Zufall soll ihn auf Alan Johnson (Don Cheadle), seinen alten Kumpel aus College-Zeiten, treffen lassen. An einer Straßenecke in Manhattan entdeckt dieser ihn, nachdem sich beide zuvor jahrelang aus den Augen verloren hatten. Während Charlie offen unter dem Verlust seiner Familie leidet, fühlt sich auch Alan insgeheim unwohl mit dem Leben, das er führt. Obwohl er als Zahnarzt erfolgreich ist, eine vermeintlich perfekte Ehe führt und stolz auf seine Kinder sein kann, spürt er, dass ihn das alles manchmal einengt und überfordert. Erst in der Gegenwart von Charles wird ihm bewusst, dass ihm ein Freund fehlte, mit dem er über all diese Dinge offen reden kann.
Regisseur und Autor Mike Binder thematisierte bereits in seinen früheren Werken wie An Deiner Schulter den Umgang mit Verlust, Trauer und unterschiedlich gearteten familiären Ausnahmesituationen. Obwohl Charlie sicherlich stellvertretend für nicht wenige Hinterbliebene des 11. Septembers steht, die sich mit ihrem Schicksal allein gelassen fühlen, lässt sich Binders neuer Film nicht auf den Aspekt der Nachwirkungen von 9/11 reduzieren. Dafür ist die Geschichte zu universell, sind die Charaktere in ihren Zweifeln, Sorgen und Ängsten zu nahe an dem, was jeder von uns schon einmal erlebt hat, sei es bei sich selber oder bei anderen.
Die Entscheidung, weitestgehend auf Studio-Aufnahmen zu verzichten und stattdessen an Original-Schauplätzen zu drehen – abseits der bekannten Touristenmotive – evoziert ein ganz spezielles New York-Gefühl, das wie in den früheren Filmen Woody Allens oder Spike Lees authentisch den Mood und Rhythmus dieser Metropole wiedergibt. Vor dieser Kulisse erzählt Binder eine zwischen entwaffnend komischen und dramatischen Momenten fein ausbalancierte Geschichte. Schnell wird deutlich, wieviel Wert der ebenfalls in einer Nebenrolle agierende Regisseur auf die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere legt. Über Charlies karge Wohnung, in der sein altes Leben unter Laken und in Kisten versteckt zu sein scheint, erhält man einen ersten Einblick, wie es höchst wahrscheinlich in ihm aussieht. Dass er sich in Situationen, in denen der Schmerz zu groß wird, in die Musik seiner Jugend flüchtet und Songs wie „Love Reign O’er Me“ von The Who hört, drückt die Sehnsucht nach einem heilsamen Vergessen aus.
Trotz aller von Mike Binder zu verantwortenden Qualitäten, ohne Adam Sandler wäre Die Liebe in mir nicht derselbe Erfolg gewiss. Sämtliche Zweifel, ob Charlies Rolle zuweilen nicht dem durch Rain Man verzerrten Bild des autistischen Sonderlings zu sehr ähnelt, macht der einstige Spaßvogel über sein zurückhaltendes Spiel wieder vergessen. Sandler muss sich nach seinen Auftritten in Punch Drunk Love und Spanglish nichts mehr beweisen, vielmehr ist er wie sein Kollege Jim Carrey längst dem Klamauk-Kino Hollywoods entwachsen. Mit dem distinguierten Don Cheadle bildet er ein ungewöhnliches Tandem, das gemeinsam Roller fährt und Videospiele zockt, während jeder für sich auf die großen Fragen des Lebens nach einer Antwort sucht.
Für Programmkino.de.
5 Comments:
Ein Film auf den ich mich schon lange freue nicht nur weil ich ein Fan von Sandler bin, der Film, bzw. Trailer vermitteln eine sehr ergreifende und dennoch schöne Geschichte.
BTW: Sind beide im Film Zahnärzte oder hast du dich nur verschrieben?
ja, sie sind beide zahnärzte, nur sandlers charakter "praktiziert" nicht mehr - aus nachvollziehbaren gründen.
der film wird manch einem zu kitschig sein. für mich hält binder aber wie im text geschrieben weitestgehend die balance. und sandler ist noch besser als in PDL.
Hört sich für mich danach an, als ob ich dem Film eine Chance geben sollte. Deine Kritik liest sich so als wäre das irgendwie gerade genau der richtige Film zur richtigen Zeit. Und Adam Sandler möchte ich sowieso schon lange mal in einer ernsten Rolle bewundern, habe aber weder "Punch-Drunk Love" oder "Spanglish" bisher je gesehen.
Ich finde den Trailer schon kitschig und Adam Sandler, nein Danke, kein verlangen den Film auch nur jemals irgendwann einmal zusehen. Der Film geht für mich gar nicht.
@ knurru
ja, sandler kann auch in guten bis sehr guten filmen mitspielen (siehe auch PDL und Spanglish, die ich Dir wirklich empfehlen kann). das ist hier ist so einer meiner meinung nach.
das misslungenste an "die liebe in mir" ist noch der deutsche titel.
@ spidy
ignorant ;)
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