Donnerstag, September 13, 2007

Disturbia - Rendezvous mit dem Teufel


USA 2007

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Das Grauen lauert in Suburbia, hinter herausgeputzten Gärten und schicken Fassaden nobler Einfamilienhäuser. Seit American Beauty wird dem wohl niemand ernsthaft widersprechen wollen. In Anspielung an die typisch amerikanischen Vororte – Suburbs genannt – trägt Disturbia den Ort des Grauens bereits im Titel. Dabei könnte das Leben in dieser brüchigen Martha Stewart-Fantasie doch so unbeschwert und entspannt sein. Für Kale (Shia LaBeouf) ist es ein Gefängnis. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nachdem der Teenager von einem Gericht zu drei Monaten Hausarrest verurteilt wurde, versucht er sich mit Videospielen, Fernsehen und dem Surfen im Internet die Zeit zu vertreiben. Doch irgendwann beginnt er seine Nachbarn zu beobachten. Erst aus Langeweile, dann, weil er zunehmend davon fasziniert ist, in das Leben anderer einzutauchen.

Besonders hat es ihm die attraktive Ashley (Sarah Roemer) angetan. Das Mädchen ist mit ihren Eltern gerade in das Haus nebenan eingezogen. Obwohl sie bemerkt, dass Kale sie mit dem Fernglas beobachtet, kommen sich beide bald näher. Nach einigen mysteriösen Zwischenfällen glauben die Teenager, ihr Nachbarn (David Morse) sei ein gesuchter Serienmörder. Kale ist überzeugt, dass sich im Haus gegenüber schreckliche Dinge abspielen, doch Beweise hierfür kann er keine vorbringen. Nur das, was er mit seinen eigenen Augen gesehen hat, will ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Wem an dieser Stelle die Grundkonstruktion des voyeuristischen „Ich-sehe-was-was-Du-nicht-siehst“-Spiels bekannt vorkommt, der dürfte mit der Geschichte vermutlich Alfred Hitchcocks Suspense-Klassiker Das Fenster zum Hof in Zusammenhang bringen. Zwar ist Shia LaBeouf nicht James Stewart und auch Sarah Roemer sieht nicht ganz so betörend wie seinerzeit Grace Kelly aus, dennoch lässt sich die Story von Christopher Landon und Carl Ellsworth eindeutig als Hommage an Hitchcocks Glanzstück interpretieren. Dabei verpassen die Filmemacher dem mittlerweile über 50 Jahre alten Vorbild ein zeitgemäßes Facelifting. Schließlich soll sich die jugendliche Zielgruppe des Films gut unterhalten fühlen.

Die Besetzung mit Shia LaBeouf war diesbezüglich der erste und wichtigste Coup. Hollywoods neuer Shooting-Star ist vor allem dann gut, wenn er wir schon in Transformers den netten, leicht verpeilten Jungen von nebenan spielen darf. In Disturbia verkörpert glaubhaft das emotionale Chaos, in das seine Filmfigur nach dem Tod des Vaters geworfen wird. Dieser starb bei einem tragischen Verkehrsunfall, für den sich Kale noch heute die Schuld gibt. Als Identifikationsfigur ist LaBeouf für das Gelingen des Films unabdingbar. Immerhin wurde der Plot von der ersten Szene bis zum adrenalintreibenden Finale komplett auf ihn zugeschnitten. Gerade weil Kale nicht als ein mutiger Draufgänger vorgestellt wird, wirkt LaBeoufs sympathische Everybo(d)y-Attitüde hier so passend. Kale hat bei all dem, was er tut, mindestens so große Angst wie der Zuschauer, der ihm dabei über die Schultern guckt.

Auch wenn der Film mit technischen Fetischen wie Apples Musikladen iTunes oder der Spielekonsole Xbox ausstaffiert wurde, kommt der eigentliche Plot angenehm „oldschool“ daher. Hier wird ein Junge kopfüber in eine Situation geschmissen, die viel zu groß und undurchsichtig für ihn ist. Regisseur D. J. Caruso, der mit Taking Lives bereits einen Serienkiller-Stoff verfilmte, erweist sich dabei als solider Handwerker. Schnörkellos und mit einer dem Genre angemessenen Geradlinigkeit inszenierte er dieses Hitchcock-Rip Off. Vor allem aber sorgt er dafür, dass man auch als Kenner des Originals seinen Spaß an der Neuauflage haben kann. So wurde auf ein bloßes Kopieren von Szenen und Einstellungen glücklicherweise verzichtet.

Mit zunehmender Laufzeit zieht Caruso die Spannungsschraube immer weiter an. Dann erhält auch David Morse endlich seinen großen Auftritt. Der Charakterdarsteller, dessen Spiel zuweilen an den großen Anthony Hopkins erinnert, ist geübt im Umgang mit dem Dunklen und Abseitigen. Als biederer Nachbar Mr. Turner lädt er zu einem Rendezvous mit dem Teufel. Natürlich kann die folgende Auflösung nicht überraschen. Natürlich wird jeder, der jemals einen thematisch ähnlich gelagerten Thriller gesehen hat, wissen, in welche Richtung sich die Geschichte letztlich entwickeln wird. Dafür stimmt Disturbia aber auf der bekannten Klaviatur die richtigen Töne an. Angesichts der zahllosen peinlichen bis grotesk platten Genre-Vertreter ist das schon eine ganze Menge.

Erschienen bei BlairWitch.