Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia
USA 2008
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Mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 700 Millionen Dollar avancierten 2005 Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia zu einer der bis dato erfolgreichsten Produktionen aus dem Hause Disney. Die populäre Kinderbuch-Reihe des britischen Autors C.S. Lewis, in der es die vier Pevensie-Geschwister in das hinter einem Wandschrank verborgene Fantasy-Reich zieht, kehrt in diesem Sommer auf die Kinoleinwand zurück. Prinz Kaspian von Narnia erscheint spürbar düsterer, actionreicher und erwachsener.
Filmkritik:
Noch bevor der erste Narnia-Film im Kino anlief, gab Disney bereits grünes Licht für eine Fortsetzung der gerade im angelsächsischen Raum beliebten Fantasy-Geschichte. In Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia verschlägt es die vier Pevensie-Geschwister Peter (William Moseley), Susan (Anna Popplewell), Edmund (Skandar Keynes) und Nesthäkchen Lucy (Georgie Henley) erneut in das Reich der sprechende Tiere und Zauberwesen. Dort, wo sie einst Seite an Seite mit Aslan, dem König von Narnia, gegen die Weiße Hexe (Tilda Swinton) kämpften, finden sie bei ihrer Rückkehr eine ganz andere Welt vor. Inzwischen sind nach Narnia-Zeitrechnung über 1300 Jahre vergangen und die friedliebenden Kreaturen müssen sich vor dem mit eiserner Hand regierenden Lord Miraz (Sergio Castellitto) und der Menschenrasse der Telmarer in Acht nehmen.
In dieser scheinbar hoffnungslosen Situation treffen die Geschwister auf Kaspian (Ben Barnes), den jungen, idealistischen und rechtmäßigen telmarischen Thronfolger, der sie um ihre Unterstützung im Kampf gegen seinen verhassten Onkel bittet. Zusammen mit den Ureinwohnern Narnias, den mythischen Zauberwesen, zu denen auch der mutige Zwerg Trumpkin (Peter Dinklage) und sein misstrauischer Gefährte Nikabrik (Warwick Davis) gehören, nehmen sie den Kampf gegen den Tyrannen und dessen riesiger Streitmacht auf. Am Ende, wenn sich das Schicksal Narnias entscheiden soll, stehen sich beide Seiten auf dem Schlachtfeld gegenüber.
Was ist nur aus der zuckersüßen, bunten Narnia-Welt des ersten Teils geworden? Zwar gibt es – soviel sei verraten – auch in Prinz Kaspian von Narnia ein Wiedersehen mit dem mächtigen Löwen Aslan und einer Vielzahl putziger Tierchen, davon einmal abgesehen hat dieses Narnia nur wenig mit der verkitschten Märchen-Fantasie seines Vorgängers gemein. Wie zum Beweis liegt von Beginn an ein dunkler Schatten über dem Land und unseren Helden. Viele Szenen spielen bei Nacht oder in düsteren Gemäuern, was den erwachsenen Charakter der Fortsetzung nochmals unterstreicht. Für die jüngsten Kinogänger erscheint diese daher auch ungeeignet (die FSK dürfte den Film wohl kaum bereits ab 6 Jahren freigeben).
Annähernd die Hälfte seiner Spielzeit von deutlich über zwei Stunden verwendet der Film für seine epischen, aufwändig inszenierten Schlachten. Dass dabei nicht ein Tropfen Blut fließt und das Schwert selbst nach mehrmaligem Gebrauch noch vollkommen sauber und unbefleckt erscheint, mag man verlogen finden, letztlich ist es als ein Zugeständnis an die überwiegend jüngere Klientel zu verstehen. Selbiges gilt für die mitunter recht platten Witze, die die ansonsten äußerst martialische Handlung zumindest hin und wieder etwas auflockern. Den gerade im Mittelteil spürbaren Leerlauf können indes auch sie nicht überdecken. Weil viele Szenen nicht mehr im Studio sondern vor imposanter Kulisse in Polen, Slowenien und Neuseeland entstanden, fühlt sich der zweite Narnia deutlich geerdeter und naturverbundener an. Der störende Plastikgeruch aus Teil 1 ist im Unterschied zur christlichen Symbolik weitgehend verschwunden.
Regisseur und Co-Autor Adam Adamson ist gebürtiger Neuseeländer, mit Peter Jackson und dessen Herr der Ringe-Trilogie kann es sein Narnia jedoch allein deshalb noch längst nicht aufnehmen. Dafür fehlt es der Geschichte schlichtweg an Komplexität, Frische und charismatischen Charakteren. Vieles wie die Choreographie der ersten Verfolgungsjagd, die Abfolge der Schlachten (samt wandelnder Bäume) oder des Showdowns am Flussbett wurde von Jackson bereits überzeugender inszeniert. Vor zehn Jahren hätte man Narnia für seine monumentale Optik vermutlich in den höchsten Tönen gelobt, heute muss er damit klarkommen, als umetikettierte Herr der Ringe-Kopie abgestempelt zu werden. Unfair, aber wahr.
Für Programmkino.de.
4 Comments:
Ehrlich gesagt, klingt das für mich schrecklich. Mich zieht absolut gar nichts in den Film. Respekt aber für Deinen Versuch zur Objektivität!
Klingt nach Herr der Ringe für Kinder.
Das war in der Tat viel Gekämpfe, aber mir selbst hat die Furt-Szene beispielweise besser gefallen, als bei Jackson, zumindest von den Effekten her. Auch die Ents würde ich selbst nicht in den Himmel loben, aber LotR ist ohnehin ein Fall für sich. Ich empfand CASPIAN als Verbesserung gegenüber LWW und das ist ja schon mal was.
@ rudi
Deinen letzten satz würde ich so unterschreiben (was aber auch nicht so schwer war).
@ anonym
jepp! ;)
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