Ein gutes Jahr - Postkartenmotive für Pilcher-Fans
USA 2006
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Sechs Jahre nach Gladiator kommt es zu einer Wiedervereinigung des Duos Scott/Crowe. Ein gutes Jahr ist jedoch von blutigen Sandalenschlachten denkbar weit entfernt. Scott erdachte das Grundgerüst der Handlung zusammen mit dem Schriftsteller Peter Mayles. Darin lernt der von Russell Crowe dargestellte gerissene Börsenspekulant die Vorzüge der entspannten französischen Lebensweise kennen und lieben. Auf einem nach dem Tod seines Onkels geerbten Weingut in der Provence findet der gestresste Workaholic zu sich – und zu seiner großen Liebe.
Filmkritik:
Max Skinner (Russell Crowe) ist der Prototyp des geld- und karrieregeilen, skrupellosen Börsenjongleurs, wie man ihn seit Oliver Stones Wall Street kennt. Wie sein berühmtes Vorbild Gordon Gekko interessiert sich auch Max nur für eins: Den schnellen Gewinn. Um seine Rivalen zu demütigen, schreckt er auch vor manch zweifelhaften Methoden nicht zurück. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Onkels Henry (Albert Finney) ereilt, und ihm mitgeteilt wird, dass er als dessen engster Verwandter ein Weingut in der Provence erben soll, reist er umgehend nach Frankreich. Dort will er eigentlich nur schnell alle Formalitäten erledigen, die zum Verkauf des Chateaus notwendig sind. Doch während er das malerische Anwesen erkundet, werden für ihn die Erinnerungen an seine glückliche Kindheit bei Onkel Henry wieder lebendig. Max spürt, dass von diesem Ort eine ganz eigene Faszination ausgeht. Schließlich lernt er im benachbarten Städtchen die attraktive Fanny (Marion Cotillard) kennen, der ein kleines Straßencafé gehört. Auf einmal scheinen London und die hektische Welt der Hochfinanz ihre Bedeutung für Max verloren zu haben.
Nach dem oscarprämierten Welterfolg Gladiator arbeiteten der britische Filmemacher Ridley Scott und der gebürtige Australier Russell Crowe ein weiteres Mal zusammen. Die Idee zu einem neuen Filmprojekt entstand bereits zu Gladiator-Zeiten. Basierend auf dem Roman Ein guter Jahrgang von Peter Mayles, der gemeinsam mit Scott die Grundzüge der Geschichte entwickelte, erzählt der Film von einem geradezu klassischen Transformationsprozess. Wie der Geizhals Ebenezer Scrooge in Charles Dickens Weihnachtsgeschichte muss sich auch Max zwangsläufig den Schattenseiten seines alten Lebens stellen. Nur so kann er schlussendlich in der Idylle und Abgeschiedenheit der Provence nicht nur die große Liebe sondern auch seinen inneren Frieden finden.
Was sich plakativ und berechenbar anhört, setzt Scott gleichsam brav und bieder um. Die Inszenierung besitzt keinerlei Überraschungsmomente. Die nahezu über die gesamte Zeit in einem verkitscht goldenen Licht eingetauchte Landschaft scheint sich gleich für einen Werbefilm über die Provence empfehlen zu wollen. Zumindest der dortige Tourismusverband dürfte über soviel kostenlose PR hocherfreut sein. Aus einem bräsigen und kalkulierten Plot, der vor keinem noch zu plattem Klischee in Bezug auf Frankreich und der Philosophie des „Savoir Vivre“ zurückschreckt – eine ganze Region präsentiert sich als ein einziges nie enden wollenden Straßencafé – ragen lediglich die eingestreuten Rückblenden auf Max Kindheit heraus. Dank der Natürlichkeit des Jungdarstellers Freddy Highmore haftet ihnen nicht die Abgeklärtheit des übrigen Films an.
Crowe, das wird alsbald deutlich, besitzt für leichte Unterhaltungskost einfach nicht das nötige Handwerkszeug. Wie Tom Hanks in Big stapft Crowes vom Saulus zum Paulus gewandelter Ex-Yuppie fortwährend mit einer kindisch-naiven Mimik durch die pittoreske Szenerie. Erschwerend kommt hinzu, dass dem Drehbuch von Marc Klein kaum mehr einfällt, als Phrasen wie „Dieser Ort muss sich nicht Deinem Leben anpassen, sondern Dein Leben diesem Ort“ über zwei Stunden Zelluloid auszuwälzen. Wer unbedingt einen Ausflug in die Welt des Weines unternehmen will, sollte auf den in allen Belangen überlegenen Sideways zurückgreifen.
Erschienen bei Programmkino.de.
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Sechs Jahre nach Gladiator kommt es zu einer Wiedervereinigung des Duos Scott/Crowe. Ein gutes Jahr ist jedoch von blutigen Sandalenschlachten denkbar weit entfernt. Scott erdachte das Grundgerüst der Handlung zusammen mit dem Schriftsteller Peter Mayles. Darin lernt der von Russell Crowe dargestellte gerissene Börsenspekulant die Vorzüge der entspannten französischen Lebensweise kennen und lieben. Auf einem nach dem Tod seines Onkels geerbten Weingut in der Provence findet der gestresste Workaholic zu sich – und zu seiner großen Liebe.
Filmkritik:
Max Skinner (Russell Crowe) ist der Prototyp des geld- und karrieregeilen, skrupellosen Börsenjongleurs, wie man ihn seit Oliver Stones Wall Street kennt. Wie sein berühmtes Vorbild Gordon Gekko interessiert sich auch Max nur für eins: Den schnellen Gewinn. Um seine Rivalen zu demütigen, schreckt er auch vor manch zweifelhaften Methoden nicht zurück. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Onkels Henry (Albert Finney) ereilt, und ihm mitgeteilt wird, dass er als dessen engster Verwandter ein Weingut in der Provence erben soll, reist er umgehend nach Frankreich. Dort will er eigentlich nur schnell alle Formalitäten erledigen, die zum Verkauf des Chateaus notwendig sind. Doch während er das malerische Anwesen erkundet, werden für ihn die Erinnerungen an seine glückliche Kindheit bei Onkel Henry wieder lebendig. Max spürt, dass von diesem Ort eine ganz eigene Faszination ausgeht. Schließlich lernt er im benachbarten Städtchen die attraktive Fanny (Marion Cotillard) kennen, der ein kleines Straßencafé gehört. Auf einmal scheinen London und die hektische Welt der Hochfinanz ihre Bedeutung für Max verloren zu haben.
Nach dem oscarprämierten Welterfolg Gladiator arbeiteten der britische Filmemacher Ridley Scott und der gebürtige Australier Russell Crowe ein weiteres Mal zusammen. Die Idee zu einem neuen Filmprojekt entstand bereits zu Gladiator-Zeiten. Basierend auf dem Roman Ein guter Jahrgang von Peter Mayles, der gemeinsam mit Scott die Grundzüge der Geschichte entwickelte, erzählt der Film von einem geradezu klassischen Transformationsprozess. Wie der Geizhals Ebenezer Scrooge in Charles Dickens Weihnachtsgeschichte muss sich auch Max zwangsläufig den Schattenseiten seines alten Lebens stellen. Nur so kann er schlussendlich in der Idylle und Abgeschiedenheit der Provence nicht nur die große Liebe sondern auch seinen inneren Frieden finden.
Was sich plakativ und berechenbar anhört, setzt Scott gleichsam brav und bieder um. Die Inszenierung besitzt keinerlei Überraschungsmomente. Die nahezu über die gesamte Zeit in einem verkitscht goldenen Licht eingetauchte Landschaft scheint sich gleich für einen Werbefilm über die Provence empfehlen zu wollen. Zumindest der dortige Tourismusverband dürfte über soviel kostenlose PR hocherfreut sein. Aus einem bräsigen und kalkulierten Plot, der vor keinem noch zu plattem Klischee in Bezug auf Frankreich und der Philosophie des „Savoir Vivre“ zurückschreckt – eine ganze Region präsentiert sich als ein einziges nie enden wollenden Straßencafé – ragen lediglich die eingestreuten Rückblenden auf Max Kindheit heraus. Dank der Natürlichkeit des Jungdarstellers Freddy Highmore haftet ihnen nicht die Abgeklärtheit des übrigen Films an.
Crowe, das wird alsbald deutlich, besitzt für leichte Unterhaltungskost einfach nicht das nötige Handwerkszeug. Wie Tom Hanks in Big stapft Crowes vom Saulus zum Paulus gewandelter Ex-Yuppie fortwährend mit einer kindisch-naiven Mimik durch die pittoreske Szenerie. Erschwerend kommt hinzu, dass dem Drehbuch von Marc Klein kaum mehr einfällt, als Phrasen wie „Dieser Ort muss sich nicht Deinem Leben anpassen, sondern Dein Leben diesem Ort“ über zwei Stunden Zelluloid auszuwälzen. Wer unbedingt einen Ausflug in die Welt des Weines unternehmen will, sollte auf den in allen Belangen überlegenen Sideways zurückgreifen.
Erschienen bei Programmkino.de.
2 Comments:
hab ich ja schon nach dem Trailer gesagt: So einen Schmonz muss ich mir nicht antun, Ridley Scott hin oder her. Deine Review zerplatzt auch die letzten Zweifel, sodass ich mir den Film nun beherzt schenken werde.
ABER:
in Betracht auf einen anderen Film sagtest du: love it or leave it. jetzt will ich ein Wort von dir. von mir aus auch per eMail. ;-)
ab und an ein recht trockener gag rettete den film vor einer katastrophe. so ist er gerade noch akzeptabel, wenngleich ich von scott natürlich anderes erwarte.
zu dem anderen thema: werde die tage die kritik auch hier online stellen ;-)
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