Sonntag, April 06, 2008

Der rote Baron - "Unser" Flyboy


D 2008

+1/2

Mit großem technischen wie logistischem Aufwand setzt Filmemacher Nikolaus Müllerschön der Flieger-Legende Manfred von Richthofen ein Denkmal. Sein Historien-Epos, das zuweilen der Heldenverehrung sehr nahe kommt, unterscheidet sich dabei kaum von vergleichbaren US-Produktionen. Aus einer insgesamt recht konventionellen Inszenierung ragen die visuell aufregenden Luftduelle und die Leistung des Hauptdarstellers heraus.

Filmkritik:

Sein „Arbeitsgerät“, eine in auffälligem Rot bemalte Fokker, brachte ihm nach seinem Tod den Beinamen Der rote Baron ein. Freiherr Manfred von Richthofen (Matthias Schweighöfer) ist mit Mitte Zwanzig das größte Fliegertalent unter den deutschen Piloten. Berühmt für seine Flugkünste und zahlreichen Abschüsse genießt von Richthofen sogar bei seinen Gegnern Respekt und Anerkennung. Zusammen mit seinen Kameraden liefert er sich an der Westfront spektakuläre Luftduelle gegen die alliierten Flieger. Nach dem Tode Oswald Boelckes wird ihm mit gerade einmal 24 Jahren die Führung der Jagdstaffel übertragen, die aufgrund der bunten Bemalung der Flugzeuge fortan als „Fliegender Zirkus“ für Aufsehen sorgt.

Der in Kalifornien lebende deutsche Filmemacher Nikolai Müllerschön nahm sich der Herausforderung an, das kurze, aber bewegte Leben der Flieger-Ikone Manfred von Richthofen in ein 18 Mio. Euro teures Kinoprojekt zu überführen. Dabei konzentrierte er sich auf die Jahre 1916 bis 1918. In diesen Zeitraum fiel Richthofens Aufstieg zum umjubelten Kriegshelden, eher er im April 1918 während eines Luftkampfes über Frankreich zu Tode kam. Müllerschön vertraute entgegen erster Überlegungen einem vorwiegend deutschen Cast. Nur in wenigen Nebenrollen sind international bekannte Schauspieler wie Joseph Fiennes – als von Richthofens kanadischer Gegenspieler Captain Roy Brown – und Lena Headey – als Krankenschwester Käte Otersdorf – zu sehen. Um den Film aber auch außerhalb Deutschlands vermarkten zu können, wurde in englischer Sprache gedreht. Dass deutsche Schauspieler sich selbst synchronisieren, mutet bisweilen befremdlich an.

Praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit startete hierzulande im vergangenen Jahr die US-Produktion Flyboys über eine amerikanische Fliegerstaffel, die im Ersten Weltkrieg in Frankreich stationiert wurde. Der rote Baron erscheint wie die teutonische Antwort auf Flyboys. Nicht nur, dass sich beide Filme denselben Schauplatz teilen, auch das ausführliche Zelebrieren der Luftkämpfe und eine angehängte, schüchterne Liebelei findet sich in beiden Produktionen wieder. Müllerschön versucht darüber hinaus, sich einem Mann zu nähern, aus der die Propagandamaschine der Deutschen schon zu Lebzeiten einen Helden gemacht hatte.

Sein Film portraitiert von Richthofen genau als jenen fairen, überkorrekten Flieger und Soldaten, für den man ihn bis heute Anerkennung und Respekt entgegenbringt. Er repräsentiert die alten preußischen Tugenden wie Ehre, Anstand und Pflichtgefühl – auch gegenüber seinen Feinden. Matthias Schweighöfer, dem man eine gewisse Ähnlichkeit zu seiner berühmten Filmfigur nicht absprechen kann, hält in seinem Spiel geschickt die Balance zwischen jugendlichem Übermut und erwachsener Ratio. Sein Charisma trägt einen Film, der sich in seiner Dramaturgie und Machart von vergleichbaren Hollywood-Produktionen in keiner Weise unterscheidet. Das mag man positiv oder negativ sehen. In jedem Fall zelebriert Der rote Baron über weite Strecken militärisches Pathos, nur um am Ende wenig subtil von Richthofen einen Monolog über die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges aufsagen zu lassen. Das ist dann eher zum Schmunzeln, als dass es aufrichtig und ehrlich erscheint.

Obwohl uns Müllerschöns historische Heldenstunde keinen neuen Blickwinkel auf das Geschehen vor neunzig Jahren eröffnet und die Geschichte reichlich träge auf ihr bekanntes Ende zusteuert, dürften all diejenigen auf ihre Kosten kommen, die vorrangig an den Duellen der Fliegerasse interessiert sind. Die Trickkünstler von Pixomondo, die bereits an Blockbustern wie Matrix und King Kong mitarbeiteten, nutzten detailgetreue Modellnachbauten für ihre aufwändigen CGI-Einstellungen. Deren Rasanz und Ästhetik hebt den Film auf ein Niveau, das er abseits seiner Action-Einlagen nicht halten kann.

Für Programmkino.de.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Habe gestern "21" gesehen. Schreibst Du über den?

April 11, 2008 9:23 AM  
Blogger Marcus kleine Filmseite said...

nein, hab ich nicht gesehen. der lief aber letzte woche in der schnieke, die ich krankheitsbedingt ausgelassen habe.

April 11, 2008 11:12 AM  

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