Donnerstag, Juni 30, 2011

Transformers 3 - Blech in drei Dimensionen


USA 2011

++

Der Krieg zwischen Autobots und Decepticons lieferte für Action-Regisseur Michael Bay bereits zum dritten Mal die Vorlage für eine gewaltige Effekt- und Materialschlacht, in der es allein auf die Zurschaustellung glänzender Oberflächen und schöner Menschen ankommt. Auch dieser Transformers ist von der ersten bis zur letzten Minute ein durchgestyltes Hollywood-Produkt - im Guten wie im Schlechten. Weiter geht's auf Koeln.de.

Mittwoch, Juni 29, 2011

Die Frau, die singt - Spurensuche

KAN 2009

+++1/2

Kanadas Beitrag für den diesjährigen „Best Foreign Language Film“ schickt den Zuschauer in ein von Krieg und Hass gezeichnetes Land. Zwei Geschwister begeben sich nach dem Tod ihrer Mutter auf eine emotionale Spurensuche, die eine unglaubliche Tragödie offenbart. Die Frau, die singt ist ein Ausnahmefilm, gleichermaßen Familienchronik wie Zeitportrait. Ein packendes Drama und ein zurückhaltend bebilderter Thriller, der niemanden kalt lassen dürfte.

Filmkritik:

Die Frau, die singt ist ein ziemlich harmloser und unscheinbarer Titel für einen Film, der den Zuschauer von Beginn an gefangen nimmt und ihn auf eine in vielerlei Hinsicht extreme Reise schickt. Diese reicht in ihrem Ursprung nicht nur vierzig Jahre und damit fast eine ganze Generation zurück, sie führt uns auch in eine Gegend, über die wir fast täglich Berichte in den Abendnachrichten hören und die für die meisten für uns doch undurchschaubar bleibt. Gemeint ist der Nahe Osten, dessen Geschichte untrennbar mit religiösen Konflikten bis hin zum Bürgerkrieg verbunden ist. Wie sehr die Ereignisse der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen, erfahren die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désourmeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) an dem Tag, an dem das Testament ihrer verstorbenen Mutter Nawal (Lubna Azabal) eröffnet wird.

Als Notar Lebel (Rémy Girard) ihnen zwei Briefe übergibt – einen für ihren Vater, von dem sie glaubten, er sei längst tot und einen für ihren Bruder, von dessen Existenz die Geschwister bisher überhaupt nichts wussten – schießen ihnen Tausend Gedanken durch den Kopf. Während Simon den letzten Willen seiner Mutter am liebsten ignorieren möchte, ist seine Schwester fest entschlossen, in die Heimat ihrer Eltern zu reisen, um vor Ort das Rätsel ihrer so verschlossenen und verschwiegenen Mutter zu lösen. Es ist eine schmerzhafte, erschütternde Geschichte, in der Hass, Krieg und Fanatismus die Menschen für immer zu zerstören drohten.

Die Frau, die singt ist kein leichter Film, aber einer, der es allemal wert ist, sich mit ihm und seiner Agenda intensiv auseinanderzusetzen. Der diesjährige kanadische Oscar-Beitrag für den „Besten fremdsprachigen Film“ liefert in klaren, fast schon naturalistischen Bildern eine gleichermaßen soziale wie individuelle Kartografie des Nahen Ostens. Das Schicksal des Einzelnen – in diesem Fall das von Simons und Jeannes Mutter – scheint dabei untrennbar mit den gewaltsamen politischen Umbrüchen jener Zeit verbunden. Dass nur die Namen kleiner Orte oder Städte erwähnt werden und man somit nicht immer gleich auf ein bestimmtes Land schließen kann, dürfte Absicht sein. Auch wenn viele Hinweise auf den Libanon deuten, die Heimat des Schriftstellers und Theaterregisseurs Wajdi Mouawad, der die teils autobiografische Vorlage zu Die Frau, die singt lieferte, beschreibt der Film ein düsteres Szenario, das letztlich überall spielen könnte und das bis heute leider immer noch hochaktuell ist. Dazu reicht es, nur einmal Richtung Nordafrika, Syrien oder Iran zu gucken.

Regisseur Denis Villeneuve ging mit der Entscheidung für zwei sich abwechselnde Erzählebenen ein nicht unerhebliches Wagnis ein. Was nur zu leicht als ein verkopftes und dabei lebloses Drehbuchkonstrukt hätte enden können, ergibt sich hier gewissermaßen organisch aus den unterschiedlichen Perspektiven der Mutter und ihrer Kinder. Die Authentizität des Gezeigten stellt man als Zuschauer nie in Frage. Dafür sorgen neben der schnörkellosen Kameraarbeit auch die vielen Laiendarsteller, deren Alltag und Lebensumstände immer wieder in kleinen, unaufdringlichen Beobachtungen thematisiert wird. Man hat das Gefühl, dass der Film ganz genau weiß, was er erzählen will, und dass sein Regisseur dieses Anliegen in die vielleicht einzig dafür denkbare Form übersetzte.

Die Entwicklung der Geschichte ähnelt indes einer detektivischen Spurensuche. Anstatt die Ereignisse wie ein allwissender, passiver Beobachter aus der Distanz zu überblicken, kommt der Zuschauer zusammen mit Jeanne und Simon der grausamen Wahrheit Puzzleteil für Puzzleteil auf die Spur. Über diesen Ansatz gelingt es Villeneuve, die Spannung bis zum Ende zu halten und den Film überdies zu einem emotionalen wie klugen Abschluss zu bringen, der sogar einen deutlichen Hoffnungsschimmer beinhaltet. Es ist niemals zu spät, den scheinbar ewigen Kreislauf aus Gewalt und Hass zu durchbrechen.

Für Programmkino.de.

Donnerstag, Juni 23, 2011

Bad Teacher- Die Cameron-Diaz-Show


USA 2011

++1/2

Der Pädagoge als Vorbild. In dieser locker-leichten Hollywood-Komödie wird das Ideal des ehrenwerten, tugendhaften Lehrers mal eben um 180-Grad gedreht. Cameron Diaz unterrichtet nicht nur nach recht unorthodoxen Methoden, auch sonst will sich ihre unverschämte Schönheitsprinzessin nicht so recht in das Umfeld einer biederen Mittelschule einfügen. Weiterlesen auf Koeln.de.

Mittwoch, Juni 22, 2011

The Bang Bang Club - Auf der anderen Seite des Bildes


SA/KAN 2010

++1/2

Wie gefährlich der Job eines Kriegsfotografen sein kann, zeigte erst kürzlich der tragische Tod des Dokumentarfilmers Tim Hetherington (Restrepo). Die kanadisch-südafrikanische Co-Produktion The Bang Bang Club gibt den Menschen, deren Bilder unsere Sicht auf viele Krisenregionen dieser Welt prägen, ein Gesicht. Authentisch, hart und ohne eine moralische Wertung betrachtet der Film einen Beruf, der nicht selten unglaubliche persönliche Opfer verlangt.

Filmkritik:

Mit dem Ende der Apartheid brachen in Südafrika Anfang der neunziger Jahre heftige Unruhen zwischen den Anhänger des von Nelson Mandela angeführten ANC (African National Congress) und der Inkatha Freedom Party (IFP) aus. Beide Gruppen nahmen für sich in Anspruch, die Anliegen der lange Jahrzehnte unterdrückten farbigen Bevölkerung Südafrikas zu vertreten. Tatsächlich standen hinter ihnen zunächst bestimmte Volksgruppen – die der Xhosa und der Zulus –, deren blutige Kämpfe vor allem in den Townships für Tausende Tote verantwortlich waren. In diese bisweilen unübersichtliche Kampfzone wagten sich immer wieder die vier Fotoreporter des „Bang Bang Clubs“. Für eine gute Aufnahme riskierten Kevin Carter (Taylor Kitsch), Greg Marinovich (Ryan Phillipe), Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) und João Silva (Neels van Jaarsfeld) regelmäßig ihr Leben. Der Lohn ihrer Arbeit waren nicht zuletzt zahlreiche Auszeichnungen. So erhielten Carter und Marinovich beide den renommierten Pulitzer-Preis.

Weniger Beruf als Berufung, ist die Arbeit der vier Ausnahmefotografen für jemanden, der lediglich das Resultat, aber nicht die Entstehungsgeschichte kennt, nur schwer einschätzbar. Sowohl den Motiven der Männer als auch ihrem Einsatz für jedes einzelne Bild versucht The Bang Bang Club zumindest etwas näher zu kommen. Regisseur Steven Silver war zuvor vor allem als Dokumentarfilmer tätig, was sich im Stil und Blickwinkel seines Films erkennbar widerspiegelt. Erschreckend real wirken viele der Aufnahmen aus den Townships von Soweto und Thokoza, in denen zum Ende des Apartheid-Regimes ein hasserfüllter Bürgerkrieg tobte. An dieser Stelle macht es sich schließlich bemerkbar, dass der Dreh weitgehend an Originalschauplatzen um Johannesburg und in Zusammenarbeit mit den dortigen Bewohnern stattfand. In authentischen, immer wieder von Gewalteruptionen durchdrungenen Bildern fängt The Bang Bang Club ein außerhalb Südafrikas nur wenig bekanntes Kapitel Zeitgeschichte ein.

Mehr noch als Mahnung und Erinnerung an das, was gerade einmal vor zwei Jahrzehnten dort geschah, beschreibt der Film jedoch die Arbeit der Kriegsfotografen. In dem wir zusammen mit dem ehrgeizigen Rookie Greg Marinovich diese verschworene Gemeinschaft kennenlernen, wird der von Ryan Phillipe verkörperte Nachwuchsfotograf zu der Figur, der wir den gesamten Film über am nächsten sind und kommen. Im Gegensatz dazu bleibt insbesondere „Club-Chef“ Kevin Carter ein Mysterium. Mit seiner unangepassten, rebellischen Attitüde, seinen regelmäßigen Drogentrips und Abstürzen ähnelt er – bzw. Taylor Kitschs Interpretation – mehr einem unglücklichen, depressiven Rockstar. Sein beruflicher Erfolg ist letztlich (zu) teuer erkauft. Am Ende kann er nicht anders, als Selbstmord zu begehen, um so für immer den eigenen Bildern und Erinnerungen zu entfliehen.

Das moralische Dilemma dieser Männer, einerseits unglaubliches Leid zu dokumentieren und es so für die Welt sichtbar zu machen, andererseits passive Beobachter zu bleiben, legt den Finger in eine tiefe Wunde. Es ist der Gegensatz, an dem Carter zerbricht und der seine Weggefährten ein Leben lang beschäftigen wird. Silver verzichtet bewusst auf ein finales Urteil. Stattdessen beschränkt er sich darauf, die Gefahren auch abseits der eigentlichen Einsätze zu benennen. So produziert der schnelle Ruhm bei allen Beteiligten viel zu große Egos. Es ist dieser Perspektivwechsel, den The Bang Bang Club so besonders macht. Plötzlich sehen wir hinter das Motiv und blicken auf das, was auf der anderen Seite des Objektivs ansonsten im Verborgenen bleibt.

Für Programmkino.de.

Dienstag, Juni 21, 2011

Kaboom - It's the end of the world


USA/F 2010

+++1/2

Es ist eine wilde Mischung aus College-Satire, Softporno und Science-Fiction, die uns Independent-Filmer Gregg Araki (Mysterious Skin) in seinem neuen Film Kaboom um die Ohren haut. Der wahnwitzige, mitunter an Trash-König John Waters erinnernde Trip schert sich dabei weder um die Sehgewohnheiten des Mainstreams noch um die Einordnung in ein bestimmtes Genre. Stattdessen bietet Arakis mit vielen attraktiven Jungstars besetzte Wundertüte reichlich nackte Haut, Sex in wechselnden Konstellationen und ein denkwürdiges Finale.

Filmkritik:

Mit seinen 18 Jahren befindet sich der smarte Filmstudent Smith (Thomas Dekker) auf einer spannenden Entdeckungsreise, deren Ausgang Independent-Filmer Gregg Araki mit einem lauten Knall und dem vermeintlichen Ende der Welt as we know it als hinreißend absurde Pointe beschließt. Das College-Leben, das Kaboom beschreibt, wirkt wie eine Persiflage auf Arakis eigene Teenage-Apocalypse-Trilogie aus den Neunzigern und bekannte, biedere Hochglanzserien wie O.C. California. Wenn Smith nicht gerade einen Kurs oder eine Vorlesung besucht, vergnügt er sich mit wechselnden Partnern beiderlei Geschlechts, geht auf schräge Partys, schmeißt sich Drogen ein oder lässt seine hormongesteuerte Fantasie in sexuell aufgeladenen Tagträumen freien Lauf.

Die bizarren Ereignisse, die Smiths ziemlich promiskuitives Leben gehörig auf den Kopf stellen, haben ihren Ausgangspunkt in einer unheimlichen und zunächst nur schwer verständlichen Begegnung. Eines Nachts glaubt er, auf dem Campusgelände drei Männer mit Tiermasken bei der Entführung und Ermordung einer jungen Frau zu beobachten. Auch träumt er immer wieder ein und denselben merkwürdigen Traum, in dem fremde Menschen ihn seltsam anstarren (vielleicht weil er darin nackt ist?). Als er wenig später auf einer Party einigen dieser Personen tatsächlich begegnet, weiß er nicht, was das zu bedeuten hat. Abgesehen von diesen teils doch recht beunruhigenden Vorfällen finden in Smiths Umfeld aber auch einige durchaus angenehme Veränderungen statt. So ist sein neuer Mitbewohner Thor (Chris Zylka) ein blonder, durchtrainierter dabei aber – aus Smiths Sicht – leider durch und durch heterosexueller Surferboy, der sich allein für seinen Sport, hübsche Mädels und das eigene Geschlechtsteil zu interessieren scheint.

Araki ist hier ganz in seinem Element. Mit einer unbändigen Freude am Experimentieren, am Mischen von Genres und Stimmungen bringt er in Kaboom sein Faible für queere Geschichten mit einem wunderbar ironischen, ziemlich durchgeknallten Mystery-Plot zusammen. Das wirkt bisweilen so, als habe John Waters das Remake eines David-Lynch-Films gedreht. Anders ausgedrückt: Obwohl die einzelnen Teile nie richtig zueinander passen, unterhält uns Araki bestens mit seinen schrägen, erotischen College-Anekdoten. Vor allem die geschliffenen Dialoge, in denen von ungewöhnlichen Liebeskonstellationen über schmutzigen Sex bis hin zu seltsamen Drogenerfahrungen all das verhandelt wird, was dem konservativen Amerika offenkundig ein Dorn im Auge ist, fungieren als Taktgeber dieser rastlos erzählten Groteske.

Ebenso kann man sich bei Araki nie wirklich sicher sein, was tatsächlich als Nächstes passiert. Grundsätzlich scheinen hier mit Ausnahme der Schwerkraft nahezu alle Regeln und Gesetzmäßigkeiten – auch die des Filmemachens und einer logischen Narration – aufgehoben. Da wundert es irgendwann auch nicht, dass sich Smiths lesbische Freundin Stella (Haley Bennett) in eine echte Hexe verknallt, die nach der Trennung als resolute Stalkerin ihrem Love Interest hinterher jagt. Auffallend freizügig und damit gänzlich unamerikanisch gibt sich Kaboom, den man vermutlich am ehesten als Sex-Science-Fiction-Mystery-Satire umschreiben könnte. Wer sich darunter einfach nichts vorstellen kann, sollte sich schleunigst ein Ticket lösen. Und alle anderen natürlich auch.

Für Programmkino.de.

Samstag, Juni 18, 2011

Kung Fu Panda 2 - A New Beginning


USA 2011

+++

Drei Jahre nach seinem ersten Auftritt kehrt der vielleicht knuffigste Panda der Filmgeschichte nun mit all seinen Freunden und der Garantie auf ein familienfreundliches Animationsspektakel zurück. Die Fortsetzung setzt dabei mehr auf rasante Action, bleibt aber ansonsten dem Erfolgsrezept des unglaublich populären Erstlings treu. Weiterlesen auf Koeln.de.

Mittwoch, Juni 15, 2011

The Tree of Life - Alles oder nichts


USA 2011

+++1/2

Sinnsuche, Familiengeschichte, Erinnerungsfragment. Der neue Film von Regie-Mystiker Terrence Malick ist all das und noch viel mehr. Getragen von sinnlichen, epischen Bildern und ohne eine durchgängige Handlung sucht The Tree of Life Antworten auf elementare Fragen. Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Malick blickt auf den scheinbar ewigen Widerstreit zwischen der Unbarmherzigkeit der Natur und einer gütigen, beinahe gottähnlichen Gnade. Sein Credo ist eindeutig. Beides steckt in uns, beides sind wir. Dafür gab es in Cannes nun völlig zu Recht die „Goldene Palme“.

Filmkritik:

Der Anfang und das Ende, das ganz Kleine und das ganz Große, der Einzelne und die gesamte Menschheit. Es scheint nahezu unmöglich, in nur einem Film einen solchen Bogen zu schlagen, der von der Entstehung unseres blauen Planeten bis zu dessen Ende reicht, und doch ist es genau das, was Regie-Mystiker Terrence Malick in seinem jüngst in Cannes mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichneten Opus Magnum The Tree of Life versucht. Auch wenn Malicks Faible für das Kontemplative, für meditative Bilder und eine unkonventionelle Erzählhaltung hinlänglich bekannt ist, gelingt es ihm, uns zu überraschen und zu überwältigen. Man ist ganz einfach sprachlos ob der Schönheit und Eleganz dieses Kunstwerks.

Als ein solches lässt es sich nur bedingt anhand der gängigen Kriterien beurteilen. Malicks Film polarisiert – das ließ sich schon in Cannes beobachten, als The Tree of Life Buhrufe aber auch reichlich Applaus erntete –, was allein noch kein Qualitätsmerkmal wäre. Allerdings brennen sich diese 138 Minuten wie kaum ein anderes Werk der letzten Zeit in unser Gedächtnis ein. Mal sind es einzelne Bilder, mal ganze Sequenzen über die uns Malick immer wieder tief in seinen philosophischen Kaninchenbau zieht. Und dort gelten andere Gesetze. Sogar die Schwerkraft scheint mitunter aufgehoben, wenn Jessica Chastain in ihrer Maria-Interpretation engelsgleich über dem Erdboden schwebt und damit eindeutige Assoziationen hervorruft.

Mehrdeutig erscheint vieles von dem, was Malick hier in konsequent ästhetisierten Aufnahmen von Mensch und Umwelt erzählt. Emmanuel Lubezkis Kamera gleitet mehr, als dass sie nur bewegt wird. Dabei geht der Blick stets nach oben, entlang des titelgebenden Baumes in den offenen Himmel, wo manch einer Gott oder eine andere allmächtige Instanz vermutet. Für Malick ist Gott augenscheinlich überall, wobei die Schönheit der Natur für ihn das sichtbarste Indiz seiner Existenz zu sein scheint. Zu sakralen Klängen und klassischer Musik findet der Film zu seinem ganz eigenen Herzschlag. Es ist ein Rhythmus, auf dem man sich zugegeben einlassen muss. Die gehauchten Voice-over-Passagen, in denen losgelöst von der ohnehin nur rudimentär vorhandenen Handlung die Einheit von Mensch und Natur beschworen wird, vervollständigen Malicks Versuchsanordnung.

Das Interessante an The Tree of Life ist, dass der Film dank seiner Stars Brad Pitt und Sean Penn (letzterer nur in einer Nebenrolle) auch außerhalb Malicks Anhängerschaft wahrgenommen werden dürfte. Was aus dieser Begegnung von Filmkunst und Mainstream resultiert, ist spannend und kaum vorhersehbar. Allerdings ist die Gefahr groß, dass Malicks meditativer Symbolschatz vor allem auf Unverständnis und Ablehnung stößt, zu sperrig und speziell ist seine Version vom Anfang und Ende der Zeit. Wenn der Film nach der ersten Begegnung mit der amerikanischen Vorzeigefamilie der O’Briens – ein strenger Vater (Pitt), eine ausgleichende, sanftmütige Mutter (Chastain) und drei lebhafte Söhne – für ein fast halbstündiges, unkommentiertes Intermezzo an den Ursprung unserer Erde samt Vulkanausbrüchen, Meeresrauschen und Dinosaurier zurückspringt, wird nur ein Teil des Publikums gewillt sein, diese faszinierende Reise auch wirklich anzutreten.

Man muss Malicks Mut und Geradlinigkeit bewundern, den Konventionen des Kinos und seiner Vermarktung immer wieder zu trotzen. Doch nur so können letztlich neue Räume entstehen, in denen kein Konformitätsdruck herrscht. The Tree of Life ist trotz aller Größe und Epik jedoch auch ein sehr persönlicher Film, der auf Kindheitserfahrungen aufbaut und diese mit existenziellen Fragen verknüpft. In den bruchstückhaften Impressionen aus dem Amerika der fünfziger Jahre verarbeitete Malick erkennbar eigene Erinnerungen, deren Bedeutung sich für uns nicht immer erschließt. Gleichwohl schafft er es – und das ist kein leichtes Unterfangen – , dass wir in diesen Augenblicken an unsere eigene Jugend und Kindheit zurückdenken, an einzelne Erlebnisse, Bilder, Gerüche. Bis zum Schluss, der alle Charaktere an einem mystischen Strand (das Jenseits?) aufeinandertreffen lässt, bewahrt sich Malicks Film dabei eine überwältigende Sinnlichkeit und Poesie.

Für Programmkino.de.

Freitag, Juni 10, 2011

X-Men: Erste Entscheidung


USA 2011

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Auch die X-Men sind im Fortsetzungsfieber. Wobei so ganz stimmt das nicht. Denn der vierte Film der populären Comic-Reihe ist streng genommen ein Prequel, in dem die Vorgeschichte der späteren Kontrahenten Professor Xavier und Magneto beleuchtet wird. Bryan Singer, Regisseur der ersten beide Teile, kehrte als Produzent zurück, der Brite Matthew Vaughn (Kick-Ass, Der Sternwanderer) übernahm die Regie. Weiter auf Koeln.de.

Donnerstag, Juni 02, 2011

Hangover 2 - One Night in Bangkok


USA 2011

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Das Wolfsrudel ist zurück und mit ihm eine erneut aberwitzige und ziemlich pubertäre Puzzlejagd nach einem ausufernden Junggesellenabschied samt Totalabsturz. Der Nachfolger zum Überraschungshit des Jahres 2009 verzichtet auf jegliche Experimente und setzt dafür lieber auf die erprobte Mixtur aus zotigen Späßen und überdrehter Comedy. Weiter geht's auf Koeln.de.