Dienstag, April 29, 2008

Iron Man - Der eiserne Jungmann


USA 2008

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Willkommen zur One-Man-Show des Robert Downey Jr.! In der neuen Comic-Verfilmung, die das Genre des Superhelden-Films um einen weiteren schillernden Charakter bereichert, darf Hollywoods Enfant terrible so richtig loslegen. The world is yours, Tony Stark! Weiterlesen auf evolver.

Mittwoch, April 23, 2008

Football Under Cover - Zu Gast bei Fremden



D 2008

++1/2

Ein Fußballspiel zwischen einer Berliner Multikulti-Truppe und der iranischen Frauen- Nationalmannschaft birgt allerlei politischen Sprengstoff. Die deutsch-iranische Co-Produktion Football Under Cover begleitet die Spielerinnen bei ihren Vorbereitungen auf diese in vielerlei Hinsicht bedeutsamen 90 Minuten. Weiterlesen auf Critic.de.

Sonntag, April 20, 2008

Fleisch ist mein Gemüse - Landjugend mit Musik


D 2008

++1/2

Hamburg-Harburg in den 80ern. Für den jungen Musiker Heinz Strunk (Maxim Mehmet) ist es die Hölle auf Erden. Nicht nur, dass er sich um seine schwerkranke Mutter (Susanne Lothar) und deren labile Nachbarin kümmern muss, zugleich leidet er unter einem kraterähnlichen Hautausschlag, der seine Chancen beim weiblichen Geschlecht quasi auf Null reduziert. In dieser scheinbar ausweglosen Lage beschließt Heinz, sich einer Tanzkapelle anzuschließen. Die „Tiffanys“ unter ihrem Bandleader Gurki (Andreas Schmidt) treten bei Schützenfesten, Tanztees im Seniorenheim und Dorf-Hochzeiten auf. Zwischen Songs von Nicki und Gottlieb Wendehals, zwischen geschmacklosen Glitzerjacketts und exzessiven Besäufnissen leidet Heinz still und leise vor sich hin.

Basierend auf dem gleichnamigen, stark autobiographischen Bestseller von Heinz Strunk, der eigentlich Mathias Halfpape heißt und in einer kleinen Gastrolle sich selbst spielen darf, erzählt Christian Görlitz die Geschichte einer tragikomischen „Landjugend mit Musik“. Der Film bewegt sich im Kosmos eines unglaublich piefigen Kleinbürgertums, dessen Rituale und Ansichten satirisch auf die Spitze getrieben werden. Gerade Bandleader Gurki erweist sich dabei als Quell unerschöpflicher Dadaismen („Swingtime is Good Time, Good Time is Better Time!“), die selbst als profane Poesiealbumsprüche ihren Zweck verfehlen würden. Aber egal, solange Heinz auf der Bühne nur ordentlich „abliefert“, wie Gurki es nennt, solange er auf trostlosen Ü30-Partys in muffigen Kneipen und Tanzlokalen eingedeutschte Stimmungs-Hits zum Besten gibt, wird die Welt schon nicht untergehen.

Die liebevolle Schilderung eines tragikomischen Panoptikums aus 80er Jahre-Stilblüten und scheußlich-spießigen Geschmacklosigkeiten gehört zu den Stärken dieses etwas anderen deutschen Heimatfilms. Leider bremsen die dramatischen Einschübe rund um Heinz’ kranke Mutter den Erzählfluss jedes Mal merklich aus. Man mag so recht keine emotionale Beziehung zu Figuren aufbauen, die einem zuvor lediglich als sympathische Freaks oder holzschnittartige Karikaturen vorgestellt wurden. Da kann sich Theaterstar Susanne Lothar auch noch so ins Zeug legen, letztlich ist ihre Anstrengung nichts weiter als vergebene Liebesmüh.

Dass Fleisch ist mein Gemüse dennoch zu den besseren Komödien der letzten Monate gezählt werden darf, hat Christian Görlitz’ Adaption vor allem den immer wieder aufblitzenden Momenten am Rande des Wahnsinns zu verdanken. So sorgen ein Limbo tanzender Sylvester Groth in der Rolle des leicht abgehalfterten Schlagerbarden Oliver Bendt, einst Sänger der legendären „Goombay Dance Band“, oder der Aufmarsch des Schützenkönigs für ein stilechtes Revival von Tristesse und Spießigkeit. Früher, als viele Frauen sich einbildeten, Leggins wären ein unter ästhetischen Gesichtspunkten zu favorisierendes Kleidungsstück, war anscheinend doch nicht alles besser.

Für Smart Investor.

Mittwoch, April 16, 2008

Sommer - Bravo-Foto-Lovestory


D 2008

+

Ein Film wie eine Foto-Love-Story: Sommer entwirft vor der malerischen Kulisse der Nordseeinsel Amrun eine jederzeit berechenbare Teenager-Romanze, die es vor allem an glaubhaften, differenzierten Charakteren vermissen lässt. Hier sind die Rollen von Anfang an klar verteilt. Ein eitler Fatzke aus reichem Hause und ein cooler Skaterboy streiten sich um das blonde Love Interest. Dennoch sollte die zweite Regie-Arbeit von Mike Marzuk (Weißt was geil wär…?!) an der Kinokasse funktionieren. Teenie-Schwarm Jimi Blue Ochsenknecht wird es schon richten.

Filmkritik:

Obwohl er erst 15 Jahre alt ist, hat Tim (Jimi Blue Ochsenknecht) schon viel von der Welt gesehen. Mit seinem Vater (Uwe Ochsenknecht in einer Gastrolle), der Pilot bei der Bundeswehr ist, zog er die letzten Jahre von einem Ort zum nächsten. Gerade als er sich in Berlin eingelebt hat, heißt es wieder einmal Abschied nehmen. Doch dieses Mal kann er seinen Vater nicht begleiten. Während dieser nach Somalia versetzt wird, soll Tim zu seiner Oma (Ingeborg Westphal) auf eine kleine Nordseeinsel ziehen. Dort angekommen macht er sich schnell bei der Clique des Insel-Schönlings Lars (Jannis Niewöhner) unbeliebt. So hilft er Außenseiter Eric (Julian Krüger), der von Lars und seinen Kumpels regelmäßig als Mobbing-Opfer missbraucht wird. Die Konfrontation zwischen Tim und Lars spitzt sich zu, nachdem sich der Neuankömmling in die hübsche Vic (Sonja Gerhardt) verliebt. Vic ist – wie sollte es anders sein – schon seit Jahren mit Lars zusammen. Demnächst wollen beide ihre erste gemeinsame Nacht verbringen.

Wer sich die Inhaltsangabe durchliest, wird sich wohl unweigerlich an die typische Bravo-Foto-Love Story erinnert fühlen. Und tatsächlich ist Sommer nichts anderes als eine verfilmte und für das Kino auf Hochglanz polierte Teenager-Soap Opera. Die zweite Regie-Arbeit von Mike Marzuk (Weißt was geil wär…?!) bedient geradezu mustergültig sämtliche von Jugendzeitschriften wie Bravo oder Wendy wiederholt kolportierten Klischees. Mädchen lieben Pferde, Jungs prügeln sich gerne und wer aus einem reichen Elternhaus kommt, ist sowieso schon per Definition ein Unsympath. Figuren wie der von Jannis Niewöhner verkörperte Millionärs-Sprößling oder die des korpulenten Spaßvogels Eric sind nach einem leicht durchschaubaren Schwarz-Weiss-Schema gestrickt. Die Vorhersehbarkeit ist dabei genreimmanent und noch nicht einmal besonders schlimm. Ärgerlicher ist es da schon, dass der Film die Gefühlswelt seiner zumeist jungen Protagonisten bei jeder Gelegenheit in Postkartenkitsch und naiven Pop-Songs zu ertränken versucht. Dass man sich dem Abenteuer der ersten großen Liebe und den Problemen der Pubertät auch anders und ohne Rückgriff auf Stereotypen nähern kann, bewies auf wunderbar unverkrampfte Art Vivian Naefes Die wilden Hühner und die Liebe.

Die Produzenten Ewa Karlström und Andreas Ulmke-Smeaton vertrauen ganz der Zugkraft ihres Hauptdarstellers Jimi Blue Ochsenknecht. Warum auch nicht, immerhin ging das Kalkül im Fall der Wilden Kerle bereits fünfmal auf. Der Mädchen-Schwarm gibt hier den lässigen, wortkargen Outlaw, der nie ohne seine Markenzeichen – Lederjacke und Skateboard – anzutreffen ist. Marzuk und sein Kameramann Ian Blumers lassen wahrlich nichts unversucht, um den Nachwuchsstar möglichst fotogen und cool in Szene zu setzen. Damit zielt Sommer erkennbar auf ein junges, weibliches Publikum, das dem Film seine zahlreichen Missgriffe bei Charakterzeichnung und Story vermutlich verzeihen wird.

Für Programmkino.de.

Montag, April 14, 2008

Chiko - Turkish Gangsta


D 2008

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Produziert und protegiert von Fatih Akin, zeichnet Chiko, das Spielfilmdebüt des Hamburger Deutschtürken Özgür Yildirim, den Aufstieg und Fall eines jungen, übermütigen Gangsters nach. Wenngleich der mitunter postulierte Authentizitätsanspruch bezweifelt werden darf, gelingt Yildirim eine über weite Strecken packende Milieu-Studie, die vorrangig als harter Genrebeitrag in der Tradition amerikanischer Gangster-Dramen funktioniert. Bei seiner Premiere in der Panorama-Sektion der diesjährigen Berlinale rief der Film ein geteiltes Echo hervor. Besonders die Gewaltdarstellung sorgte bei manch einem für Unbehagen. Dabei ist Chiko gerade in diesem Punkt unmissverständlich.

Filmkritik:

Ein weißer Mercedes CLK mit goldenen Felgen. So sieht für Chiko (überzeugend: Denis Moschitto) der Inbegriff von Erfolg aus. Und genau so einen Schlitten will er eines Tages selber besitzen und fahren. Jeder soll schließlich sehen, dass er es geschafft hat. Doch die Realität ist noch eine andere. Bislang versucht sich Chiko zusammen mit seinem besten Freund Tibet (Volkan Özcan) als Dealer in seinem Viertel. Dass er dabei anderen Tickern fast zwangsläufig auf die Füße tritt, scheint ihn nicht zu interessieren. Sein Mut und seine Schlagfertigkeit helfen ihm letztlich sogar bei seinem Aufstieg im Drogen-Milieu. Brownie (Moritz Bleibtreu), einer der Bosse, wird auf Chiko aufmerksam. Er engagiert den Jungen und baut allmählich zu ihm ein enges Vertrauensverhältnis auf.

Allerdings wird Chiko schon bald vor eine schwerwiegende Entscheidung gestellt. Als Brownie erfährt, dass Tibet ihn hintergeht, verlangt er, dass Chiko den Kontakt zu seinem besten Freund abbricht. Chiko fühlt sich hin- und hergerissen. Einerseits will er zu Tibet und dessen kranker Mutter (Lilay Huser) halten, andererseits erhofft er sich von Brownie Anerkennung und Macht.

Gangster-Drama, Milieu-Studie, Ghetto-Tragödie. Viele Etiketten lassen sich auf Özgür Yildirims Regiedebüt Chiko anwenden. Die meisten von ihnen beschreiben jedoch nur dessen Oberfläche, das, was ohnehin nach wenigen Minuten für jeden Zuschauer offensichtlich ist. In Wirklichkeit ist Chiko vor allem eines. Ein straighter, handwerklich mehr als solider Genrefilm. Yildirim beobachtet Gangster und Kleinkriminelle bei ihrem Versuch, im Milieu aufzusteigen und abseits aller legalen Möglichkeiten Karriere zu machen. Von nichts anderem handelt beispielsweise auch Martin Scorseses Frühwerk Mean Streets, nur mit dem Unterschied, dass die Protagonisten seinerzeit Italo-Amerikaner und keine Türken waren.

Chikos Welt funktioniert nach dem „Friss oder Stirb“-Prinzip. Wer auf der Straße Schwäche zeigt, wird es nicht weit bringen. Das weiß Chiko. Aus diesem Grund riskiert er eine dicke Lippe und inszeniert sich bei jeder Gelegenheit als harter Kerl. Wer „nicht gefickt werden will“, muss eben die anderen „ficken“. Was Deutsch-Rapper wie Bushido und Sido in ihren Musikvideos als Männlichkeitsfassade aufbauen, nutzt Yildirim zur Charakterisierung seiner Hauptfiguren. Doch dabei bleibt es nicht. Yildirim nimmt vielmehr ein Bild – in diesem Fall ist es der gewaltbereite Halbstarke – und zeigt, in welche Sackgasse das von manchen Jugendlichen fälschlicherweise idealisierte Gangstersein führt. Am Ende hat Chiko für seinen Traum mit dem eigenen Blut bezahlt.

Ob das Gezeigte stets authentisch ist, darf stark bezweifelt werden. Letztlich spielt es auch keine so große Rolle, inwieweit Chiko sich zu einem Abgleich mit der Realität eignet. Der Film trägt in vielerlei Hinsicht einfach zu dick auf, um aus ihm ernsthaft einen dokumentarischen Anspruch ableiten zu wollen. Weitaus wichtiger ist, dass Chiko pubertären Gewaltfantasien eine unmissverständliche Absage erteilt. So wie Yildirim Gewalt filmt, tut sie weh – was gut ist. Wenn Chiko blind vor Hass in Brownies Haus stürmt und seinen Boss vor den Augen seiner Frau und Tochter eiskalt hinrichtet, ist das ein Schlag ins Gesicht. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Auf diese drei Worte lässt sich Yildirims couragierter Erstling im Kern zurückführen.

Für Programmkino.de.

Freitag, April 11, 2008

Tödliche Entscheidung - Before the Devil knows...


USA 2007

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Er was u.a. fünfmal für den Oscar nominiert, erhielt diesen aber erst im Alter von 80 Jahren für sein Lebenswerk. Sidney Lumet ist zweifellos einer der ganz Großen seines Fachs. Das untermauert er auch mit seiner jüngsten Arbeit Tödliche Entscheidung – Before the Devil knows You’re Dead, in der er eine erschütternde Familientragödie vor dem Hintergrund eines klassischen Heist-Plots ablaufen lässt. Das Drehbuch von Kelly Masterson blickt mit beängstigender Klarheit tief in menschliche Abgründe. In der Hauptrolle brilliert einmal mehr Philip Seymour Hoffman.

Filmkritik:

Es ist ein geradezu teuflischer Plan, den sich Andy (Philip Seymour Hoffman) da ausgedacht hat. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Hank (Ethan Hawke) will er ausgerechnet das Juweliergeschäft seiner Eltern ausrauben. Das – so sein Argument – kennen sie wie ihre Westentasche. Warum sollten sie daher das unnötige Risiko eingehen, ein Ihnen unbekanntes Objekt auszukundschaften? Außerdem sei der gesamte Schmuck versichert. Der finanzielle Schaden hätte somit allein die Assekuranz zu tragen. Weil sich Hanks Komplize Bobby (Brian F. O'Byrne) jedoch nicht an die Spielregeln hält und eine echte Waffe während des Überfalls bei sich trägt, endet das in der Theorie scheinbar perfekte Verbrechen in einem blutigen Fiasko. Statt mit der wertvollen Diebesbeute stehen Andy und Hank letztlich mit leeren Händen da, an denen das Blut ihrer eigenen Mutter (Rosemary Harris) klebt.

Im fortgeschrittenen Alter von 83 Jahren drehte Regie-Veteran Sidney Lumet einen unglaublich bitteren, ausweglosen Film, der von seiner Prämisse an ein Heist-Movie erinnert, letztlich aber vor allem eine Geschichte über persönliche Schuld und familiäre Zerwürfnisse erzählt. Mit jeder Szene eröffnen sich einem neue Fragen. Fragen, auf die der Film nicht zwangsläufig auch eine klare Antwort bereithält. Was treibt Andy zu dieser Tat? Benötigt er das Geld, um mit seiner Frau Gina (Marisa Tomei) in Brasilien noch einmal von vorne anzufangen oder dient es zur Finanzierung seiner Drogensucht? Indem Lumet die Ereignisse um den tragischen Überfall aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und dabei in der Zeit vor- und zurückspringt, verweigert sich Before the Devil knows you’re dead geschickt der Dramaturgie eines gewöhnlichen Crime-Dramas. Der Wechsel der Perspektive schafft Distanz zum Geschehen, aber nicht zu den Charakteren, auf die Lumet und das Drehbuch von Kelly Masterson erkennbar das Hauptaugenmerk legt.

Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman liefert in de Rolle des gerissenen Andy eine erneute Kostprobe seiner schauspielerischen Extraklasse ab. Egal ob er Truman Capote, den Widersacher von Tom Cruise in Mission: Impossible 3 oder einen skrupellosen, drogenabhängigen Möchtegern-Yuppie mimt, Hoffman scheint jedes Mal hinter den Vorgaben seiner Rolle förmlich zu verschwinden. Als Andy gelingt ihm ein nicht gerade leichter Spagat. Einerseits zeichnet Hoffman seinen Filmcharakter als Getriebenen, andererseits ist er selber die treibende Kraft hinter dem Überfall auf den Juwelierladen seiner Eltern. Man wird nie ganz schlau aus dem, was er sagt und wie er sich verhält. Ethan Hawke zieht gegen Hoffmans Leinwandpräsenz den Kürzeren, was nicht bedeutet, er würde seinen Part nicht überzeugend ausfüllen. Neben Hawke und Hoffman verkörpert der Brite Albert Finney als Andys und Hanks Vater den dritten zentralen Charakter der Geschichte. Seinem von Trauer und Hass gekennzeichneten Familienoberhaupt schenkt der Film ein kompromissloses Finale, das ihm eine letzte, irreversible Entscheidung abverlangt.

Wie in einem Uhrwerk greift hier ein Rad in das nächste. Das mitanzusehen, fällt nicht immer leicht. Zuweilen schleicht sich das Gefühl ein, Augenzeuge eines gewaltigen Autocrashs zu werden, bei dem alle Beteiligten sehenden Auges auf ihr Verderben zusteuern und dabei statt der Bremse das Gaspedal betätigen. Sidney Lumet schuf mit Before the Devil knows you’re dead ein beklemmendes und zutiefst pessimistisches Alterswerk. Ein Film, der mehr Melodram als Krimi ist, und dessen schmerzhaftes Ende noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.

Für Programmkino.de.

Sonntag, April 06, 2008

Der rote Baron - "Unser" Flyboy


D 2008

+1/2

Mit großem technischen wie logistischem Aufwand setzt Filmemacher Nikolaus Müllerschön der Flieger-Legende Manfred von Richthofen ein Denkmal. Sein Historien-Epos, das zuweilen der Heldenverehrung sehr nahe kommt, unterscheidet sich dabei kaum von vergleichbaren US-Produktionen. Aus einer insgesamt recht konventionellen Inszenierung ragen die visuell aufregenden Luftduelle und die Leistung des Hauptdarstellers heraus.

Filmkritik:

Sein „Arbeitsgerät“, eine in auffälligem Rot bemalte Fokker, brachte ihm nach seinem Tod den Beinamen Der rote Baron ein. Freiherr Manfred von Richthofen (Matthias Schweighöfer) ist mit Mitte Zwanzig das größte Fliegertalent unter den deutschen Piloten. Berühmt für seine Flugkünste und zahlreichen Abschüsse genießt von Richthofen sogar bei seinen Gegnern Respekt und Anerkennung. Zusammen mit seinen Kameraden liefert er sich an der Westfront spektakuläre Luftduelle gegen die alliierten Flieger. Nach dem Tode Oswald Boelckes wird ihm mit gerade einmal 24 Jahren die Führung der Jagdstaffel übertragen, die aufgrund der bunten Bemalung der Flugzeuge fortan als „Fliegender Zirkus“ für Aufsehen sorgt.

Der in Kalifornien lebende deutsche Filmemacher Nikolai Müllerschön nahm sich der Herausforderung an, das kurze, aber bewegte Leben der Flieger-Ikone Manfred von Richthofen in ein 18 Mio. Euro teures Kinoprojekt zu überführen. Dabei konzentrierte er sich auf die Jahre 1916 bis 1918. In diesen Zeitraum fiel Richthofens Aufstieg zum umjubelten Kriegshelden, eher er im April 1918 während eines Luftkampfes über Frankreich zu Tode kam. Müllerschön vertraute entgegen erster Überlegungen einem vorwiegend deutschen Cast. Nur in wenigen Nebenrollen sind international bekannte Schauspieler wie Joseph Fiennes – als von Richthofens kanadischer Gegenspieler Captain Roy Brown – und Lena Headey – als Krankenschwester Käte Otersdorf – zu sehen. Um den Film aber auch außerhalb Deutschlands vermarkten zu können, wurde in englischer Sprache gedreht. Dass deutsche Schauspieler sich selbst synchronisieren, mutet bisweilen befremdlich an.

Praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit startete hierzulande im vergangenen Jahr die US-Produktion Flyboys über eine amerikanische Fliegerstaffel, die im Ersten Weltkrieg in Frankreich stationiert wurde. Der rote Baron erscheint wie die teutonische Antwort auf Flyboys. Nicht nur, dass sich beide Filme denselben Schauplatz teilen, auch das ausführliche Zelebrieren der Luftkämpfe und eine angehängte, schüchterne Liebelei findet sich in beiden Produktionen wieder. Müllerschön versucht darüber hinaus, sich einem Mann zu nähern, aus der die Propagandamaschine der Deutschen schon zu Lebzeiten einen Helden gemacht hatte.

Sein Film portraitiert von Richthofen genau als jenen fairen, überkorrekten Flieger und Soldaten, für den man ihn bis heute Anerkennung und Respekt entgegenbringt. Er repräsentiert die alten preußischen Tugenden wie Ehre, Anstand und Pflichtgefühl – auch gegenüber seinen Feinden. Matthias Schweighöfer, dem man eine gewisse Ähnlichkeit zu seiner berühmten Filmfigur nicht absprechen kann, hält in seinem Spiel geschickt die Balance zwischen jugendlichem Übermut und erwachsener Ratio. Sein Charisma trägt einen Film, der sich in seiner Dramaturgie und Machart von vergleichbaren Hollywood-Produktionen in keiner Weise unterscheidet. Das mag man positiv oder negativ sehen. In jedem Fall zelebriert Der rote Baron über weite Strecken militärisches Pathos, nur um am Ende wenig subtil von Richthofen einen Monolog über die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges aufsagen zu lassen. Das ist dann eher zum Schmunzeln, als dass es aufrichtig und ehrlich erscheint.

Obwohl uns Müllerschöns historische Heldenstunde keinen neuen Blickwinkel auf das Geschehen vor neunzig Jahren eröffnet und die Geschichte reichlich träge auf ihr bekanntes Ende zusteuert, dürften all diejenigen auf ihre Kosten kommen, die vorrangig an den Duellen der Fliegerasse interessiert sind. Die Trickkünstler von Pixomondo, die bereits an Blockbustern wie Matrix und King Kong mitarbeiteten, nutzten detailgetreue Modellnachbauten für ihre aufwändigen CGI-Einstellungen. Deren Rasanz und Ästhetik hebt den Film auf ein Niveau, das er abseits seiner Action-Einlagen nicht halten kann.

Für Programmkino.de.

Donnerstag, April 03, 2008

Run, Fatboy, Run - Soweit die Füße tragen


USA/GB 2007

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Nach zahlreichen 08/15-Romantic Comedys weiß diese britisch-amerikanische Co-Produktion endlich trotz ihrer vorhersehbaren Story durch Charme, trockenen Humor und einem äußerst sympatischen Cast zu überzeugen. Simon Pegg, spätestens seit der Zombiefilm-Hommage Shaun of The Dead der Prototyp des modernen, slackerhaften Losers, fungierte gleichzeitig als Hauptdarsteller und Co-Autor. Weiterlesen auf Critic.de.