Freitag, Mai 28, 2010

The Crazies - Verseuchtes Idyll


USA 2010

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Der Schein trügt. Vor allem im Horrorfilm. Dort, wo alles zunächst friedlich und wie aus dem Bilderbuch erscheint, ist das Grauen meist nicht fern. So auch in Ogden Marsh, dieser kleinen Gemeinde im ländlichen Iowa, wo jeder jeden kennt und der Sheriff sein Büro am Wochenende mangels Arbeit lieber gleich ganz geschlossen lässt. Breck Eisner, Sohn des früheren Disney-Chefs Michael Eisner, schlägt für die von ihm verantwortete Neuinterpretation des George A. Romero-Klassikers The Crazies in dieser genuin amerikanischen Kleinstadtfantasie seine Zelte auf. Und er fackelt nicht lange, um mit dem zunächst skizzierten Idyll möglichst rasch zu brechen.

Bei einem Softballspiel kommt es zu einem ebenso verstörenden wie unerklärlichen Zwischenfall. Wie aus dem Nichts taucht der Trunkenbold des Ortes bewaffnet mit einer Schrotflinte auf dem Spielfeld auf. Zum Glück ist Sheriff David Dutton (Timothy Olyphant) zur Stelle. Er versucht, den offenbar verwirrten Mann zu beschwichtigen und ihn davon zu überzeugen, seine Waffe niederzulegen. Doch dieser fühlt sich offenbar bedrängt. Er zielt auf David, der den ungebetenen Gast in Notwehr vor den Augen der versammelten Dorfgemeinschaft erschießt. Als bei der anschließenden Obduktion festgestellt wird, dass der Tote entgegen den Erwartungen vollkommen nüchtern war, rätseln David und sein Deputy (Joe Anderson), was den Mann zu seinem bizarren Auftritt verleitet haben könnte.

Eisner inszeniert diesen ersten Auftritt eines zunächst unerklärlichen Wahnsinns angenehm ironiefrei und direkt. Von jetzt auf gleich verchwindet die Schönheit und Friedfertigkeit des Landlebens zugunsten einer diffusen, nur schwer greifbaren Bedrohung. Auch entspricht der Angreifer in seinem Verhalten nicht dem typischen Schema eines kranken oder hasserfüllten Irren. Schon bald häufen sich die mysteriösen Zwischenfälle. Davids hochschwangere Frau Judy (Radha Mitchell) arbeitet als Ärztin in Ogden Marsh. In ihrer Praxis bekommt sie es kurze Zeit später mit einem äußerst seltsamen Patienten zu tun. Der Verdacht, dass hier ein Zusammenhang mit dem Ereignis auf dem Baseballplatz besteht, liegt nahe.

Bevor jedoch lange und ausführlich über die möglichen Hintergründe spekuliert werden kann, schaltet Eisners Film einen Gang höher. Bereits nach einer guten halben Stunde hat sich das anfangs beschauliche Städtchen in ein flammendes Inferno verwandelt. Die Armee rückt an und den Duttons bleibt keine andere Wahl, als Ogden Marsh fluchtartig zu verlassen, wollen sie nicht wie die übrigen Bewohner interniert und unter Quarantäne gestellt werden. Zusammen mit Judys Mitarbeiterin Becca (Danielle Panabaker) und Deputy Russell versucht das Paar, der Hölle entkommen. Das ist leichter gesagt als getan, immerhin lauert die Gefahr an jeder Ecke und jeder Kontakt könnte für unser Quartett tödlich enden.

Das Drehbuch von Scott Kosar und Ray Wright folgt der Konzentration auf das Wesentliche. Anders als Romeros Original verzichtet es auf einen Wechsel der Erzählperspektive und eine allzu plakative Militarismus-Anklage. Auch spielt der politische Kontext keine Rolle. Amerikas Kriege werden kurzerhand ausgeblendet. Wo sich Romero etwas unbeholfen am Vietnam-Trauma abarbeitete, zielt Eisner lieber auf das Maximum an Suspense und Spannung. Wir bleiben bei Dave, Judy, Becca und Russell, was dem Film insgesamt gut tut und darüber hinaus die Identifikation mit den Charakteren erheblich erleichtert. Gemessen an den üblichen Genre-Maßstäben beleidigt deren Verhalten angenehmerweise einmal nicht die Intelligenz des Zuschauers. Timothy Olyphant überzeugt dabei als sympathischer Jedermann, seine Partnerin Radha Mitchell – seit ihrer Übermutter-Rolle in Silent Hill geübt im Umgang mit albtraumhaften Endzeitszenarios – macht gleichsam eine gute Figur.

Die durch die Bank soliden Darstellerleistungen weiß Eisner geschickt zu nutzen. Er lässt uns mit den Flüchtlingen rätseln, bangen, hoffen, leiden. Selbst wenn das Geheimnis um den sich rasant ausbreitenden Wahnsinn einmal gelüftet ist, büßt The Crazies kaum Momentum ein. Obwohl es bisweilen recht blutig zur Sache geht – so kommen diverse Harken, allerlei Farm-Equipment und eine widerspenstige Obduktionssäge zum Einsatz –, lebt die Geschichte nicht von ihren Gewaltspitzen. Diese sind in der Logik des Genres vielmehr schmückendes Beiwerk für eine stimmungsvolle, klaustrophobische Körperfresser-Variante, die ihr Bedrohungspotenzial bis zur schaurigen Schlusseinstellung souverän ausspielt.

Für BlairWitch.de.

Mittwoch, Mai 26, 2010

Sex and the City - Wenig Sex und noch weniger City


USA 2010

+1/2

Stilikone Carrie Bradshaw alias Sarah Jessica Parker und ihre nicht minder stilsicheren Freundinnen verlassen im zweiten „Sex in the City“-Kinofilm den Big Apple für einen Trip in ein Märchen aus 1001er-Nacht. Offenbar wurden New Yorks hippe Orte in der Serie längst totgefilmt. Zur Kritik auf Koeln.de.

Samstag, Mai 22, 2010

A Nightmare on Elm Street


USA 2010

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Früher war alles besser. Zumindest ist das die Meinung vieler, die zurückblicken und das idealisieren, was sie vielleicht vor 10, 20 oder 30 Jahren erlebt haben. Die Wahrheit ist indes eine andere – auch im Kino. Manche Horrorklassiker lassen sich, nüchtern betrachtet, mit den heutigen Sehgewohnheiten nur sehr bedingt in Einklang bringen. So nagte der Zahn der Zeit recht unerbittlich an Wes Cravens Last House on the Left oder Tobe Hoopers Blutgericht in Texas, während sich andere, bis heute stilbildenden Vertreter wie Alfred Hitchcocks Psycho oder Halloween ihre düster-schaurige Grundstimmung bewahrt haben.

Zu den beliebtesten Ikonen des modernen Horrorkinos zählt die Person des Freddy Krueger. Alles an ihm, angefangen von seinem verbrannten Gesicht, über den Hut, den rot gestreiften Strickpulli bis hin zu seinen Messer-Fingerchen, ist Kult. Er besitzt sogar seinen eigenen Lockruf („1,2 Freddy kommt vorbei...“) und die vielleicht größte Fanbase unter allen Filmpsychopathen. Insofern ist das Unterfangen, den von Robert Englund verkörperten Kindermörder einem „Facelift“ zu unterziehen, gleich doppelt gefährlich. Man könnte einerseits die Anhänger des „alten“ Freddy vergraulen und andererseits an den immensen Erwartungen, die der Schriftzug Nightmare on Elm Street auch heute noch hervorruft, sang- und klanglos scheitern.

Die Remake-Maschinerie von Michael Bays Produktionsfirma „Platinum Dunes“ hat jedoch eines gewiss nicht: Angst vor großen Namen. Sonst hätten sich die Macher wohl kaum bereits an einem Reboot solcher Horrorikonen wie Leatherface und Jason Vorhees versucht. Das Resultat fiel dabei mal mehr (Texas Chainsaw Massacre) und mal weniger (Freitag der 13.) überzeugend aus. Nun also Freddy, der ungekrönte Herrscher über unserer Träume.

Die Handlung orientiert sich lose am Original von 1984. Nancy (Rooney Mara) heißt immer noch Nancy, ansonsten entsprechen die Rollen der anderen Teens und Twens exakt dem, was vergleichbare Slasher-Geschichten so anzubieten haben. Vor allem bei den männlichen Darstellern ist der Einfluss des von Filmen wie Twilight propagierten Bildes des Emo-Sensibelchen unverkennbar. Man(n) greift offenkundig auch schon mal ganz gern zum Cajal-Stift. Auf Freddys (Jackie Earle Haley) ersten Auftritt muss indes nicht lange gewartet werden. Noch ehe der Titelschriftzug unter lautem Getöse erscheint, hat unser aller Liebling sein erstes Opfer mit einem sicheren Kehlenschnitt geschächtet. Damit ist die Jagd eröffnet, bei der die austauschbare Teenie-Truppe dem Prinzip der „10 kleinen Negerlein“ folgend scheibchenweise dezimiert wird. Wer das Original nicht kennt und nicht weiß, dass Nancy die eigentliche Hauptfigur ist, für den hält das Remake an dieser Stelle sogar eine kleine Überraschung bereit.

Kommen wir nun auf den oftmals schiefen Blick auf die Vergangenheit zurück. Kritik ist nie objektiv. Und im Fall eines Nightmare-Neustarts kann sie es überhaupt nicht sein, zumindest dann nicht, wenn man selber mit dem Original aufgewachsen ist, es mit 10 oder 11 Jahren das erste Mal heimlich und ziemlich unvorbereitet gesehen hat, als die Eltern mal nicht zu Hause waren, und man das Geschehen – wie passend – anschließend in den eigenen Träumen verarbeiten musste. Man hat Schwächen großzügig übersehen, weil die empfundene Spannung das eigene Urteilsvermögen für 90 Minuten zum Erliegen brachte. Soviel kann auch das beste Remake niemals leisten.

Ist man sich dessen erst einmal bewusst, so muss man Regisseur Samuel Bayer zumindest für die visuelle Umsetzung Respekt zollen. Der erfahrene Videokünstler setzt die Morde rund um die Elm Street in ein atmosphärisches, düsteres Licht, das abseits aller obligatorischen und meist recht durchschaubaren lauten Schockmomente ein wohliges Gefühl von Gefahr und Suspense zu erzeugen vermag. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sich die stärksten Bilder vornehmlich aus Zitaten des Originals zusammensetzen: Das Mädchen im Leichensack, Nancys Versinken im Hausflur, Freddys erster Auftritt im Heizungskeller. Eine eigenständige Idee, die über Cravens Vorlage hinausginge, ist in diesen Szenen kaum auszumachen. Allein die CGI-Effekte verdeutlichen die technische Weiterentwicklung des Mediums in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten. Ein bisschen wenig ist das schon.

Immerhin wagen es die Autoren, an Kruegers Vergangenheit einige nicht ganz unerhebliche Änderungen vorzunehmen. Über die hieraus abzuleitende, im Kern reaktionäre Botschaft darf munter gestritten werden, was man vom übrigen Film nicht gerade behaupten kann. Hierfür verläuft das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Freddy und seinen weitgehend profillosen Opfern viel zu sehr in den erwarteten Bahnen. Sogar die multiplen Traum-im-Traum-Verästelungen, die Bayer für die eine oder andere nette Finte nutzt, werden in ihrer Redundanz irgendwann langweilig.

Wenn man diesem Neustart abseits der schicken Präsentation etwas zu Gute halten muss, dann ist es der Respekt vor der Figur des Freddy Krueger. Eigentlich ist Jackie Earle Haley – anders als Robert Englund – ein viel zu guter Schauspieler, um ihn die meiste Zeit mit einer hässlichen Latexmaske herumrennen zu lassen. In den wenigen Szenen, die ihn unmaskiert zeigen, portraitiert er Krueger als einen introvertierten, stillen und zugleich seltsam unreifen Mann, dessen schreckliches Geheimnis wie ein Schatten über dem Film liegt. Sein bei Craven noch dominanter Sarkasmus wurde hier merklich reduziert. So wie Haley in die Rolle hineinwächst, würde man ihm eine Fortsetzung wünschen. Dann allerdings mit einem besseren Skript und charismatischeren Kollegen.

Erschienen bei BlairWitch.de.

Donnerstag, Mai 20, 2010

Prnce of Persia - Effekt-Kanonen auf Story-Spatzen


USA 2010

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Wem es gelingt, aus einer Disney-Park-Attraktion einen unterhaltsamen Action-Blockbuster zu stricken, dem sollte dasselbe auch mit einem populären Computerspiel gelingen. Erfolgs-Produzent Jerry Bruckheimer fährt auch in Prince of Persia die ganz großen Geschütze auf. Nur erweisen sich diese nicht immer als zielgenau. Weiter geht's auf Koeln.de.

Donnerstag, Mai 13, 2010

Robin Hood - Kettenhemd statt Strumpfhose


USA 2010

++1/2

Er ist eine Legende, dessen Leben bereits unzählige Male verfilmt wurde: Robin Hood. Der selbstlose Kämpfer wird nicht erst seit Kevin Costners Auftritt zu den Klängen des Schmachtrockers Bryan Adams gnadenlos romantisiert. Ridley Scott geht es in seiner Annäherung an den Mythos weniger um Herzschmerz als um die Geschichte hinter der Geschichte. Den ganzen Text gibt es auf Koeln.de.

Mittwoch, Mai 05, 2010

Iron Man 2 - Schizophrenie im Stahlkorsett


USA 2010

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Vor zwei Jahren schlug die Adaption des Marvel-Comics „Iron Man“ an den Kinokassen ein wie die sprichwörtliche Bombe. Eine Fortsetzung war daher abzusehen. Und das Warten hat sich durchaus gelohnt. Einmal mehr überzeugt das Franchise mit starken Effekten, der Liebe zu seinen Figuren und einem furios aufspielenden Robert Downey jr.. Weiterlesen auf Koeln.de.