Freitag, April 29, 2011

Thor - Bizeps und Größenwahn


USA 2011

++1/2

Mit der Comic-Verfilmung Thor läutet Hollywood die diesjährige Blockbuster-Saison ein. Der vom Ehrgeiz zerfressene Königssohn wird darin von seinem Göttervater auf die Erde verbannt, wo er nicht nur seinen verloren gegangenen Hammer sondern auch seine eigentliche Bestimmung finden soll. Shakespeare-"Fanboy" Kenneth Branagh inszenierte den mit viel CGI-Bling-Bling aufgemotzten Actionspaß. Weiterlesen auf Koeln.de.

Dienstag, April 26, 2011

Red Riding Hood - Das Twilight-Phänomen


USA 2011

+

Das alte Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf war wie so viele Märchen ein recht brutales und gruseliges Lehrstück, in dem Kindern Misstrauen und Vorsicht eingeimpft werden sollte. Das Fremde, so die nicht ganz unproblematische Moral, sei schließlich meist unheimlich, verschlagen und böse, weshalb es gilt, sich vor ihm in Acht zu nehmen. Gerne wurde statt einem gefährlichen Raubtier auch „der schwarze Mann“ als das personifizierte Böse genommen, bei dem die Kleinen laut schreien sollten, wenn sie ihn sehen. Rassismus im Kinderzimmer – aber irgendwie niedlich verpackt. Die dunklen Wurzeln der Rotkäppchen-Geschichte interessierten auch Twilight-Regisseurin Catherine Hardwicke. Da traf es sich gut, dass Fantasyerzählungen mit sanftem Gruseltouch derzeit ziemlich angesagt sind – Stephenie Meyers Vampir-Love-Story sei Dank.

In der Tat klingt die Idee auf dem Papier durchaus reizvoll. Aus dem nicht gerade friedfertigen Kindermärchen sollte ein spannender Fantasy-Thriller für Erwachsene entstehen. Setzt man hierzu den fertigen Film jedoch ins Verhältnis, so kommt man aus dem Staunen kaum mehr heraus. Denn was Hardwicke, die immerhin einmal so aufregende Jugendportraits wie Dreizehn oder Dogtown Boys inszenierte, hier abliefert, lässt sich allenfalls noch unter dem Trash-Aspekt halbwegs unfallfrei konsumieren. Nimmt man die Reaktionen der Besucher der Pressevorführung zum Maßstab, so kann leicht der Eindruck entstehen, Hardwicke habe keinen düsteren Thriller sondern eine Parodie im Stil der Scary Movie-Reihe gedreht.

Die Katastrophe beginnt bereits mit den ersten Bildern, deren brutale Künstlichkeit jedes ästhetische Empfinden mit Füßen tritt. Das kleine, beschauliche Dorf Daggenhorn, das zum Schauplatz einer mysteriösen Werwolf-Attacke werden soll, hüllte Kamerafrau Mandy Walker in ein derart verkitschtes Licht, dass jede Illusion einer echten Bedrohung noch vor ihrem Entstehen zerstört wird. Der das Dorf umgebende Wald sah selbst bei Ottos 7 Zwerge-Blackout nicht so offensichtlich nach Kulisse und Studio aus. Es hätte später schon fast alles richtig laufen müssen, um diesen ersten, nicht nur für eine Hollywood-Produktion blamablen Eindruck vergessen zu machen. Doch anstatt sich zu steigern, rutscht Red Riding Hood mit jeder Szene nur noch weiter in die Niederungen unfreiwilliger Komik ab.

Man kann – wenn man denn dazu gewillt und in der Stimmung ist – dem Ganzen durchaus einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen, gerade weil das Resultat so überhaupt nicht zu der eingangs erwähnten Intention eines erwachsenen Genrebeitrags passen will. Trash ist bekanntlich immer dann nur wirklich gut, wenn er sich als das unbeabsichtigte Nebenprodukt gänzlich anderer Ambitionen ergibt. So wie im vorliegenden Fall. Es ist eigentlich egal, welchen Aspekt man sich herauspickt, es findet sich kaum etwas, das nicht komplett misslungen ist. Sei es das uninspirierte Set-Design, das aus Daggenhorn eine keimfreie Disneyland-Kulisse macht, seien es die strunzdummen Dialoge, von denen manche selbst in einer Daily Soap nur mit hochrotem Kopf aufgesagt würden, oder die plumpen Anbiederungsversuche an die Twilight-Zielgruppe. Bereits die Besetzung schielt kalkuliert auf die Rollenverteilung der weltweit erfolgreichen Vampir-Saga. Wie schon Kristen Stewart bekommt es auch Amanda Seyfried als blondes Love Interest gleich mit zwei Verehrern zu tun, von denen der eine (Shiloh Fernandez) ganz offenbar als Robert-Pattinson-Double gecastet wurde.

Richtig amüsant wird es, wenn Gary Oldman die Bühne betritt und in der Rolle des eigentlichen Bösewichts eine besonders forcierte Abwandlung seiner früheren Bad-Guy-Interpretationen zum Besten gibt. Als bigotter Werwolfjäger darf er sein über die Jahre perfektioniertes Overacting auf die Spitze treiben, was ihm und uns mehr Freude als alles andere in diesem durchweg verunglückten Fantasy-Mischmasch bereitet. Wenn schließlich der irgendwie knuffige, eher an Karl der Kojote als eine wilde Kreatur erinnernde böse Wolf auftaucht, legt Red Riding Hood sein gesamtes Trash-Potenzial offen – ein CGI-Unfall in Perfektion, der sogar eine Gurke wie Van Helsing auf einmal ziemlich cool aussehen lässt.

Es fällt schwer, Hardwickes missglückten Versuch, einer erwachsenen Rotkäppchen-Variation, in Bausch und Bogen zu verdammen. Ihr Film ist letztlich ein viel zu leichtes Angriffsziel, das seine verkorksten Ideen und deren „cheesige“ Ausführung ohne ein schlechtes Gewissen ausstellt. Das mag man dann sogar auf eine gewisse Art fast schon wieder sympathisch finden.

Für BlairWitch.de.

Freitag, April 22, 2011

Four Lions - Wie werde ich Terrorist?


GB 2010

+++1/2

Manch ein Politiker wollte die brillante Terrorismus-Satire Four Lions im Vorfeld ihres hiesigen Kinostarts verbieten lassen. Der Film würde die ohnehin angespannte Sicherheitslage bedrohen und Islamisten zu neuen Anschlägen anstacheln. Ein absurder Vorwurf. Tatsächlich gelingt Regisseur Christopher Morris eine bitterböse, schonungslose Abrechnung mit Fanatismus und religiösem Eifer, die sich auf jede Form des Extremismus übertragen lässt. Merke: Auch ein Terrorist ist nicht vor Spott, Häme und Missgeschicken gefeit.

Filmkritik:

Christopher Morris’ kontrovers diskutierte Terrorismus-Satire Four Lions eröffnet mit einer Szene, die wir so zur Genüge aus den üblichen Droh- und Propagandavideos von Al-Quaida kennen. Junge Männer, die sich bereits als Märtyrer im Paradies sehen, kündigen in martialischen Worten und Posen ein todbringendes Attentat an. Anführer und Mastermind Omar (Riz Ahmed), sein Kumpel Waj (Kavyan Novak), der zum Islam konvertierte Barry (Nigel Lindsay) und der meist schweigsame Fessal (Adeel Ahktar) bilden eine Terrorzelle im englischen Sheffield. Ihr Ziel ist es, Tod und Zerstörung über die – wie sie uns im Westen nennen – Ungläubigen zu bringen und dem Islam damit zum Sieg zu verhelfen. Es zeigt sich jedoch, dass den Vier für ein solch ambitioniertes „Projekt“ mitunter die notwendigen Mittel fehlen.

Das beginnt schon mit dem eher peinlichen Ausflug in ein pakistanisches Terroristen-Camp, wo Omar und Waj nach einem folgenschweren Zwischenfall ihre Sachen packen und unverrichteter Dinge wieder abreisen müssen. Zurück im verhassten England beginnen sie schließlich mit der Planung für ein heimtückisches Selbstmordattentat. Bei einem Wohltätigkeits-Marathon wollen sie zuschlagen und ihren Ankündigungen endlich Taten folgen lassen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, immerhin sind Omar und seine Terroristen-Buddies allesamt blutige Anfänger. Aus Angst davor, entdeckt zu werden, verschlucken sie ihre SIM-Karten oder verstellen beim Kauf der Bomben-Zutaten ihre Stimme. Und zum Test des explosiven Gemischs müssen auch schon einmal unschuldige Tiere dran glauben.

Four Lions schert sich keinen Augenblick um das, was man vielleicht nicht zeigen oder worüber man sich vielleicht nicht lustig machen dürfte. Das ist seine große Qualität, wobei die konsequente Auslassung jeder politischen Korrektheit allein noch keinen guten Film ergäbe. In den äußerst treffsicheren, mitunter mehr als schwarzen Pointen – so kommt es mehr als nur einmal zu todbringenden Missverständnissen und Verwechslungen – versteckt Regisseur Christopher Morris eine ziemlich clevere Dekonstruktion von religiösem Eifer und eines offenkundig gestörten Weltbildes. Obwohl hier auf den islamistischen Terror bezogen, lässt sich die Lesart des Films auf jedwede Art von Extremismus problemlos erweitern. In allen Fällen werden Menschen instrumentalisiert, indoktriniert und mit absurden Versprechungen manipuliert.

Obgleich gewisse, besonders skurrile Einfälle ab sofort immer wieder nacherzählt und zitiert werden dürften – Fessals missglückte Versuche, eine Krähe als fliegenden Bombenkurier auszubilden, die hinreißend amateurhaften Outtakes ihrer Bekennervideos –, besteht Four Lions nicht allein aus lauten Gags. Erschreckend ist, wie selbstverständlich Omars Frau – eine Krankenschwester – den Plan ihres Mannes unterstützt. Sie versucht erst gar nicht, ihm die grausame und feige Tat auszureden. Es sind Beobachtungen wie diese, in die Morris schmerzhafte Wahrheiten über Verblendung und Fanatismus verpackt. Sein Film tritt selbstbewusst für einen säkularen Staat und eine freie Gesellschaft ein. Dass er dabei bis zum Ende sein hohes Tempo beibehält und überdies nie seinen Biss verliert, macht aus ihm eine uneingeschränkt sehenswerte Satire.

Für Programmkino.de.

Dienstag, April 19, 2011

Ohne Limit - Außer Kontrolle


USA 2011

+++


In Ohne Limit, der von einer neuen Aufputschdroge und deren Nebenwirkungen erzählt, gleichen sich Form und Inhalt bisweilen überzeugend an. Ein erfolgloser Autor mit Schreibblockade steigt mit Hilfe einer ganz besonderen Form des Dopings zu einem Finanzgenie und Mastermind in Nadelstreifen auf. In die von Neil Burger (Der Illusionist) inszenierte Romanadaption mischen sich satirische Elemente mit Versatzstücken des Suspense- und Thriller-Genres.

Filmkritik:

Am Anfang steht ein Versprechen: Wenn Du diese Pille nimmst, dann wird sich Dein gesamtes Leben verändern. Du wirst kreativer, belastbarer, motivierter und smarter als jemals zuvor sein. Genau ein solches Wundermittel, verpackt in eine transparente und ziemlich unscheinbare Pille bringt den lange Zeit erfolglosen Autor Eddie Morra (Bradley Cooper) zurück auf die Erfolgsspur. Plötzlich ist nicht nur seine Schreibblockade verschwunden, Eddie entwickelt überdies ein geradezu übermenschliches Lern- und Erinnerungsvermögen, das es ihm erlaubt, an der Wall Street in kurzer Zeit ein kleines Vermögen zu erwirtschaften. Schließlich wird der gerissene Spekulant Carl Van Loon (Robert De Niro) auf ihn aufmerksam. Eddie soll ihm bei einem wichtigen Deal behilflich sein und eine bislang geheime Mega-Fusion vorbereiten.

Das Wundermittel ist kein Medikament, sondern eine neue Designerdroge namens NZT, die Eddies Leben fortan bestimmt. Dabei erlaubt sich der visuell berauschende Ohne Limit eine durchaus provokante These. Denn anders als die meisten Drogenfilme stellt die Geschichte zumindest anfangs vor allem die positiven Wirkungen von NZT in den Mittelpunkt. Und selbst später, als Eddies Abhängigkeit immer stärker wird, hat unser Ex-Autor und Neu-Banker weniger mit den Nebenwirkungen des Chemie-Cocktails als mit unliebsamen Verfolgern zu kämpfen, die es selber auf die Wunderdroge abgesehen haben. Die letztlich entscheidende Frage an uns, den Zuschauer, lautet in diesem Zusammenhang: Würden auch wir eine solche Pille nehmen, wenn sie uns reich und berühmt macht? Wenngleich manches von dem, was der Film aufzeigt, sicherlich Zukunftsmusik ist, so sind leistungssteigernde Präparate – in deutlich geringerer Konzentration – kein Science-Fiction mehr. Sie heißen Provigil oder Adderrall und sind gegen Rezept längst erhältlich.

Regisseur Neil Burger baut um diesen Bezug zu dem auch in unserer Gesellschaft allgegenwärtigen Leistungsgedanken einen nicht immer logischen, aber durchweg unterhaltsamen Thriller, dessen Fieberkurve sukzessive ansteigt. Eddies bisweilen abenteuerliche Trips auf NZT liefern ausreichend Futter für unser Auge, das mit hypnotischen Kamerazooms und schnellen Schnitten immer wieder gereizt und geschickt gesteuert wird. Dabei fällt die Einordnung der Geschichte in ein bestimmtes Genre nicht wirklich leicht. Mal wandelt Ohne Limit auf American Psycho-Spuren – ohne jedoch dessen Boshaftigkeit und Zynismus zu erreichen –, dann wieder tarnt sich der Plot als satirischer Wirtschaftskrimi, nur um zum Ende eine härtere Gangart anzuschlagen und in ein an Old Boy angelehntes Finale einzulenken.

Für Bradley Cooper erscheint die Rolle des plötzlich vom Erfolg verwöhnten Möchtegern-Autoren und Vorzeige-Yuppies wie maßgeschneidert. Selbst der arrogante Schnösel wird bei ihm zum Sympathieträger, dem man nahezu jeden Fehltritt verzeiht (das sogenannte „Guttenberg-Phänomen“). Im Gegensatz dazu bleiben Robert De Niro und die Australierin Abbie Cornish chronisch unterfordert. Ihre Figuren sind ohnehin mehr Staffage in einem bemerkenswert selbstsicher inszenierten Egotrip.


Für Programmkino.de.

Samstag, April 16, 2011

Alles was wir geben mussten - Schöne neue Welt


USA/GB 2010

+++1/2

Die Vorlage von Kazuo Ishiguro zählt zu den wenigen, unisono mit Kritikerlob überschütteten Romanen der letzten zehn Jahre. Unter der Regie von Mark Romanek wurde das dystopische Science-Fiction-Drama nun mit Keira Knightley und Carey Mulligan für die große Leinwand verfilmt. Ob das Ergebnis die hohen Erwartungen einhalten kann? Weiterlesen auf Koeln.de.

Freitag, April 15, 2011

World Invasion: Battle Los Angeles


USA 2011

+1/2

Plötzlich sind sie da. Eine außerirdische Invasionsarmee, die mit uns und unserer Zivilisation kurzen Prozess zu machen scheint. Über allen großen Metropolen in Küstennähe tauchen bedrohliche, zunächst fälschlicherweise als Meteoritenschauer angekündigte Objekte auf, die eine tödliche Fracht beherbergen. Binnen weniger Stunden radieren sie ganze Landstriche aus. Panik, Chaos und anarchische Zustände sind die Folge. Für die US-Armee ist der Ernstfall eingetreten. Nun gilt es für die Männer und Frauen in Uniform, der erschreckend realen Bedrohung Paroli zu bieten und in den Krieg zwischen Menschen und Aliens zu ziehen.

Man kann World Invasion: Battle Los Angeles eines wahrlich nicht vorwerfen: Dass sich seine Macher mit einer allzu ausführlichen oder langatmigen Einleitung aufhalten würden. Stattdessen schmeißen sie uns unmittelbar in das ziemlich laute und unübersichtliche Geschehen. Im Schnelldurchlauf werden zunächst die letzten 24 Stunden vor Ankunft der wenig freundlichen gesinnten Aliens abgespult und uns dabei die späteren Protagonisten/Helden vorgestellt. Chef im Ring ist ein augenscheinlich desillusionierter Staff Sergeant (Aaron Eckhart), der mit seiner Vergangenheit und einer überaus schweren seelischen Last zu kämpfen hat. Er hat die Schnauze voll vom Militärdienst, was ihn jedoch nicht davon abhält, weiterhin durch und durch Patriot zu sein. So wird ihm beim Anblick von Stars and Stripes immer noch warm ums Herz.

Staff Sergeant Michael Nantz erhält das Kommando über einen kleinen, aber schlagfertigen Trupp Marines, deren Aufgabe es ist, hinter den feindlichen Linien im völlig zerstörten Santa Monica nach Überlebenden zu suchen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, will die Air Force doch bereits in wenigen Stunden mit B52-Bombern und anderen Kampfjets die Gegend großflächig unter Beschuss nehmen. Auf ihrem Himmelfahrtskommando wachsen die Soldaten nicht nur immer wieder über sich hinaus – hier werden praktisch im Minutentakt Helden geboren –, sie treffen auch auf Zivilisten, die sich ihnen anschließen, in der Hoffnung dieser Hölle noch lebend zu entkommen.

Zwischen den trashigen Alien-Filmchen der 50er- und 60er-Jahre und diesem Vertreter eines extraterrestrischen Feuerweks liegen Welten und gleich mehrere Generationen cineastischer Entwicklungen. Selbst im Vergleich zu den durchaus familientauglichen Blockbuster-Spektakeln eines Roland Emmerich oder Steven Spielberg schlägt World Invasion: Battle Los Angeles einen komplett anderen Ton an. Witz oder gar Ironie wurden aus Jonathan Liebesmans Werk praktisch komplett verbannt. Die wenigen Kalauer – für einen muss der gute John Wayne herhalten – fallen eher in die Kategorie "Galgenhumor". Fast könnte man meinen, dass die Amerikaner den 11. September als ihren kollektiven Albtraum auch im Science-Fiction-Genre "pflegen" und gleichzeitig als Larger-than-Life-Mahnung instrumentalisieren. Zumindest scheint sich eine solche Erinnerung nur bedingt mit leichter, unbeschwerter Unterhaltung zu vertragen.

Bildlich und vor allem im übertragenen Sinn fahren Liebesman und sein Team von Beginn an schwere Geschütze auf. Wo kein Raum für das Leichte ist, ist umso mehr Platz für Pathos, Kriegsrhetorik und militärische Muskelspiele. World Invasion: Battle Los Angeles kombiniert hierbei den Armee-Fetischismus eines Michael Bay mit der Optik der Bourne-Reihe. Auch ein Vergleich zu Ridley Scotts Black Hawk Down und dem inhaltlich verwandten Cloverfield drängt sich auf. Die penetrante Wackelkamera, die jede Orientierung lange Zeit unmöglich macht und Dynamik vortäuschen soll, erscheint wie das filmische Äquivalent zur Dauerfeuer-Option im Videospiel. Vor allem kann ihr penetranter Einsatz akute Kopfschmerzen und Apathie hervorrufen, zumal man keine Gelegenheit erhält, zu den ziemlich schlampig gezeichneten Charakteren wirklich eine Beziehung aufzubauen. Gerade Eckharts Sergeant mutet mehr wie eine patriotische Phrasendreschmaschine an, die einem kleinen Jungen, der soeben seinen Vater verloren hat, zum „kleinen Marine“ und Helden aufbaut. Von derart ekligen Szenen gibt es in diesem als SF-Spektakel getarnten Werbevideo für die US-Army reichlich.

Es steht außer Frage, dass der Film mit einigen beeindruckenden Aufnahmen des zerstörten Los Angeles aufwarten kann. Immer wieder unterbrechen schicke Totalen die auf Dauer ermüdende Wackel-Perspektive. Hier macht sich schließlich das im Vergleich zu Skyline sieben Mal so hohe Budget bemerkbar. Abseits seiner technischen Fertigkeiten, deren Qualität zumindest Effektjunkies zufriedenstellen dürften, hat World Invasion: Battle Los Angeles allerdings kaum etwas anzubieten. Keine ernstzunehmende Geschichte, keine Erweiterung des Alien-Themas, keine glaubhaften Charaktere, keine echte Spannung. Es bleibt bei einem lauten Getöse um (fast) Nichts.

Für BlairWitch.de.

Montag, April 11, 2011

The Mechanic - You get what you want


USA 2011

++1/2

Wenn der Engländer Jason Statham die Bühne betritt, ist kompromisslose Action garantiert – so auch bei diesem Remake eines Charles-Bronson-Klassikers aus den siebziger Jahren. Ein Auftragskiller wird darin bei seinem letzten Job mit der schwersten Entscheidung seines „Berufslebens“ konfrontiert. Weiter auf Koeln.de.

Samstag, April 09, 2011

Beastly - Nur eine leere Hülle


USA 2011

+


Wenn Hollywood sich eines Märchens annimmt, dann mag man finden, dass hier etwas zusammenkommt, was zusammengehört. Schließlich produziert die Traumfabrik quasi am Fließband Geschichten, deren Wahrheitsgehalt und Glaubwürdigkeit nur bedingt mit der Realität übereinstimmen. Das obligatorische Happy-End gibt es hier serienmäßig ab Werk. Vor allem aber prägt Hollywood unser Bewusstsein, ob wir das wollen oder nicht. So verbinden die meisten von uns mit dem alten Märchen von der Schönen und dem Biest inzwischen vermutlich die Zuckerguss-süße Disney-Version. Ob sich Beastly, der die Geschichte in ein von hübschen Menschen bevölkertes Highschool-Setting im trendigen Manhattan überträgt, gegen die weltbekannte Zeichentrickkunst behaupten kann, scheint mehr als fraglich.

Unser Biest ist in diesem Fall ein ziemlich eingebildeter, arroganter junger Schnösel. Kyle (Alex Pettyfer) steht gerne im Mittelpunkt. Der reiche Beau lässt sich bei jeder Gelegenheit von seinen Mitschülern bewundern, was sein ohnehin viel zu großes Ego nur noch größer werden lässt. In seiner Überheblichkeit merkt er nicht, dass er viele Menschen kränkt und verletzt. Als sich eines seiner Opfer, die aufgrund ihres Gothic-Looks von ihm als Freak abgestempelte Kendra (Mary-Kate Olsen), wehrt und Kyle mit einem Fluch belegt, stürzt dieser in eine tiefe Depression. Aus dem schönen Mädchenschwarm wurde über Nacht ein von Narben und Tattoos gezeichneter Außenseiter, der nur noch bei Dunkelheit das Haus verlässt. Um den Fluch zu brechen, muss er binnen eines Jahres ein Mädchen finden, das ihm trotz seines abschreckenden Äußeren seine Liebe gesteht.

Probleme sind da, um gelöst zu werden – vor allem im Märchen und in Hollywood. Gemäß dieser Vorgabe steuert Beastly schnurstracks auf ein in seiner Vorhersehbarkeit erschreckend einfallsloses Happy End zu. Einfallslos ist jedoch nicht allein die Auflösung – das mag man dem Film sogar noch verzeihen –, insbesondere der Weg dorthin wirkt wie ein Konzentrat sämtlicher Teenie-Film-Klischees. Der reiche, im Grunde aber doch so arme Kyle, der von seinem Vater verlassen wird, ist ein Stereotyp auf zwei Beinen. Selbiges gilt für seine Flamme Lindy (Vanessa Hudgens). Die ist ein derart herzensguter, mitfühlender Mensch, dass es einem glatt die Tränen in die Augen treibt (jedoch mehr aus Frust, denn aus Ergriffenheit). In ihrer Freizeit hilft sie Obdachlosen und Kranken und als sie den entstellten Kyle das erste Mal begegnet, da ergreift sie keineswegs die Flucht.

Bis zu ihrem letztlich erlösenden Liebesbekenntnis, das Kyles Läuterung auch nach außen kehrt, liegt vor unserem Traumpaar ein Slalomparcours aus banalen und mitunter unfreiwillig komischen Stolpersteinen. Um zu erkennen, dass hier ein Regisseur am Werke ist, der von Schauspielführung und Timing nur sehr eingeschränkt etwas versteht, braucht es nicht viel. Symptomatisch für die holprige Inszenierung erscheint die Szene, in der Kyle seiner Traumfrau mit glasigen Augen eine ach so anrührende Geschichte über Elefanten (!) auftischt. Statt Ergriffenheit will sich beim Betrachter allerdings nur das Gefühl peinlicher Berührtheit einstellen. Im Grunde nimmt der Film damit eine mögliche Parodie („Silly Movie“) bereits vorweg.

Was von Regisseur Daniel Barnz im Verlauf von 86 Minuten mit der Fantasielosigkeit eines Schalterbeamten umgesetzt und bebildert wird, ist nichts anderes als eine mit Fantasy-Touch aufgemotzte Episode von Gossip Girl oder O.C. California. Dabei tut man den genannten Teenie-Serien vermutlich sogar Unrecht, bieten sie doch hundertmal interessantere Figuren und Dialoge. Letztere klingen in Beastly gestelzt, schwülstig, wie auswendig gelernt, kurzum einfach schrecklich. Einzige Lichtblicke sind die Auftritte von How I met your Mother-Star Neil Patrick Harris, der als Kyles blinder Hauslehrer zumindest die tranige Stimmung etwas aufbessert.

Wirklich retten kann aber auch er das ekelhaft biedere Projekt nicht. Dafür hätte man die beiden Jungstars Alex Pettyfer und Vanessa Hudgens (High School Musical) und mit ihnen gleich das gesamte, von Poesiealbum-Weisheiten förmlich zugepflasterte Skript austauschen müssen.

Geradezu lächerlich und scheinheilig wirkt es, wenn ein Film mit Vehemenz auf innere Werte pocht, dabei aber vorrangig Äußerlichkeiten betont. So sieht Kyle selbst als sein entstelltes Ich noch irgendwie vorzeigbar aus. Davon abgesehen sind Tattoos und Piercings ohnehin längst gesellschaftlich akzeptierter Körperschmuck. Schließlich darf Pettyfer seinen durchtrainierten Körper nach Twilight-Vorbild immer mal wieder zur Freude seiner meist weiblichen Fans präsentieren. Es sind solche Gesten, die mehr als alles andere den seelenlosen, oberflächlichen Geist von Beastly verraten.

Für BlairWitch.de.

Sonntag, April 03, 2011

Gnomeo und Julia - Krieg am Gartenzaun


USA/GB 2011

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Auch Gartenzwerge haben ihren Stolz. Was passiert, wenn zwei verfeindete Clans, deren Nachwuchs sich verbotenerweise ineinander verliebt hat, in die große Schlacht ziehen, zeigt dieses zuckersüße 3D-Animationsabenteuer aus dem Hause Disney. Mit viel Charme, Witz und Tempo lässt der Film den oft beschriebenen Krieg am Gartenzaun auf einen Klassiker der Weltliteratur treffen. Weiterlesen auf Koeln.de.