Freitag, März 26, 2010

Blind Side - Weichspülen mit gutem Gewissen


USA 2009

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Es ist eine Geschichte, wie sie sich Hollywood gemeinhin erträumt: Ein benachteiligter Teenager steigt zum allseits gefeierten Football-Star auf. Der Film, der Sandra Bullock kürzlich einen Oscar einbrachte, erzählt ein wahres Märchen mit den Mitteln des amerikanischen Wohlfühlkinos. Weiterlesen auf Koeln.de.

Dienstag, März 23, 2010

Remember Me - Spieglein, Spieglein an der Wand


USA 2010

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In Remember Me versuchen zwei junge Menschen, mit den Spätfolgen eines tragischen Verlusts zu Recht zu kommen. Über Umwege und Zufälle finden sie dabei zueinander. Allen Coulters ambitioniertes Liebes- und Familiendrama stellt essentielle Fragen und liefert die passenden Antworten gleich mit. Das auf den ersten Blick mutige Ende ist bei genauer Betrachtung so kühl kalkuliert wie der Rest des Films.

Filmkritik:

Seitdem sich vor sechs Jahren sein Bruder das Leben nahm, ist für den jungen Tyler (Robert Pattinson) die Welt wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Immer wieder quälen ihn die gleichen Fragen nach dem „Warum?“. Er ist aber auch wütend auf den Bruder, der so egoistisch handelte. Und er ist wütend auf seinen Vater (Pierce Brosnan), der mit Arbeit den Schmerz zu betäuben versucht und dabei ihn und seine kleine Schwester Caroline (Ruby Jerins) vernachlässigt. Allein sein bester Freund Aidan (Tate Ellington) scheint wirklich zu wissen, wie es in ihm aussieht.

Auch Ally (Emilie de Ravin) trägt eine schwere Last aus der Vergangenheit. Als sie zehn Jahre alt war, musste sie mitansehen, wie ein Jugendlicher ihre Mutter erschoss. Nun mit Anfang Zwanzig versucht sie, ihr eigenes Leben zu leben und sich allmählich aus der Umklammerung ihres um sie besorgten Vaters (Chris Cooper) zu lösen. Dieser ist als Polizist des NYPD praktisch täglich mit Verbrechen und Leid konfrontiert, woraus sich zum Teil seine übertriebene Angst um Ally erklärt. Tyler und Ally studieren an der gleichen Uni und doch haben sie anfangs kaum Kontakt. Erst eine dumme Idee und der Zufall bringen beide näher zusammen.

Remember Me ist ein Film, dessen gute Absichten niemand ernsthaft in Zweifel ziehen möchte, der aufgrund seiner Konstruiertheit aber einen schalen Nachgeschmack hinterlässt. Autor Will Fetter schwebte augenscheinlich nichts weniger als eine Geschichte über die großen, ewigen Themen der Conditio humana vor. Es ging bei ihm um die Suche nach der einen großen Liebe, um Seelenverwandtschaft, den Umgang mit Trauer und Verlust und die Vergänglichkeit unserer Existenz. Sein Skript ist zu gleichen Teilen Familiendrama wie Liebesromanze, wobei beide Erzählstränge immer wieder ineinander übergehen.

Der mechanische Charakter von Allen Coulters Film zeigt sich schon in den unzähligen Spiegelungen. Remember Me ist im Grunde ein einziger Spiegel, der sich und seine Motive ständig selbst reflektiert. Tyler und Ally haben beide in ihrer Kindheit den Tod eines geliebten Menschen erleben müssen und beide kämpfen sie seitdem gegen eine dominante Vaterfigur an. Über eine Verkettung von Zufällen finden sie schließlich zueinander, wobei ihr Schicksal von einem Ereignis gesteuert wird, das sie weder beeinflussen noch vorhersehen können. Ohne an dieser Stelle zu sehr ins Detail zu gehen, so muss man als Zuschauer doch stutzig werden, wenn ein Film, der die Unberechenbarkeit und Vergänglichkeit des Lebens betont, ausgerechnet im New Yorker Spätsommer des Jahres 2001 spielt. Das Ende ist vor diesem Hintergrund letztlich weniger überraschend, als es die Macher wohl gerne hätten.

Den Darstellern ist indes kein Vorwurf zu machen. Teenie-Schwarm Robert Pattinson – etwas vorschnell von manchen Medien als der neue James Dean gehandelt – leistet sich ebenso wie seine Filmpartnerin Emilie de Ravin keinen Ausrutscher. Glaubwürdig verkörpern sie ihre jeweiligen Rollen, die in ihrer Anlage und Biographie zudem recht ähnlich sind. Aus dem namhaften Ensemble kann ansonsten vor allem Pierce Brosnan Akzente setzen. Einmal mehr unterläuft er geschickt sein Image aus „007“-Zeiten. Für Remember Me, dieser Filmwerdung des „Carpe Diem“, reicht es gleichwohl nur zu Mittelmaß – bestenfalls.

Für Programmkino.de.

Montag, März 22, 2010

Green Zone - Jason Bournes vierter Einsatz


USA 2010

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Nach dem Erfolg der letzten beiden Bourne-Filme setzen Regisseur Paul Greengrass und Hollywood-Star Matt Damon ihre Zusammenarbeit mit dem politischen Actionthriller Green Zone fort. Als Kulisse diente der Irak der Nach-Saddam-Ära. Weiter auf Koeln.de.

Mittwoch, März 17, 2010

Everybody's Fine - Die Robert-De-Niro-Show


USA 2009

++1/2

Ein „I’m fine“ ist schnell daher gesagt und entspricht nicht immer der Wahrheit. Diese Erkenntnis lehrt das Hollywood-Remake des italienischen, seinerzeit von Giuseppe Tornatore inszenierten Stanno tutti bene. Der Brite Kirk Jones schickt in Everybody’s Fine einen grandios aufspielenden Robert De Niro in der Rolle eines um den Zusammenhalt seiner Familie besorgten Witwers auf eine tragikomische Reise quer durch die USA. Die prominente Besetzung wird komplettiert durch Drew Barrymore, Kate Beckinsale und Sam Rockwell.

Filmkritik:

Für den Witwer Frank Goode (Robert De Niro) beginnt nach dem Tod seiner geliebten Frau erzwungenermaßen ein neuer, zunächst bitterer Lebensabschnitt. Die vier Kinder sind längst aus dem adretten Einfamilienhaus ausgezogen, in dem er sich plötzlich irgendwie allein und verlassen fühlt (was er allerdings nie zugegeben würde). Daran ändert auch ein gelegentlicher Plausch mit Freunden oder die von seinem Arzt empfohlene Gartenarbeit nichts. Erst die Idee zu einem Familientreffen erfüllt Frank mit neuem Tatendrang. Umso mehr schmerzt es ihn, als seine Kinder praktisch in letzter Minute absagen und ihn auf einen anderen Termin vertrösten.

Doch Frank hat sich im Handumdrehen einen Plan B zu Recht gelegt. Wenn ihn seine Kinder schon nicht besuchen wollen oder können, dann stattet er ihnen halt einen Überraschungsbesuch ab. Vom beschaulichen Connecticut zieht es ihn als erstes in den Big Apple. Dort im stets geschäftigen Manhattan lebt und arbeitet David (Austin Lysy) als Künstler mit einem kleinen Atelier. Als Frank jedoch vor Davids Wohnung klingelt, bleibt die Tür verschlossen. Auch ein zweiter Versuch zu einer anderen Tageszeit bleibt erfolglos. Etwas irritiert verlässt Frank daraufhin New York Richtung Chicago, wo seine Tochter Amy (Kate Beckinsale) eine Werbeagentur leitet. Schließlich will der Witwer noch nach Denver und Las Vegas weiterreisen. Hier hofft er seinen Sohn Robert (Sam Rockwell) und seine Tochter Rosie (Drew Barrymore) nach langer Zeit einmal wiederzusehen.

Everbody’s Fine ist das Hollywood-Debüt des Briten Kirk Jones (Lang lebe Ned Devine) und zugleich das Remake des Giuseppe Tornatore Films „Stanno tutti bene“ aus dem Jahre 1990. Robert De Niro, der nach der überaus erfolgreichen Zusammenarbeit mit Martin Scorsese viel zu oft in zweit- und drittklassigen Produktionen zu sehen war, kann in der Rolle des treusorgenden Familienoberhauptes endlich wieder einmal seine ganze schauspielerisches Klasse unter Beweis stellen. Mit einer nuancierten Darstellung, die zwischen bittersüßen, heiteren und tragischen Tönen genau zu unterscheiden weiß und die bisweilen an Jack Nicholsons ergreifenden Auftritt in About Schmidt erinnert, hält er die episodenhafte, gerade zum Ende hin recht schematische Geschichte souverän zusammen.

Dass eine solche Reise, wie Frank sie unternimmt, niemals frei von Sentimentalitäten ist, dürfte klar sein. Das von Jones überarbeitete Originalskript hält aber selbst für die besonderen Umstände dieses Trips eine viel zu rührselige Auflösung bereit, bei der das unüberhörbare Loblied auf die Familie manche der zuvor sichtbaren Konflikte entschärft und weichspült. Damit macht es sich Jones etwas zu leicht. Fast kann der Eindruck entstehen, als wolle er im Schlusssprint die zuvor oftmals als reine Schutzbehauptung enttarnte Äußerung „I’m Fine“ in ihrer naiven Bedeutung wieder herstellen. Durch sein mutloses, viel zu sehr auf Konsens bedachtes Ende wird Franks über weite Strecken mit viel leisem Humor und Fingerspitzengefühl erzählter Roadtrip über Gebühr entwertet.

Für Programmkino.de.

Donnerstag, März 11, 2010

Jerry Cotton - Reboot mit Leerlauf


D 2010

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Was James Bond für die Engländer ist, das ist Jerry Cotton für uns Deutsche. Seit einer gefühlten Ewigkeit löst der furchtlose FBI-Agent die absurdesten Kriminalfälle. Nun kehrt der populäre Pulp-Romanheld in Gestalt einer aufwändigen Kinoproduktion zurück. Diese soll eine neue Generation von Kinogängern begeistern. Den ganzen Text gibt es auf Koeln.de.

Dienstag, März 09, 2010

Fall 39 - Satansbraten


USA/CAN 2009

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Der Belzebub hat viele Gesichter. Nur zu gerne versteckt er sich hinter dem schönen, vermeintlich unschuldigen Antlitz eines in Wirklichkeit alles andere als unschuldigen Kindes. Diese Erfahrung mussten auch schon die Eltern des kleinen Damien machen, der nach der Geburt vertauscht, sich rasch zum mordenden Satansbraten und zu einem Albtraum für sein Umfeld entwickelt. Herkunft verpflichtet, insbesondere wenn man als die Personifizierung des Antichristen einen recht einseitigen, vorbelasteten Ruf zu verteidigen hat. Im asiatischen Horrorkino ist der Teufel zwar weniger präsent, dafür haben es die potenziellen Opfer meist mit äußerst durchtriebenen Dämonen und Geister zu tun. Blasse Mädchen mit rot unterlaufenen Augen und langen, schwarzen Haaren sind ein sicheres Indiz dafür, dass sich die Lebenserwartung der Hauptfigur soeben drastisch verkürzt hat.

Antikörper-Regisseur Christian Alvart präsentiert in seinem Hollywood-Debüt eine Mischung dieser kindlichen Gesichter des Bösen. Denn dass die zunächst ängstlich dreinblickende Lillith (Jodelle Ferland) nicht das schutzbedürftige Opfer ist, als das Alvart uns das Mädchen in den ersten Minuten vorstellt, wird recht bald klar. Dummerweise fällt die engagierte Sozialarbeiterin Emily (Renée Zellweger) auf Lilliths zugegeben Oscar-reife Schauspielkunst herein. Emily hat tagtäglich mit Kindern zu tun, die von ihren Eltern oder engen Familienangehörigen geschlagen, missbraucht oder vernachlässigt werden. Da kann die Objektivität mitunter verloren gehen. Zumal wenn man wie Emily auf ein kleines Mädchen trifft, dessen Eltern es gerade in einen Backofen zerren und bei 200 Grad garen wollen. Die Gebrüder Grimm lassen grüßen.

In allerletzter Sekunde kann Emily die Tat verhindern. Lillith dankt es ihrer Retterin mit kindlicher Zuneigung, die später jedoch immer mehr in eine bedrohliche, irritierende Kälte und Kontrollsucht umschlagen soll. Während auf der einen Seite das Misstrauen allmählich zunimmt, werden auf der anderen Seite nach und nach sämtliche Masken fallen gelassen. Noch bevor es schließlich zum Showdown zwischen Emily und Lillith kommt, hat das Böse bereits hinlänglich bewiesen, dass es wahrhaftig keinen Spaß versteht. Was das im Einzelnen zu bedeuten hat, sei an dieser Stelle nicht verraten. Allzu schwer macht es Alvart seinem Publikum indes zu keiner Zeit und so dürften letztlich nicht nur Genre-Fans über den Fortgang der Ereignisse mit großer Zielgenauigkeit spekulieren.

Einen Originalitätspreis wird Alvart für seine dunkle Mär vom Teufel mit Engelsgesicht folglich nicht gewinnen. Die Irritationen, die vor allem von Lilliths doppeltem Spiel bisweilen ausgehen, kleben einfach zu sehr an den Gesetzmäßigkeiten des Genres, das nach der Welle an asiatischen Geister- und Dämonen-Geschichten – inklusive den dazu gehörigen Remakes – zeitweise mit einer ernstzunehmenden Übersättigung zu kämpfen hatte. Hollywood-Neuling Alvart will unterhalten und anders als sein Kollege Lars von Trier den Zuschauer nicht überfordern oder mit kalkulierten Tabubrüchen vor den Kopf stoßen. Und so macht es sich Fall 39 nach einer spannungsgeladenen Einführung sehr schnell in der Ecke des nur bedingt einfallsreichen 666-Thrillers bequem.

Innerhalb dieser Routine blitzt allerdings hin und wieder Alvarts schon in Antikörper anzutreffendes Gespür für schaurig-schöne Stimmungen und Bilder auf. So gipfelt Emilys zunehmende Hilflosigkeit in einer Verzweiflungstat, bei der sie sich wie ein wehrloses Opfer in ihrem eigenen Schlafzimmer verbarrikadiert. Aus dem Zusammenspiel von subjektiver Perspektive, Schnittfrequenz und Hagen Bogdanskis Kamera entsteht kurzzeitig ein wahrhaftiges Gefühl der Bedrohung, das viel tiefer geht als jede der obligatorischen Schrecksekunden. Von denen gibt es zwar auch reichlich, ihr durch und durch mechanisches Design löst jedoch kaum mehr als ein reflexhaftes Zucken aus. Über die Qualität eines Filmemachers sagen solche, vorrangig über den Sound gesteuerten Terrorattacken rein gar nichts aus.

Für die Besetzung fängt sich Fall 39 Lob und Tadel zugleich ein. Denn so erfischend es anfangs ist, Renée Zellweger einmal nicht in einer Romanze oder als Pummelchen Bridget Jones erleben zu müssen, so wenig nimmt man ihr den Part der resoluten Sozialarbeiterin ab. Ihr gewöhnungsbedürftiges Mienenspiel spaltet ohnehin seit jeher das Publikum. Dieses Mal wird es nicht anders sein. Da hat es ihre jugendliche Widersacherin Jodelle Ferland um einiges leichter, obwohl sie eigentlich die weitaus schwierigere Rolle übernahm. Mal verkörpert sie das unschuldige, schutzbedürftige Mädchen, dann wiederum das böse, manipulative Gör, dem der Teufel höchstpersönlich im Nacken zu sitzen scheint. Den Drahtseilakt zwischen diesen beiden Extremen meistert die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst 12jährige mit Bravour. Nach Auftritten in Uwe Bolls Brutalo-Schocker Seed, der Videospielverfilmung Silent Hill und dem Psychothriller The Messengers der Gebrüder Pang ist sie zudem schon geübt im Umgang mit düsteren Storys und finsteren Charakteren. Christian Alvart läuft derweil seiner alten Form noch hinterher.

Erschienen bei BlairWitch.de.

Freitag, März 05, 2010

Alice im Wunderland - Das Herz bleibt kalt


USA 2010

++1/2

Es ist einer der Klassiker auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur: Alice im Wunderland des Briten Lewis Carroll hat auch nach fast eineinhalb Jahrhunderten nichts von seiner ursprünglichen Faszination eingebüßt. Dass sich ein Kino-Zauberer wie Tim Burton an eine Neuinterpretation wagt, scheint da nur konsequent. Weiterlesen auf Koeln.de.

Mittwoch, März 03, 2010

Schön bis in den Tod - Silikon-Slasher


USA 2009

+1/2

Anders als es der wieder einmal dämliche deutsche Titel vermuten läst, dreht sich in Schön bis in den Tod nicht alles um einen letalen Beauty-Wettbewerb. Das lose Remake des achtziger Jahre Low-Budget-Slashers The House on Sorority Row spielt vielmehr im Umfeld eines von Studentinnen bewohnten Verbindungshauses – einem nicht nur in diesem Genre äußerst beliebten Schauplatz. Zu den Aufnahmebedingungen von „Theta-Pi“ scheint sehr zu Freude des männlichen Ziel-Publikums vorrangig ein makelloses Aussehen zu gehören. Intelligenz und Persönlichkeit werden hingegen nicht sonderlich geschätzt.

Der Abend beginnt für Megan (Audrina Patridge) und ihre Clique mit einer ausgelassenen Party im Verbindungshaus. Dort sind sehr zum Ärger der strengen, aber herzlichen Hausmutter Mrs. Crenshaw (Carrie Fisher!!!) auch reichlich Jungs mit zumeist nicht sonderlich jungendfreien Absichten anwesend. Bei einem spontanen nächtlichen Ausflug entwickelt sich aus einem dummen Streich, den Megan und ihre Verbindungs-Freundinnen einem Kommilitonen spielen, ein tragischer Zwischenfall, den Megan nicht überlebt. In den ersten Schock um den Tod der ach so guten Freundin mischt sich kurze Zeit später bereits echte Panik. Die Freundinnen ahnen, dass ihnen ernste Konsequenzen drohen, sehr wahrscheinlich sogar der Verweis von der Uni, wenn erst einmal bekannt wird, was in dieser Nacht geschah. Und so fassen Megans „Schwestern“ unter der Wortführerschaft der eiskalten Jessica (Leah Pipes) den Entschluss, die Leiche verschwinden und Gras über die ganze Sache wachsen zu lassen.

Im Horrorfilm werden schon kleine Sünden (Sex vor der Ehe gehört dazu) meist hart bestraft und so wundert es nicht, dass die Vergangenheit unsere Schönheiten am Ende einholt. Wenige Monate nach jener schicksalhaften Nacht sieht es ganz danach aus, als wäre Megan mal eben so von den Toten zurückgekehrt, um sich an Jesscia und die Ihren zu rächen. Während die blutige Mordspur in und um das Verbindungshaus immer länger wird, darf auf Seiten des Zuschauers gerätselt werden, wer hier sein Handwerk mit tödlicher Präzision und einem „gepimpten“ Kreuzschlüssel verrichtet.

Was sich zunächst nach einer wenig originellen Mixtur aus Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast und der Scream-Reihe anhört, entpuppt sich in der Tat als ebensolche. Wieder geht ein von Rachegelüsten angetriebener Irrer auf einem Campus um, der sich mit der Sorgfalt eines Beamten Opfer für Opfer bis zum obligatorischen Showdown vorkämpft. Lediglich die Neugier, wer denn am Ende hinter den Morden steckt, sorgt dafür, dass man nicht vorzeitig wegschlummert. Unterhaltsam oder gar spannend ist Schön bis in den Tod nämlich nicht. Allenfalls über die fast schon schmerzhafte Dummheit der partygeilen Studenten und deren schlichte Gemüter mag man sich amüsieren.

Einen Sympathieträger, der es wert wäre, dass man sich mit ihm verbündet, sucht man vergeblich. Das gesamte Personal von Schön bis in den Tod ist so künstlich wie die zur Schau gestellten Dekolletees. Selbst als Party-Film, den man sich am liebsten mit Freunden in bierseliger Runde ansieht, eignet sich das Abenteuer nur bedingt. So gibt sich der Film anders als der letztjährige My Bloody Valentine oder der hierzulande nur auf Video erschienene Zombie Strippers eher zugeknöpft. Die schlampig inszenierte Szene im Duschraum einmal ausgenommen, bleibt die Bitte nach Full-Frontal-Nudity meist unerwidert. Die Morde wiederum unterscheiden sich mit einer Ausnahme nur in der Wahl der Tatwaffe von vergleichbaren Produktionen. So richtig schön gory und ungemütlich wird es nie.

Regisseur Stewart Hendler hält die Kamera zudem immer dorthin, wo man es auch vermuten würde. Neben den üblichen Motiven (das Spiel mit dem Badezimmerspiegel, der Killer im Kapuzenumhang, die böse Überraschung in der Dusche) fügt sich auch die präsentierte Auflösung samt kalkulierter Schlusspointe nahtlos in die Logik eines 08/15-Slashers ein. An popkulturellen Querverweisen oder einem ironischen Subtext wie in Scream scheint Hendler nicht interessiert zu sein. Dafür ergehen sich die Plastik-Schönheiten bei jeder sich bietenden Gelegenheit in banalem Bitch-Talk. Das ist mitunter derart langweilig und nervtötend, dass man innerlich applaudiert, wenn der Killer die Silikon-Clique um ein weiteres Mitglied dezimiert.

Für BlairWitch.de.

Dienstag, März 02, 2010

Crazy Heart - Last Man Singing


USA 2009

+++1/2

Jeff Bridges war bereits viermal für den Oscar nominiert. Nun mehren sich die Hinweise, dass er bei seinem voraussichtlich fünften Anlauf endlich einen Goldjungen mit nach Hause nehmen kann. Sein Portrait des alternden Country-Stars Bad Blake zeigt einen Bridges wie er besser nicht sein könnte. Im Zusammenspiel mit den „bluesigen“ Country-Stücken aus der Feder von T-Bone Burnett und Songwriter Ryan Bingham entstand so eine ungemein fesselnde Meditation über verpasste und letzte Chancen.

Filmkritik:

Zu Beginn stiftet Crazy Heart einiges an Verwirrung. Wenn Jeff Bridges mit bärtiger Miene und in Schlabber-Klamotten eine Bowling-Halle betritt, meint man kurzzeitig, dem „Dude“ zuzusehen. Doch das hier ist nicht The Big Lebowski, das hier ist der wenig glamouröse Alltag von Bad Blake. Der inzwischen 57-jährige hat schon bessere Zeiten erlebt. Einst spielte er als gefeierter Star der Country-Szene in ausverkauften Häusern. Heute tourt er mit seinen alten Nummer-Eins-Hits im Gepäck durch stickige Kneipen und triste Bowling-Schuppen. Versiffte Absteigen und White-Trash-TV sind seinen einzigen Begleiter. Mehr noch als die Vergangenheit hat jedoch der Alkohol Bad im Griff und so kann es schon einmal passieren, dass er mitten im Auftritt volltrunken die Bühne verlässt.

Hinter der kaputten, gebrochenen Fassade schlägt aber noch immer das Herz eines Verrückten. Das zeigt sich, als Bad der Journalistin Jean Craddock (stark: Maggie Gyllenhaal) zum ersten Mal begegnet. Plötzlich ist alles anders. Aus einem Interview für eine Tageszeitung wird schnell mehr. Jean, die vom Alter her eigentlich Bads Tochter sein könnte, trifft das vom Leben zuletzt mehr und mehr enttäuschte Raubein an dessen empfindlichste Stelle. Sein Herz ist entflammt und er gewillt, diese vielleicht letzte Chance aufs Glück zu nutzen.

Crazy Heart ist ein Film, der sich immer wieder selbst zurücknimmt und darüber bis zu seiner wunderbaren, hoffnungsvollen Schlusseinstellung ungemein berührt. Scott Cooper wandelt darin auf dem schmalen Grat zwischen Zuversicht und Resignation, zwischen Mut und Bitterkeit, den Blick dabei immer fest auf Bad Blake gerichtet, diesem Ritter von der traurigen Gestalt. Bad ähnelt in gewisser Weise Mickey Rourkes Wrestler, der während der letztjährigen Oscar-Saison für Furore sorgte. Auch Coopers Protagonist lebt schon länger ausschließlich in der eigenen, glorreichen Vergangenheit, weil das Hier und Jetzt für ihn nur allzu oft als Abfolge deprimierender Tiefschläge daherkommt. Früher war er ein Star, heute ist er nur mehr dessen Schatten.

Obwohl die Geschichte von Crazy Heart fiktiv ist und eine direkte biographische Vorlage nicht existiert, erscheint uns Bads Schicksal äußerst vertraut. Coopers Film greift den American Dream an, wobei er allen Bads dieser Welt ein eindringliches Denkmal setzt. An die Stelle eines inszenierten Scheiterns in Zeitlupe und einer Hollywood-genormten Loser-Ballade treten Momente, deren emotionale Kraft aus einer schnörkellosen, grundehrlichen Erzählhaltung resultieren. Wenn es Bad wieder einmal beschissen geht, dann zeigt uns Cooper das ohne einen Anflug von Dramatik und ohne gleichsam etwas beschönigen zu wollen. Dass sich Crazy Heart bei aller Melancholie eine gewisse Leichtigkeit bewahrt, ist ein weiteres Indiz dafür, dass Cooper melodramatische Schnellschüsse zu umgehen weiß.

So wie The Wrestler Mickey Rourkes Film war, so erscheint dieser hier ohne Jeff Bridges undenkbar. Der demnächst höchstwahrscheinlich fünffach Oscar-nominierte Bridges erschuf eine Figur, für die man ihn noch lange in Erinnerung halten wird. Seine vollkommen uneitle, punktgenaue Darstellung geht weit über das hinaus, was gemeinhin unter dem Schauspielbegriff subsumiert wird. Hier lebt jemand ein anderes Leben, an dem wir als Zuschauer zumindest in Ausschnitten teilhaben dürfen. Bad, so wie Bridges ihn portraitiert, wird schon bald zu einem guten Freund, den zu verabschieden sichtlich schwer fällt.

Für Programmkino.de.