Donnerstag, Januar 28, 2010

Sherlock Holmes - Jungsfilmer in Baker Street


USA 2009

++1/2

Um Guy Ritchie war es nach mehreren Flops und dem Rückzug aus der Yellow Press zuletzt merklich ruhiger geworden. Umso mehr erstaunt es, welch erfolgreiches Comeback der Brite dank eines ungleich berühmteren Briten nun feiern darf. Die Neuauflage von Sir Arthur Conan Doyles Detektivlegende Sherlock Holmes katapultiert Ritchie zurück in die erste Regie-Garde Hollywoods. Weiter auf Koeln.de.

Freitag, Januar 15, 2010

Friendship! - Gööö West!


D 2009

++1/2

Im Wende-Jahr 1989 unternehmen zwei junge DDR-Bürger einen abenteuerlichen Roadtrip quer durch die Vereinigten Staaten. Friendship! versucht sich als Feel-Good-Movie mit nostalgischer Einfärbung und ernsten Untertönen. Auch wenn die beiden Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke dabei ihr Bestes geben, zu mehr als harmlosem Konsens-Kino reicht es (leider) nicht.

Filmkritik:

Deutschland im Jahre 1989: Die Berliner Mauer, das Symbol der Teilung und des Kalten Krieges, wird brüchig und schließlich von West- und Ostdeutschen in einer historischen November-Nacht eingenommen. Für Veit (Friedrich Mücke), der in der DDR aufgewachsen ist, bietet sich nun endlich die Chance, seinen Vater besuchen. Der ist nämlich schon vor Jahren in die Vereinigten Staaten ausgewandert, genauer nach San Francisco. Von dort erhält Veit jedes Jahr eine neue Postkarte mit Geburtstagsglückwünschen. Bis zu seinem nächsten Geburtstag in drei Wochen will er seinen Vater in San Francisco endlich besuchen – angesichts einer bescheidenen Reisekasse von wenigen Hundert Mark ein durchaus ambitioniertes Ziel.

Wie ambitioniert das merken er und sein bester Freund Tom (Matthias Schweighöfer) bereits im Reisebüro. So reicht ihr Geld nur für einen Flug nach New York. Ausgestattet mit einem fast unerschütterlichen Optimismus und einer guten Portion jugendlichem Leichtsinn entschließen sich beide mangels Alternativen von da an für die Anhalter-Variante. Dass sie kaum ein Wort Englisch verstehen, schreckt die kontaktfreudigen DDRler nicht weiter ab. Auf ihrer Reise quer durch die USA lernen sie sodann nicht nur Land und Leute kennen, ohne es zu merken werden Tom und Veit plötzlich zu gesamtdeutschen Botschaftern, die den verdutzten Amis erklären müssen, dass es vierzig Jahre lang tatsächlich zwei deutsche Staaten gab.

Als „Ost-West-Annäherung der etwas anderen Art“ wollen die Macher ihren Film verstanden wissen. Tatsächlich spielt der geschichtliche Background keine so entscheidende Rolle. Der Wunsch, den eigenen Vater kennenzulernen, ist ebenso universell wie der adoleszente Freiheitsdrang der beiden Hauptfiguren. Der Unrechtsstaat DDR, der hier mit seinen albernen Zeremonien, Aufmärschen und Ritualen in einem von Veit und Tom zusammengestellten Super-8-Film zur Lachnummer gerät, dient wie schon in Good Bye, Lenin! eher als nostalgisches Hintergrundmotiv. Dabei werden die hässlichen Seiten des Arbeiter- und Bauernstaates weitgehend ausgeblendet und die Wende auf einen an der Berliner Mauer singenden David Hasselhoff reduziert.

Das ist einerseits verständlich, soll Friendship! doch vor allem als heitere Buddy- und Culture-Clash-Komödie funktionieren (was sie bis zu einem gewissen Punkt auch tut), andererseits wird man das Gefühl nicht los, dass die an den wahren USA-Trip von Filmproduzent Tom Zickler angelehnte Geschichte ihr dramatisches Potenzial ohne Not an bekannte Ost/West-Klischee verschenkt. Eines stellt den Durchschnitts-Amerikaner wieder einmal als unwissenden, an Ereignissen außerhalb seines Heimatlandes nur sehr bedingt interessierten Zeitgenossen bloß. Erst zum Ende hin erlaubt sich Regisseur Markus Goller den Feel-Good-Charakter seines Films für einen kurzen Moment abzustellen, wobei die Art und Weise wiederum nicht ganz unproblematisch erscheint.

Im Ergebnis kann Friendship! keines seiner zahlreichen Versprechen wirklich überzeugend einlösen. Wende-Reflexion, Freundschaftsstudie, Vatergeschichte, Road Movie, Goller und sein Autor Oliver Ziegenbalg, der bereits das Drehbuch zu Til Schweigers Mittelalter-Klamotte 1 ½ Ritter zu verantworten hat, probieren alles einmal aus. Letztendlich ist ihr Film vor allem brave, auf Konsens bedachte Unterhaltung, die von ihren sympathischen Darstellern – allen voran Neuentdeckung Friedrich Mücke – am Leben gehalten wird.

Für Programmkino.de.

Freitag, Januar 08, 2010

Haben Sie das von den Morgans gehört?


USA 2009

+

Eine romantische Komödie steht und fällt mir ihren Hauptdarstellern. Passen die, die in die Rolle des Traumpaares auf Umwegen schlüpfen sollen, nicht zueinander, fällt das meist ohnehin dünne Konstrukt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Sex & the City-Frontfrau Sarah Jessica Parker und Dauersingle Hugh Grant wird im Nachgang der Dreharbeiten zu Haben Sie das von den Morgans gehört? eine Affäre nachgesagt, was insofern erstaunlich ist, als dass sie zumindest als Filmpaar nur schwerlich miteinander harmonieren. Weiterlesen auf Koeln.de.

Dienstag, Januar 05, 2010

Mitternachtszirkus - Cirque du Freak


USA 2009

++

Tod Brownings kontroverser Filmklassiker Freaks zählt zu den Meilensteinen des Horrorkinos. Auch wenn die Geschichte über eine bizarre, menschenverachtende Kuriositätenshow inzwischen fast acht Jahrzehnte mit sich herumträgt, hat sie bis heute kaum etwas von ihrer ungemein verstörenden Wirkung eingebüßt. Paul Weitz’ Mitternachtszirkus entwirft zumindest auf dem Papier ein ganz ähnliches Szenario. Auch sein Film, der auf einem Roman des britischen Autors Darren Shan basiert und der als Auftakt einer ganzen Serie konzipiert wurde, taucht in den faszinierenden Mikrokosmos einer von unzähligen „Freaks“ bevölkerten Varieté-Show ein. Ob die Zeit mit seinem Werk allerdings ebenso gnädig sein wird, darf stark bezweifelt werden.

Weil Vampire - Twilight und New Moon sei Dank - derzeit schwer angesagt sind, wundert es nicht, dass der Verleih den im Grunde wenig aussagekräftigen Untertitel „Willkommen in der Welt der Vampire“ (im Original: „The Vampire’s Assistant“) ebenso groß plakatiert. Dass in Mitternachtszirkus ausgerechnet ein 16jähriger Teenager namens Darren (Chris Massoglia) zur zentralen Identifikationsfigur aufgebaut wird, hat Weitz’ Film (zu) schnell das Etikett eines „Twilight für Jungs“ eingebracht. Und selbst wenn ein Denken in solchen Kästchen und Schablonen oftmals von einer mangelnden Kreativität des Rezipienten zeugt, so sind gewisse jungs-typische Spiegelungen zu Stephenie Meyers Vampir-Romanze nicht von der Hand zu weisen.

Darren, der bislang stets unter der strengen Beobachtung seiner schrecklich spießbürgerlichen Eltern stand, besucht mit seinem besten Freund Steve (Josh Hutcherson) verbotenerweise die Vorstellung des geheimnisvollen „Mitternachtszirkus“. Dort begegnet er unter anderem dem furchteinflößenden Zirkusbesitzer Mr. Tall (Ken Watanabe), der bärtigen Madame Truska (Salma Hayek) und einem unberechenbaren Wolfsmenschen. Am meisten zieht ihn jedoch von Beginn an der Spinnenbeschwörer Larten Crepsley (John C. Reilly) in seinen Bann. Die exzentrische „Rampensau“ ist in Wahrheit ein Vampir, dem die Gabe geschenkt wurde, sich mit Lichtgeschwindigkeit fortzubewegen. Crepsley wird für Darren zu einem Ersatzvater und Mentor. Er verwandelt den Jungen schließlich zur Hälfte in einen untoten Blutsauger, der sein Verlangen nach dem roten Körpersaft ähnlich wie Edward zu zügeln weiß.

Als Neumitglied der mitternächtlichen Freakshow erkundet Darren eine für ihn bis dahin unbekannte Welt, in der es vor skurrilen Kreaturen nur so wimmelt. Als Zuschauer ergeht es einem nicht anders. Die schiere Fülle der Eindrücke hätte vermutlich gleich für mehrere Filme ausgereicht. Am liebsten möchte man sich Bild für Bild durch dieses dunkle Märchen bewegen, denn nur dann scheint sichergestellt, dass kein Einfall der Set- und Charakter-Designer am Ende unentdeckt und ungesehen bleibt. Die malerische Opulenz der meist düsteren Bilder beginnt bereits mit dem verspielten, durchgestylten Vorspann und endet mit einer nicht minder hübsch anzusehenden Schlusseinstellung. Für 70 Mio. Dollar kann man dergleichen aber auch erwarten.

Die Probleme fangen indes ganz woanders an. Dass dieser Vampir-Ausflug bestenfalls einen flüchtigen, nicht immer homogenen Eindruck hinterlässt, liegt vornehmlich im gefühlten Aufbau der Story als ein überlanger Prolog. Obwohl die Drehbuchautoren Brian Helgeland und Paul Weitz die ersten drei Bücher von Shans Cirque du Freak-Reihe zum Vorbild nahmen, gleicht der Film mehr einem ersten Kennenlernen. Die Figuren, allen voran der geheimnisvolle, schräge Crepsley, bleiben zumeist ein Mysterium, ihre Eigenarten und Ticks visuelle Gimmicks, die nicht wirklich ergründet werden. Die Erzählhaltung erscheint nicht selten überdreht und ungeduldig und die zum Teil als Coming-of-Age-Trip geformte Dramaturgie seltsam unentschlossen.

Wo es sich lohnen würde, etwas länger zu verweilen - beispielsweise bei dem jahrhundertealten Konflikt zwischen den verfeindeten Vampirfamilien -, hetzt Weitz’ Film wie ein hyperaktives Kleinkind zur nächsten Szene. Die Geschichte zeigt, was passiert, wenn zuviel Stoff in zu wenig Film verpackt wird. Die Zeit reicht schlichtweg nicht aus, um die wahrlich ambitionierten Vorstellungen der Autoren zufriedenstellend in einer in sich stimmigen Handlung aufgehen zu lassen. Hinzu kommt, dass sich die dargebotene Mischung aus düsteren und komischen Elementen immer wieder selber ausbremst. In der Konsequenz wird weder das Horror- noch das Comedy-Potenzial der Geschichte ausgeschöpft.

Man merkt, dass Weitz bislang vorrangig Komödien inszeniert hat. Sein Film gibt sich in Bezug auf die Biss-Freudigkeit der angeblich blutsaugenden Nachtgestalten noch zugeknöpfter als die ohnehin schon biedere Twilight-Reihe. Das Kalkül, auf diesem Wege zunächst eine zielgruppengerechte Altersfreigabe und damit ein möglichst großes Publikum zu erreichen, ist zumindest in den USA grandios gescheitert. Dort entpuppte sich der Mitternachtszirkus mit einem mageren Einspielergebnis von knapp 15 Mio. Dollar als übles Kassengift. Nicht überall wo „Vampir“ drauf steht, wird der Erfolg also gleich auch mitgeliefert.

Für BlairWitch.de.